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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Schon seit Langem.«
    War dies das Erste, was ein Mann bei einer solchen Gelegenheit sagte?, wunderte Pam sich. Sie hatte kein einziges Mal an den Sex gedacht, nur an seine Ehe.
    »Ich wollte mich nicht in dich verlieben«, fuhr er fort. »Ich dachte, wir würden Freunde sein. Aber du bist anders als alle anderen. Du hast etwas in mir entfacht. Du bist schön, das kann jeder sehen. Aber du bist auch, na ja, wie Whitman. Unkonventionell. Lyrisch. Auf ganz eigene Weise eine Dichterin.«
    »Du hast Kinder«, konnte Pam sich nicht verkneifen zu sagen.
    Ein Zögern. »Ja. Aber du würdest sie mögen. John ist acht. Chiara geht auf die Mittelschule. Sie ist elf. Es sind wunderbare Kinder. Deshalb sind Mary und ich noch zusammen. Nur deshalb.«
    Sie heißt Mary. Ich hatte mich schon gefragt.
    Er drückte ihre Hand. »Pam, ich kann dich nicht gehen lassen.«
    Sie lehnte sich an ihn, genoss das Gefühl, seinen Arm an ihrem zu spüren, roch den herben, angenehmen Duft und kümmerte sich nicht darum, wer das Aftershave gekauft hatte. Sie dachte: Früher oder später hätte er es mir wahrscheinlich ohnehin erzählt.
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    »Ich wollte es dir in einer Woche oder so erzählen. Ich schwöre. Ich war dabei, all meinen Mut zusammenzunehmen.« Sie merkte, dass seine Hand zitterte. »Ich sehe die Gesichter meiner Kinder. Ich denke, ich kann die Familie nicht verlassen. Und dann kommst du. Der unglaublichste Mensch, der mir jemals begegnet ist. . Ich bin sehr, sehr lange einsam gewesen.«
    »Aber was ist mit den Feiertagen?«, fragte sie. »Ich wollte an Thanksgiving oder Weihnachten etwas mit dir unternehmen.«
    »Ich kann mich an einem der beiden Termine vermutlich loseisen. Zumindest für einen Teil des Tages. Wir müssen bloß rechtzeitig alles planen.« Stuart senkte den Kopf.
    »Hör zu, ich kann nicht mehr ohne dich leben. Mit etwas Geduld kriegen wir das schon hin.«
    Sie dachte an die eine Nacht zurück, die sie zusammen verbracht hatten. Eine geheime Nacht, von der niemand wusste. Bei Amelia Sachs zu Hause, während sie bei Lincoln Rhyme gewesen war. Pam und Stuart hatten die Wohnung für sich allein gehabt. Es war magisch gewesen. Sie wünschte sich, jede Nacht ihres Lebens könnte wie jene eine sein.
    Sie umschloss seine Hand noch fester.
    »Ich darf dich nicht verlieren«, flüsterte er.
    Er rückte näher an sie heran. Sie sehnte sich nach jedem Quadratzentimeter Körperkontakt. Sie hatte sogar ein Gedicht über Stuart verfasst und darin beschrieben, dass sie wie durch die Schwerkraft voneinander angezogen würden, eine der elementaren Kräfte des Universums.
    Pam legte ihren Kopf auf seine Schulter.
    »Ich verspreche, ich werde nie wieder Geheimnisse vor dir haben. Aber bitte.. wir müssen uns weiterhin sehen.«
    Sie dachte an die herrliche Momente, die sie gemeinsam erlebt hatten, Momente, die anderen Leuten unbedeutend und töricht vorgekommen wären.
    Unvergleichlich.
    Seine Nähe war wie warmes Wasser, das den Schmerz aus einer Wunde spülte.

    Auf ihrer Flucht hatten Pam und ihre Mutter bei kleinlichen Männern gewohnt, die sie
    »zu ihrem eigenen Besten« verprügel
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    ten und die mit ihren Frauen und Kindern kein Wort wechselten, es sei denn, um sie zurechtzuweisen oder ihnen den Mund zu verbieten.
    Stuart hielt sich nicht mal im selben Universum wie diese Ungeheuer auf.
    »Gib mir nur ein wenig Zeit«, flüsterte er. »Es wird alles gut. Versprochen. Wir treffen uns fürs Erste so wie bisher. . He, ich hab eine Idee. Ich weiß, du möchtest gern mal verreisen. Nächsten Monat findet in Montreal eine Poesie-Konferenz statt. Ich könnte dir ein Flugticket und ein Zimmer besorgen. Du könntest dir die Vorträge anhören.
    Und die Abende hätten wir für uns.«
    »Oh, ich liebe dich.« Sie hob den Kopf zu seinem Gesicht. »Ich verstehe, warum du mir nichts erzählt hast, ehrlich.«
    Er packte sie und küsste sie auf den Hals. »Pam, ich bin so. .«
    Da wich sie vor ihm zurück und hielt sich ihre Büchertasche wie einen Schild vor die Brust. »Nein, Stuart.«
    »Was?«
    Pam hatte den Eindruck, ihr Herz schlage so schnell wie noch nie. »Sobald du geschieden bist, ruf mich an, dann sehen wir weiter. Aber bis dahin können wir uns nicht mehr treffen.«
    Sie hatte sich überlegt, was Amelia Sachs wohl in einer solchen Situation sagen würde.
    Aber konnte sie auch die gleiche Haltung bewahren und nicht weinen? Amelia Sachs hätte nämlich nicht geweint. Auf gar keinen Fall.
    Pam setzte ein Lächeln auf und kämpfte

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