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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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der Klemme.
    »Okay«, murmelte er mit gesenktem Kopf.
    »Sie machen es?«

    »Das habe ich doch gerade gesagt«, erwiderte er barsch. »Das ist klug, Ron. Sehr klug.«
    »Aber Sie müssen mir versprechen« - Pulaski zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, sah an Whitcomb vorbei und wieder zurück - »dass Jenny und das Baby noch heute freikommen.«
    Whitcomb entging der Blick nicht. Er schaute schnell über die 277
    Schulter. Dabei wich die Mündung seiner Waffe ein kleines Stück zur Seite.
    Pulaskis Trick hatte funktioniert. Der junge Beamte ging zum Angriff über. Mit seiner linken Hand drückte er die Pistole beiseite, hob im selben Moment sein Bein und zog einen kleinen Revolver aus einem Knöchelholster. Amelia Sachs hatte ihn angewiesen, stets eine Reservewaffe zu tragen.
    Der Killer versuchte fluchend, sich loszureißen, aber Pulaski hielt seine Schusshand eisern umklammert, schmetterte Whitcomb den Revolver ins Gesicht und brach ihm damit die Nase.
    Der Mann stieß einen erstickten Schrei aus. Blut strömte ihm über das Gesicht. Er ging in die Knie. Pulaski schaffte es, ihm die Pistole zu entreißen, bekam sie aber nicht richtig zu fassen. Sie fiel wirbelnd zu Boden, während die Männer unbeholfen miteinander rangen. Dann schlug sie auf dem Asphalt auf, ohne dass sich ein Schuss löste. Whitcomb, dessen Augen vor Panik und Zorn geweitet waren, stieß Pulaski gegen die Mauer und griff nach seiner Hand.
    »Nein, nein!«
    Whitcomb wollte ihm einen Kopfstoß verpassen. Pulaski zuckte instinktiv zurück und musste automatisch daran denken, wie ihn vor einigen Jahren dieser entsetzliche Knüppelhieb an der Stirn getroffen hatte. Das gab Whitcomb die Gelegenheit, Pulaskis Revolver nach oben zu stoßen und mit der anderen Hand die Glock aus dem Hosenbund zu ziehen. Er richtete sie auf den Kopf des jungen Beamten.
    Pulaski schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel und dachte an seine Frau und seine Kinder. Er wollte mit diesem Bild vor Augen sterben.
    Endlich wurde der Strom wieder eingeschaltet, und Cooper und Rhyme machten sich sogleich an die Untersuchung der Beweise vom Mord an Joe Malloy. Sie waren allein im Labor; Lon Sellitto war nach Downtown gefahren und versuchte, seine Suspendierung aufheben zu lassen.
    Die Fotos vom Tatort gaben nicht viel her, und die Spuren waren nicht sonderlich hilfreich. Der Schuhabdruck gehörte eindeu
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    tig zu 522 und stimmte mit dem früher gefundenen Abdruck überein. Die Blattfragmente stammten von Zimmerpflanzen: Ficus und Aglaonema, auch bekannt als Kolbenfaden. Die Partikel waren unspezifische Erde, mehr Staub vom World Trade Center und ein weißes Pulver, das sich als Kaffeeweißer herausstellte. Das Isolierband war eine handelsübliche Marke und ließ sich nicht zurückverfolgen.
    Rhyme war überrascht, wie viel Blut an den Beweisen klebte. Er dachte daran, was Sellitto über den Captain gesagt hatte. Er ist ein Kämpfer. .

    Trotz des anfänglichen Ärgers, den es mit Malloy gegeben hatte, war Rhyme zutiefst bekümmert über seinen Tod - und über die Brutalität des Mordes. Außerdem war er stinkwütend. Und verunsichert. Er sah immer wieder aus dem Fenster, als könne 522
    sich jeden Moment anschleichen. Dabei hatte Thom bereits alle Türen und Fenster verriegelt und die Überwachungskameras eingeschaltet.
    MORD AN JOSEPH MALLOY
    • Arbeitsschuh Marke Skechers, Größe 11.
    • Blattfragmente von Zimmerpflanzen: Ficus und Aglaonema (Kolbenfaden).
    • Erde; nicht zurückverfolgbar.
    • Staub vom Anschlag auf das World Trade Center.
    • Kaffeeweißer.
    • Isolierband, handelsüblich; nicht zurückverfolgbar.
    »Trag die Pflanzen und den Kaffeeweißer in die Spurenliste seines Profils ein, Mel.«
    Der Techniker ging zu der Tafel und fügte die beiden Punkte hinzu.
    »Das ist nicht viel. Verflucht, das ist wirklich nicht viel.«
    Dann zuckte Rhyme zusammen, denn es hämmerte schon wieder jemand gegen die Tür. Thom ging hin. Mel Cooper wich von der Tafel zurück und griff nach der schmalen Pistole an seinem Gürtel.
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    Doch der Besucher war nicht 522, sondern ein NYPD-Inspector mittleren Alters namens Herbert Glenn. Rhyme registrierte sofort sein selbstsicheres Auftreten. Sein Anzug mochte billig sein, aber seine Schuhe waren perfekt auf Hochglanz poliert.
    Hinter ihm auf dem Flur waren noch mehrere andere Stimmen zu hören.
    Nachdem er sich vorgestellt hatte, sagte Glenn: »Ich fürchte, ich muss mit Ihnen über einen Beamten sprechen, mit dem Sie

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