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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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voyeuristisches Fenster in einem Wachturm darstellen, aber Andrew Sterlings Scheiben lagen hinter Vorhängen verborgen, die einen andernfalls herrlichen Ausblick über die Stadt verhinderten. Einen Moment lang musste Sachs gegen ein Gefühl von Klaustrophobie ankämpfen.
    Sterling nahm auf einem schlichten Holzstuhl Platz, keinem ledernen Drehthron, und wies auf zwei ähnliche, allerdings gepolsterte Exemplare. Hinter ihm standen niedrige Regale mit Büchern, deren Rücken seltsamerweise nach oben wiesen, nicht nach vorn.
    Ein Besucher konnte die Titel nicht ablesen, ohne hinter den Mann zu treten und nach unten zu blicken oder einen Band herauszuziehen.
    Der Firmenchef deutete auf einen Krug und ein halbes Dutzend umgedrehter Gläser.
    »Das ist Wasser. Aber falls Sie Kaffee oder Tee möchten, kann ich welchen kredenzen lassen.«
    Kredenzen? Sachs konnte sich nicht entsinnen, je mit angehört zu haben, dass jemand dieses Wort tatsächlich benutzte.
    »Nein danke.«
    Pulaski schüttelte den Kopf.
    »Bitte entschuldigen Sie mich kurz.« Sterling nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. »Andy? Du hast angerufen?«
    Der vertraulichen Anrede entnahm Sachs, dass die Person ihm nahestand, obwohl es sich eindeutig um ein geschäftliches Gespräch über irgendein Problem handelte.
    Sterlings Stimme blieb sachlich. »Aha. Tja, das musst du wohl, schätze ich. Wir brauchen diese Zahlen. Du weißt doch, die bleiben bestimmt nicht untätig. Sie werden sich ziemlich bald rühren. . Gut.«
    Er legte auf und bemerkte, dass Sachs ihn fragend musterte. »Mein Sohn arbeitet für die Firma.« Ein Nicken in Richtung einer Fotografie auf seinem Schreibtisch, auf der Sterling neben einem stattlichen, schlanken jungen Mann stand, der ihm ähnlich sah.
    Beide trugen SSD-T-Shirts bei irgendeinem Betriebsausflug, vielleicht anlässlich einer der motivationsfördernden Veranstaltungen. Die zwei Männer berührten einander nicht. Keiner von ihnen lächelte.
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    Eine der Fragen zu seinem Privatleben durfte damit als beantwortet gelten.
    »So«, sagte er und richtete seine grünen Augen auf Sachs. »Was genau ist der Anlass für dieses Treffen? Sie haben irgendein Verbrechen erwähnt.«
    »Im Verlauf der letzten paar Monate wurden im Stadtgebiet mehrere Morde begangen«, erklärte Sachs. »Wir glauben, dass jemand Informationen aus Ihren Computern benutzt haben könnte, um die Opfer auszuspionieren, sie umzubringen und dann diese und weitere Fakten zu dem Zweck einzusetzen, die Taten einem Unschuldigen anzuhängen.«
    Der Mann, der al es weiß..
    »Informationen?« Er wirkte aufrichtig besorgt. Allerdings auch verblüfft. »Ich habe keine Vorstellung, wie das abgelaufen sein sollte, aber reden Sie weiter.«

    »Nun, der Killer wusste genau, welche Produkte des persönlichen Bedarfs die Opfer benutzt haben, und hat Spuren davon als fingierte Beweise in den Wohnungen der Unschuldigen platziert, um diese mit den Taten in Verbindung zu bringen.«
    Sachs schilderte ihm die Einzelheiten des Gemälde- und des Münzdiebstahls sowie der beiden Vergewaltigungen. Sterling schien wirklich beunruhigt zu sein und legte immer wieder die Stirn in Falten.
    »Wie schrecklich. .« Er wandte bestürzt den Blick ab. »Vergewaltigungen?«
    Sachs nickte grimmig und erläuterte dann, dass SSD die einzige Quelle der Stadt zu sein schien, die Zugriff auf alle von dem Täter benutzten Informationen hatte.
    Er rieb sich das Gesicht und nickte langsam.
    »Ich verstehe, wie Sie auf uns gekommen sind. . Aber wäre es für diesen Täter nicht einfacher, die potenziellen Sündenböcke zu verfolgen, um herauszufinden, was sie kaufen? Oder sich sogar in ihre Computer einzuhacken, ihre Briefkästen aufzubrechen, sich Zutritt zu ihren Häusern zu verschaffen oder sich auf der Straße ihre Nummernschilder zu notieren?«
    »Tja, sehen Sie, genau das ist das Problem. Es wäre denkbar. Aber er hätte all diese Dinge tun müssen, um sich die benötigten
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    Informationen zu verschaffen. Er hat mindestens vier dieser Verbrechen verübt - wir glauben, es könnte noch mehr geben -, und das bedeutet aktuelle Kenntnisse über vier Opfer und vier Männer, denen er die Taten unterschiebt. Der effizienteste Weg zu diesen Fakten führt über einen Datensammler.«
    Sterling lächelte, aber es sah ein wenig verkniffen aus.
    Sachs runzelte die Stirn und neigte den Kopf.
    »An dem Begriff >Datensammler< ist eigentlich nichts auszusetzen«, sagte er. »Die Medien haben ihn aufgegriffen,

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