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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Jahren davon gehört und es nie wieder vergessen. Die Theorie lautet, um die Gesellschaft zu verbessern, müsse man sich auf die kleinen Dinge konzentrieren. Wenn man die kontrolliert - oder in Ordnung bringt -, folgen daraus die größeren Veränderungen. Nehmen wir zum Beispiel Wohnsiedlungen mit einer hohen Kriminalitätsrate. Man kann Millionen für mehr Polizeistreifen und Überwachungskameras ausgeben, aber solange die Gegend weiterhin heruntergekommen und gefährlich aussieht, bleibt sie auch heruntergekommen und gefährlich. Statt diese Millionen zu verschleudern, sollte man lieber ein paar Tausend Dollar für die Reparaturen von Fensterscheiben, neue Anstriche und saubere Hausflure ausgeben. Es mag wie Kosmetik wirken, aber die Menschen werden es bemerken. Und sie werden stolz auf ihr Zuhause sein. Dann werden sie anfangen, all diejenigen zu melden, die eine Bedrohung darstellen und sich nicht um das Gemeingut kümmern.
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    Wie Sie sicherlich wissen, war das auch der Ansatz, den New York in den Neunzigern bei der Verbrechensvorbeugung verfolgt hat. Und es hat funktioniert.«
    »Andrew?«, meldete Martins Stimme sich aus der Gegensprechanlage. »Tom und Mark sind hier.«
    »Schicken Sie sie herein«, befahl Sterling. Er legte das Blatt mit den Notizen direkt vor sich hin und lächelte Sachs grimmig zu. »Mal sehen, ob jemand durch unser Fenster geschaut hat.«
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    . Neunzehn
    Es klingelte an der Tür, und Thom führte einen Mann Anfang dreißig herein, mit zerzaustem braunem Haar, einer Jeans und einem Weird-Al-Yankovic-T-Shirt unter einem schäbigen braunen Sakko.
    Man konnte heutzutage nicht als Tatortermittler arbeiten, ohne sich mit Computern auszukennen, aber sowohl Rhyme als auch Cooper wussten um ihre Grenzen. Als klar geworden war, dass der Fall 522 in dieser Hinsicht besonderes Fachwissen erforderte, hatte Sellitto um Unterstützung durch die NYPD-Abteilung für Computerkriminalität gebeten, eine Elitegruppe aus zweiunddreißig Detectives plus Hilfspersonal.
    Rodney Szarnek betrat das Labor, sah den nächstbesten Monitor an und sagte: »He«, als würde er mit dem Gerät sprechen. Und als sein Blick auf Rhyme fiel, interessierte er sich nicht im Mindesten für dessen körperliche Verfassung, sondern nur für das draht-

    lose Steuermodul der Haustechnik, das an der Armlehne befestigt war. Er schien beeindruckt zu sein.
    »Ist heute Ihr freier Tag?«, fragte Sellitto missbilligend und musterte die Kleidung des schlanken jungen Mannes. Rhyme wusste, dass der Lieutenant ein Cop der alten Schule war; Polizeibeamte hatten angemessen gekleidet zu sein.
    »Freier Tag?«, erwiderte Szarnek, dem die Kritik entging. »Nein. Wie kommen Sie darauf?«
    »Nur so ein Gedanke.«
    »Aha. Also, worum geht's?«
    »Wir brauchen eine Falle.«
    Lincoln Rhymes Vorschlag, zu SSD zu gehen und einfach nach dem Kil er zu fragen, war nicht so naiv, wie er klang. Als er im Informationsmaterial der Firma gelesen hatte, dass deren Softwaremodul PublicSure für Strafverfolgungsbehörden entwickelt worden war, hatte er so eine Ahnung gehabt, dass auch das NYPD zu den Kunden zählen könnte. Falls das zutraf, könnte der Täter
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    Zugriff auf die Unterlagen des Departments haben. Ein schneller Anruf ergab, dass Rhyme richtig vermutete. Die PublicSure-Software und Berater von SSD leisteten für die Stadt Daten Verwaltungsdienste, darunter auch die Konsolidierung von Fallinformationen, Berichten und Protokollen. Falls ein Streifenbeamter im Einsatz einen Vollstreckungsbefehl überprüfen lassen wollte oder ein neuer Detective die Vorgeschichte eines Mordfalls benötigte, half PublicSure dabei, die Informationen innerhalb von wenigen Minuten an seinen Büro- oder Streifenwagencomputer oder sogar an seinen PDA oder sein Mobiltelefon zu übermitteln.
    Wenn nun Sachs und Pulaski die Firma besuchten und sich erkundigten, wer sich die Daten der Opfer und Sündenböcke verschafft haben könnte, würde 522 viel eicht davon erfahren und versuchen, mittels PublicSure auf das NYPD-System zuzugreifen, um die Berichte zu lesen. Falls er das tat, würden sie den Zugriff eventuell zu ihm zurückverfolgen können.
    Rhyme schilderte Szarnek die Situation. Der junge Mann nickte wissend, als würde er jeden Tag Fallen dieser Art stellen. Er war jedoch ziemlich verblüfft, als er den Namen der Firma erfuhr, um die es ging. »SSD? Der größte Datensammler der Welt? Die haben praktisch alles über jeden.«
    »Ist das ein Problem?«
    Szarneks

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