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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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die Falle installiert, und nun versuchte der junge Mann mit dem struppigen Haar fröhlich, sich in den Hauptserver von SSD einzuhacken. Sein Knie wippte auf und ab, und er pfiff gelegentlich vor sich hin. Rhyme fand das irritierend, aber er ließ den Jungen gewähren. Der Kriminalist war dafür bekannt gewesen, Selbstgespräche zu führen, wenn er Tatorte untersuchte und über mögliche Ermittlungsansätze nachdachte. Jeder so, wie er mag. .
    Die Türglocke ertönte; es war ein Beamter vom Labor der Spurensicherung in Queens mit einem Geschenk, einem Beweisstück von einem der früheren Verbrechen: das Messer, das als Mordwaffe bei dem Münzdiebstahl zum Einsatz gekommen war. Der Rest der Spuren sei »irgendwo eingelagert«. Man habe eine Anforderung rausgeschickt, aber niemand könne sagen, wann - und ob überhaupt - man das Material finden würde.

    Rhyme ließ Cooper die Registrierkarte unterzeichnen - auch nach dem Prozess mussten die Vorschriften befolgt werden. »Komisch, dass der Großteil des Beweismaterials verschwunden ist«, merkte Rhyme an, obwohl ihm klar war, dass ein solches Messer, genau wie jede andere Waffe, nicht mit dem Rest der Spuren archiviert werden, sondern im Labor unter Verschluss bleiben würde.
    Rhyme warf einen Blick auf die Tabelle des zugehörigen Verbrechens. »Man hat am Griff des Messers irgendwelchen Staub gefunden. Mal sehen, ob wir herausbekommen können, worum es sich handelt. Aber was kannst du mir zunächst mal über das Messer selbst erzählen?«
    Cooper glich die Herstellerangabe mit der Waffendatenbank des NYPD ab. »Es wird in China gefertigt und massenweise an Tausende von Läden verkauft. Und es ist billig, also können wir davon ausgehen, dass er bar bezahlt hat.«
    »Nun ja, ich hatte sowieso nicht viel erwartet. Machen wir mit dem Staub weiter.«
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    Cooper streifte Handschuhe über und öffnete die Tüte. Dann strich er behutsam mit einem Pinsel über den Griff des Messers, an dessen Klinge das dunkelbraune getrocknete Blut des Opfers klebte. Etwas weißer Staub rieselte auf das Untersuchungspapier.
    Rhyme war von Staub fasziniert. In der forensischen Wissenschaft bezeichnet dieser Begriff feste Partikel von weniger als fünfhundert Mikrometern Größe, die aus Kleidungs- oder Polsterfasern bestehen, aus menschlichen oder tierischen Hautschuppen, Pflanzen- und Insektenteilen, getrockneten Exkrementen, Erde oder einer beliebigen Vielzahl von Chemikalien. Manche Arten sind Aerosole, andere lagern sich schnell auf Oberflächen ab. Staub kann Gesundheitsprobleme wie die Staublunge verursachen, hochexplosiv sein (zum Beispiel Mehlstaub in Getreidesilos) und sich sogar auf das Klima auswirken.

Bei einem Verbrechen findet als Folge von elektrostatischer Aufladung und anderen Anhaftungsvorgängen oftmals eine Übertragung von Staubpartikeln statt, sowohl vom Täter auf den Tatort als auch umgekehrt. Aus diesem Grund kann Staub sich für die Polizei als äußerst hilfreich erweisen. Als Rhyme noch Leiter der New Yorker Spurensicherung gewesen war, hatte er eine große Staubdatenbank angelegt und Proben in allen fünf Stadtbezirken sowie in Teilen von New Jersey und Connecticut gesammelt.
    An dem Messergriff klebte nur eine sehr geringe Menge, aber Mel Cooper fand genug, um eine Probe durch den Gaschromatographen und das Massenspektrometer zu schicken. In dem Kombiinstrument werden Substanzen in ihre Bestandteile aufgespal-ten und diese dann identifiziert. Das dauerte eine Weile. Cooper konnte nichts dafür.
    Seine Hände, die für einen so schmalen Mann überraschend groß und kräftig waren, bewegten sich schnell und effizient. Die Maschine brauchte einfach einige Zeit für ihren magischen Analysevorgang. Während sie auf das Ergebnis warteten, führte Cooper an einer anderen Staubprobe zusätzliche chemische Tests auf Materialien durch, die das GC/MS womöglich nicht feststel en konnte.
    Schließlich lagen die Resultate vor, und Mel Cooper erläuterte 144
    die kombinierte Analyse, während er die Einzelheiten an die Tafel schrieb. »Okay, Lincoln. Wir haben hier Vermiculit, Mörtel, Synthetikschaum, Glasfragmente, Farbpartikel, Mineralwollfasern, Glasfasern, Kalzitkörnchen, Papierfasern, Quarzkörner, Verbrennungsrückstände, Metallspäne, Chrysotil-Asbest und einige Chemikalien, nämlich: polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Paraffin, Olefin, Naphtene, Oktane, polychlorierte Biphenyle, Di-benzodioxine - die sieht man nicht sehr oft - und Dibenzofurane. Ach,

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