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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mal in Vegas gewesen?«
    Sellitto und seine Ex hatten tatsächlich mal eine Reise nach Las Vegas unternommen.
    Rhyme lachte auf. »Die Stadt, in der die einzige Frage lautet, wie weit man im Nachteil ist. Und wieso sollte ich Geld verschleudern wollen?«
    »Nun, es war wie in einem Spielkasino«, fuhr Sachs fort. »Die 157
    Außenwelt existiert nicht mehr. Es gibt nur kleine - oder gar keine - Fenster. Niemand plaudert an der Kaffeemaschine, niemand lacht. Alle sind vollständig auf ihre Arbeit konzentriert. Es ist, als wäre man in einer anderen Welt.«
    »Und Sie möchten eine zweite Meinung über den Laden hören«, sagte Sellitto.
    »Richtig.«
    »Von einem Journalisten?«, schlug Rhyme vor. Thoms Lebensgefährte, Peter Hoddins, hatte früher als Reporter für die New York Times gearbeitet und schrieb inzwischen Sachbücher über politische und gesellschaftliche Themen. Er würde ihnen vermutlich jemanden aus der Wirtschaftsredaktion nennen können, der sich mit der Datensammelbranche auskannte.
    Aber Sachs schüttelte den Kopf. »Nein, von jemandem, der SSD aus erster Hand kennt.
    Vielleicht ein ehemaliger Angestellter.«
    »Gut. Lon, kannst du dich bitte mal erkundigen?«
    »Klar.« Sellitto rief im New Yorker Arbeitsamt an. Nachdem man ihn zehn Minuten lang von einem Büro ins nächste durchgestellt hatte, stieß er auf den Namen eines einstigen stellvertretenden technischen Leiters von SSD. Der Mann hatte einige Jahre für den Datensammler gearbeitet, war aber vor anderthalb Jahren entlassen worden. Er hieß Calvin Geddes und wohnte in Manhattan. Sellitto notierte sich alle Einzelheiten und reichte den Zettel an Sachs weiter. Sie rief bei Geddes an und vereinbarte mit ihm, ihn in etwa einer Stunde aufzusuchen.
    Rhyme hatte keine besondere Meinung zu ihrem Vorhaben. Man musste bei jeder Ermittlung alle Eventualitäten im Auge behalten. Aber Ansätze wie Geddes oder Pulaskis Überprüfung der Alibis waren für Rhyme wie Bilder, die sich in einer undurchsichtigen Scheibe spiegelten - Annäherungen an die Wahrheit, aber nicht die Wahrheit selbst. Nur die harten Fakten, mochten sie auch spärlich sein, enthielten die wahre Antwort auf die Frage nach der Identität des Killers. Und daher wandte Rhyme sich wieder den Tafeln zu.
    Verzieh dich. .
    Arthur Rhyme hatte es aufgegeben, sich vor den Latinos zu
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    fürchten, die ohnehin keine Notiz mehr von ihm nahmen. Und er wusste, dass der große Leck-mich-Schwarze keine Gefahr darstellte.
    Der tätowierte Weiße machte ihm Sorgen. Der Blinzler - wie man die Meth-Süchtigen anscheinend nannte - jagte Arthur eine Heidenangst ein. Er hieß Mick. Seine Hände zuckten, er kratzte sich ständig die wunde Haut, und seine schaurigen weißen Augen hüpften umher wie Blasen in kochendem Wasser. Er flüsterte immerzu vor sich hin.
    Arthur hatte den ganzen Sonntag über versucht, dem Mann aus dem Weg zu gehen, und letzte Nacht hatte er wach gelegen und zwischen Anfällen von Depression eine Menge Zeit darauf verwandt, Mick wegzuwünschen und zu hoffen, dass dessen Verhandlung an diesem Tag beginnen und er für immer aus Arthurs Leben verschwinden würde.
    Aber er hatte Pech. Mick war immer noch da und schien zudem seine Nähe zu suchen.
    Er warf Arthur andauernd Blicke zu. »Du und ich«, murmelte er bei einer Gelegenheit in einem Ton, der Arthur bis ins Mark erschaudern ließ.
    Sogar die Latinos schienen Mick nicht in die Quere kommen zu wollen. Vielleicht musste man sich hier im Gefängnis an gewisse Regeln halten. An irgendwelche ungeschriebenen Gesetze über Richtig und Falsch. Leute wie dieser dürre tätowierte Jun-kie spielten womöglich nicht nach diesen Regeln, und jeder hier schien das zu wissen.
    Jeder hier weiß über alles Bescheid. Nur du nicht. Du weißt einen Scheißdreck. .
    Einmal lachte Mick, sah Arthur an, als würde er ihn erkennen, und wollte aufstehen, aber dann schien er seine Absicht zu vergessen, setzte sich wieder und zupfte an seinem Daumen herum.
    »Yo, Jersey-Mann.« Eine Stimme an seinem Ohr. Arthur zuckte zusammen.
    Der große Schwarze war hinter ihm aufgetaucht. Er setzte sich neben Arthur. Die Bank ächzte. »Antwon. Antwon Johnson.«
    Sollte er eine Faust machen und die des anderen damit berüh
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    ren? Sei kein kompletter Idiot, ermahnte er sich und nickte nur. »Arthur. .«
    »Ich weiß.« Johnson warf einen Blick auf Mick und sagte zu Arthur: »Dieser Blinzler ist total im Arsch. Fang bloß nicht mit Meth an. Das Scheißzeug macht dich

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