Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
um – auch wenn er nicht wusste, worauf er eigentlich achten sollte.
Im Inneren der Hütte war es dämmrig. Das Licht fiel nur gedämpft durch die schmutzigen Fenster, es roch muffig, und in einer Zimmerecke lag ein altes Bett.
Fragend sah er sie an.
Sie lächelte. „Wenn Sie einen Schlafplatz suchen, würde ich Sie gerne eine Zeit lang beherbergen.“
Alex’ Blick wanderte zu Lisa, die noch immer im Gras stand, dann zurück in die Hütte. Bleiben? Hier?
Sie musste seinen verstörten Blick bemerkt haben.
„Nur so lange, bis Sie wissen, wohin Sie wollen. Ein paar Wochen vielleicht?“
Alex starrte sie ungläubig an.
„Nicht, dass ich Sie nicht im Haus haben will. Ich dachte nur, dass Sie vielleicht etwas Freiraum bevorzugen.“
Er schüttelte den Kopf – erst ganz vorsichtig, dann immer entschiedener. „Lisa, ich …“
„Nein, bitte lehnen Sie nicht gleich ab.“ Sein energisches Kopfschütteln ignorierend, ging sie wieder zurück ans Ufer, das nur wenige Meter von der Hütte entfernt war. Dann drehte sie sich abrupt wieder zu ihm um. „Ich müsste die Hütte eigentlich renovieren, und alleine bekomme ich das wahrscheinlich nicht hin. Bitte. Sie könnten doch einfach hierbleiben, angeln, mir etwas zur Hand gehen und danach weiterreisen.“
Alex wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Natürlich wäre er gerne geblieben. Es war toll hier.
Aber wie konnte er ihre Gastfreundschaft beanspruchen und dabei wissen, dass es seine Schuld war, dass Lisas Mann nicht mehr nach Hause kommen würde?
Und konnte er dieses kleine Mädchen Tag für Tag ansehen?
„Ich kann nicht hierbleiben.“ Seine Stimme klang schroff, aber bestimmt.
„Alex.“ Sie kam näher und hob dabei ihre Hand, als wolle sie ihn berühren. Doch dann verschränkte sie die Arme. Vielleicht spürte sie bereits, dass er einen Knacks hatte. „Bitte. Es würde mir sehr viel bedeuten.“
Höchstens so lange, bis er ihr die Wahrheit gestand.
„Ich weiß nicht“, murmelte er.
„Denken Sie einfach darüber nach.“
Er nickte. Ganz knapp nur, aber so, dass sie es bemerkte.
„Ich glaube, man kann die Hütte in zwei bis drei Wochen auf Vordermann bringen …“, meinte er vorsichtig.
Sie nickte und in ihren Augen blitzte es triumphierend.
Alex seufzte. Er wusste sowieso nicht, wo er sonst hingehen sollte. Außerdem schuldete er ihr seine Hilfe. „Okay, ich bleibe eine Weile“, sagte er schließlich.
„Toll.“
Es war ein angenehmes Gefühl, wieder einen Mann im Haus zu haben. Genaugenommen war Alex nicht im Haus, aber ihn in der Hütte zu wissen, war fast genauso gut.
Eigentlich hatte sie sich hier draußen nie wirklich ängstlich gefühlt, aber eine gewisse Unsicherheit war immer vorhanden. Die Sehnsucht, nachts einen Mann im Haus zu haben. Jemanden, der ihre Festung beschützte. Jemanden, der am Fenster auf sie wartete, wenn sie mal später nach Hause kam.
Im Grunde war es lächerlich, aber so war es nun einmal. Sie war eine Frau, und bei aller Selbstständigkeit gefiel es ihr, beschützt und umsorgt zu werden.
Das Telefon klingelte. Ihr Blick fiel auf die Rufnummernanzeige.
Na toll.
Seit Alex’ Ankunft war Lisa ihrer Schwester aus dem Weg gegangen. Anna war jedoch kein Mensch, der es sich gefallen ließ, dass man ihr aus dem Weg ging. Ihre Mutter war da weitaus weniger penetrant, aber ihre Schwester konnte manchmal richtig unangenehm werden.
„Hey, Anna.“ Sie meldete sich in ihrer freundlichsten Stimme. Wenn sie jetzt nicht mit ihr sprach, würde Anna vermutlich vor Einbruch der Dunkelheit vorbeikommen, um nach ihr zu sehen.
„Hallo, Fremde.“
Lisa fiel sofort auf, dass ihre Schwester besorgt klang. „Tut mir leid. Ich war damit beschäftigt, die neuen Rezepte zu sortieren.“
„Du hast aber immer noch so etwas wie ein Privatleben, oder?“, entgegnete Anna.
Lisa sah aus dem Fenster nach draußen, wo Alex gerade mit dem Fenster der Hütte beschäftigt war, das er gewaltsam zu öffnen versuchte.
Zählte seine Anwesenheit als Teil ihres Privatlebens?
„Hmmm, na klar. Ich will nur, dass das neue Buch wirklich gut wird.“
„Deine Bücher sind immer gut“, entgegnete ihre Schwester wie aus der Pistole geschossen.
Diese Vertrauensbekundung tat gut.
„Wie wär’s, wenn du mit ein paar der anderen Mädels am Samstag zu einer Probeverkostung vorbeikommst?“, fragte Lisa.
„Liebend gerne. Soll ich die Organisation übernehmen?“
„Klingt gut.“
„Nur die übliche Bagage?“, fragte Anna.
Lisa
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