Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
?“
Lisa schloss einen Moment lang die Augen, dann blickte sie aus dem Fenster. Jede einzelne Frau im Zimmer starrte in den Garten.
Wenigstens trug er ein T-Shirt. Seit sie gestern zufällig einen Blick auf seine nackte Brust erhascht hatte, war sie sicher, dass dieser Anblick jede Frau um den Verstand bringen würde.
Alex stand neben Lilly und erklärte ihr, wie sie das Angelseil ins Wasser werfen musste. Lillys Zunge hing zwischen ihren Zähnen und sie gab sich allergrößte Mühe, ihm alles nachzumachen. Die Rute war jedoch größer als sie selbst.
Lisa sah wohl dasselbe, was auch ihre Freundinnen sahen: Einen großen, starken Mann, dessen Schultern beinahe so breit waren wie Lilly groß. Während er die Schnur auswarf und wieder einholte, waren seine muskulösen Oberarme gespannt.
Er beugte sich über Lilly, um ihre Haltung zu korrigieren und bekam dabei fast den Köder ins Auge. Lilly fing an zu lachen. Es dauerte einen Moment, doch dann tat Alex es ihr gleich. Beide standen sie da, der Riese und seine kleine Elfe, und kicherten.
So etwas hatte Lisa noch nie gesehen.
Hatte Lilly schon einmal so gelacht, seit sie verstummt war? Es sah so natürlich aus. Sie so zu sehen, war etwas ganz Besonderes.
„Hmmm.“
Erst jetzt wurde Lisa wieder bewusst, wo sie gerade war.
„Ja, Lisa. Wer ist dieser Mann, der da mit deiner Tochter herumalbert?“, fragte ihre Schwester spitz.
Lisa vermied es, sich zu ihr umzudrehen. „Herumalbern würde ich das nun nicht nennen.“ Sie verzog das Gesicht und wartete auf eine Antwort ihrer Schwester. Doch Sandra kam ihr zuvor.
„Was auch immer er da tut – ich wünschte, er täte es mit mir.“
Alle lachten.
„Genug, Ladys.“ Lisa löste sich vom Fenster und wandte sich wieder den Gästen zu. „Das ist nur ein alter Freund von William, der gerade auf Besuch ist. Von uns begafft zu werden, ist wirklich das Letzte, was er jetzt braucht. Außerdem seid ihr alle verheiratet.“
Dessen ungeachtet, genossen die Frauen weiter die Aussicht.
„Ich hol mir noch einen Kaffee“, murmelte Lisa.
„Ich helfe dir dabei“, schnappte Anna.
Ihre Schwester griff nach ihrem Ellbogen und zog sie hinter sich her in die Küche.
Lisa nahm an, dass sie jetzt wohl nicht mehr daran vorbeikam, über den gut aussehenden Mann vor ihrem Fenster zu sprechen.
Prüfend sah sie ihre Schwester an. Nein, daran kam sie definitiv nicht vorbei.
Dass er in ihrer Hütte lebte, würde sie jedoch niemandem auf die Nase binden.
Auf gar keinen Fall.
Lisa kam sich vor wie ein ungezogenes Mädchen. Herrgott, sie war dreißig, nicht dreizehn. Und dennoch war sie in ihrer Rolle als kleine Schwester gefangen. Konnte sie sich davon denn nie befreien?
„Erzähl schon“, verlangte Anna.
Lisa streckte ihre Schultern, ignorierte den drängenden Blick ihrer Schwester und füllte Wasser in einen Krug. „Es gibt nichts zu erzählen. Ich weiß gar nicht, warum du einen solchen Wirbel veranstaltest.“
„Solchen Wirbel!“ Anna warf ihre Arme in die Höhe. „Lisa, seit Tagen gehst du mir aus dem Weg, dann finde ich heraus, dass ein Mann bei dir lebt. Seid ihr zusammen?“
„Wie kannst du es wagen, mich das zu fragen?“, knurrte Lisa.
Wie konnte Anna ihr unterstellen, dass sie einen anderen Mann hatte? Mit jedem einzelnen Herzschlag erinnerte sie sich daran, dass sie noch immer William liebte. Selbst wenn sie sich zu Alex hingezogen fühlte, tat sie doch nichts Verbotenes.
Anna zuckte die Achseln, als ihre Mutter hereinkam. „Das reicht jetzt, Mädels.“
Beide verstummten augenblicklich. Sie wussten, dass sie keinen Einwand duldete, wenn sie diesen Ton anschlug.
„Lass Lisa alles erklären.“
Huch. Damit war sie wohl doch noch nicht aus dem Schneider.
Lisa zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Ihr Nacken schmerzte, ihre Schultern waren angespannt und sie war erschöpft. Sie fühlte sich, als hätte sie einen zweifachen Marathonlauf hinter sich. „Er heißt Alex, war mit William in der Army und brauchte eine Unterkunft.“
„Unterkunft?“ Ihre Schwester explodierte förmlich, doch ein scharfer Blick ihrer Mutter brachte sie schnell wieder zum Schweigen.
„Ganz genau. Und zieh bitte keine voreiligen Schlüsse.“
Ausnahmsweise hielt Anna den Mund.
„Es ist ja schön, dass er der Meinung war, er kann hierherkommen“, meinte ihre Mutter mit ruhiger Stimme.
Lisa lächelte sie an. „Er hatte … nun ja, ein paar traumatische Erlebnisse, die er verarbeiten muss. Ich hatte das Gefühl,
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