Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
das Richtige zu tun.“
Anna wirkte noch immer nicht überzeugt, doch Lisa schenkte dem keine Beachtung.
„Offenbar hat Lilly ihn bereits in ihr Herz geschlossen.“
Lisa errötete. Dass ihre Mutter sich verletzt fühlte, war das Letzte, was sie wollte. Bestimmt war es nicht ganz leicht für sie, zu sehen, wie die eigene Enkelin so viel Spaß mit einem Fremden hatte. Selbst dann, wenn sie nicht wirklich mit ihm sprach.
Ihre Großmutter kam oft zu Besuch, doch bisher hatte Lilly jedem außer Lisa die kalte Schulter gezeigt.
Mit Ausnahme dieses Fremden – Alex.
„Wir sollten mal den Kaffee servieren. Der ist bestimmt schon längst alle“, sagte Lisa.
„Wie lange kennst du diesen Kerl überhaupt?“ Anna ließ sich nicht so leicht vom Thema ablenken.
Lisa legte ihre Hand auf den Arm ihrer Mutter und lächelte ihre Schwester sparsam an. „Er ist kein Psychopath, wenn du das vielleicht denkst. Und ich habe auch nicht versucht, ihn zu verstecken. Sonst hätte ich euch wohl kaum eingeladen.“
„Wir brauchen kühle Getränke!“, kam es kichernd aus dem Wohnzimmer. „Hier wird es allmählich unerträglich heiß.“
Lisa hoffte inständig, dass Alex sein Hemd anbehalten hatte. Sonst musste sie die Mädels wohl bis zum Abend bewirten.
Lisa schloss zufrieden die Tür und lehnte sich von innen dagegen.
Das Holz war angenehm kühl. Es war wahrscheinlich naiv gewesen, zu glauben, dass Alex’ Anwesenheit bei den Mädels auf wenig Interesse stoßen würde. Die Reaktion ihrer Schwester hatte sie jedoch wirklich überrascht.
Und die Tatsache, dass Anna sich noch immer in ihrer Küche aufhielt, machte die Sache nicht besser.
Um ihre Mutter machte sie sich weniger Gedanken. Aber um Anna.
Sie hatte William immer auf ein Podest gehoben. Die beiden hatten sich von Anfang an gut verstanden. Kurz nach der Hochzeit waren sie häufig zu viert ausgegangen, wenn William gerade zu Hause war.
Anna und ihr Ehemann waren Lillys Taufpaten, und alle waren sie beste Freunde gewesen. Das hieß jedoch nicht, dass Anna das Recht hatte, sie zu verurteilen. Das tat sie schon selbst zur Genüge.
Nämlich jedes Mal, wenn Alex ihre Blicke an sich zog. Immer dann, wenn sie seine Anziehung spürte, überkamen sie Schuldgefühle.
Während William gesprächig und gut gelaunt war, blieb Alex stets in sich gekehrt. Gefangen in seiner eigenen Gedankenwelt. Verschlossen.
Lisa konnte das Gefühl, dass sie ihm helfen, ihn pflegen musste, nicht unterdrücken. Sie wollte diejenige sein, die ihn langsam von seinem dicken Schutzpanzer befreite. Doch das hieß nicht, dass sie bereit war, in Liebesdingen schon wieder die Initiative zu ergreifen. Zumindest glaubte sie das, auch wenn sie innerlich sehr verwirrt war.
„Bin gleich soweit, Liebling.“
Sie lächelte ihre Mutter an, die ihr entgegenkam. „Danke.“
„Geht’s dir gut?“
Lisa nickte. Ihre Mutter kam noch etwas näher. „Du hättest es uns sagen sollen, Lisa. Zu deinem eigenen Schutz. Außerdem ist es dein Leben. William weilt nun schon seit Monaten nicht mehr unter uns.“
„Ich bin nicht mit Alex zusammen, Mom.“ Ihr kam es vor, als müsste sie gleich anfangen zu weinen. Schon alleine dadurch, dass sie sich verteidigen musste, hatte sie das Gefühl, ihren Mann zu betrügen.
„Das mag ja sein. Aber das heißt nicht, dass du nicht könntest, wenn du denn wolltest.“
Lisa war unendlich erleichtert und hängte sich im Arm ihrer Mutter ein. Während sie weitergingen, legte sie ihren Kopf auf ihre Schulter. Warum musste das nur so schwer sein?
„Könntest du das auch Anna sagen?“
„Heißt das jetzt, dass da doch etwas läuft?“
Lisa knuffte sie in den Arm und beide lachten.
„Dürfen wir diesen Mann denn jetzt kennenlernen?“, fragte Anna angriffslustig.
Lisa gab sich größte Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. „Er heißt Alex. Und ja, du kannst ihn kennenlernen. Jetzt sofort.“
Ihre Mutter lächelte aufmunternd.
„Ich hol den beiden nur noch ein Glas selbst gemachte Limonade und …“
„Ich nehme etwas von dem Kuchen mit“, beendete ihre Mutter den Satz.
Lisa stellte alles auf ein Tablett.
„Na, dann kommt!“, sagte sie auffordernd. „Und macht es ihm nicht zu schwer.“
„Findest du es in Ordnung, wenn Lilly mit ihm alleine ist?“
Lisa ignorierte Annas Frage. War es in Ordnung? Sie und Boston waren die Einzigen, an denen das Kind in den letzten Monaten Interesse gezeigt hatte. Und doch hatte sie diesen Mann an sich herangelassen. Es war
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