Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
fragte er.
Sie nickte mit ernstem Blick. „Es ist schön.“
Verdammt! Dieses Kind war auf dem besten Weg, sein Herz in kleine Stücke zu zerreißen. „Glaubst du, du wirst bald wieder mit anderen Menschen sprechen?“
Sie zuckte die Achseln. „Wann hast du denn wieder angefangen zu sprechen?“
Er wollte nicht zulassen, dass die Erinnerungen zurückkehrten. Man hatte ihn gezwungen , zu sprechen und über sein Schicksal hinwegzukommen.
Ständig gehänselt zu werden, war schon schlimm genug gewesen. Dazu noch der Junge zu sein, der nie sprach – das hatte sein Leben in der ersten Pflegefamilie nur noch schlimmer gemacht.
In der zweiten war er schon deutlich taffer gewesen. Abgehärteter. Und um sich selbst verteidigen zu können, war er gezwungen gewesen, seine Stimme wiederzufinden. Auch wenn er die meiste Zeit nur mit sich selbst sprach.
Harte Jungs sprachen mit ihren Fäusten, deshalb war auch ihm nichts anderes übrig geblieben, als diese Art der Kommunikation zu erlernen.
Sein ganzes Leben lang hatte sich Alex gefragt, wie es wohl verlaufen wäre, wenn jemand ernsthaft versucht hätte, ihm zu helfen. Mit ihm gesprochen, sich bemüht hätte, die Dinge ins Lot zu bringen.
Bis vor Kurzem war die Army für ihn so etwas wie eine Familie gewesen. Doch seine früheren Kameraden hatten alle ein Zuhause, in das sie zurückkehren konnten.
Sie waren zwar immer füreinander da gewesen, und er hatte wirkliche Unterstützung, Mitgefühl und Kameradschaft von ihnen erfahren. Doch eine richtige Familie war etwas ganz anderes.
Er legte seinen Arm um Lilly und zog sie näher zu sich heran. Ganz gleich, wie schwer es für ihn auch war, er musste es tun. Für sie. „Niemand kann dir sagen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, Lilly.“
Sie schmiegte sich an ihn. Alex’ Herz begann laut zu pochen.
„Wenn du jemanden wie deine Oma siehst – willst du dann mit ihr reden? Du weißt schon – wenn sie zuerst mit dir redet?“
„Ja.“ Es war nur ein einziges, leise gesprochenes Wort. Aber es klang ehrlich.
„Wie wär’s denn damit: Das nächste Mal, wenn deine Oma oder deine Tante Anna mit dir spricht, holst du tief Luft, lächelst sie an und überlegst dir eine Antwort?“
Sie dachte so angestrengt über seine Worte nach, dass er ihr fast dabei zuhören konnte.
„Wenn du nichts sagen kannst, ist das auch okay. Aber wenn du scharf nachdenkst und es wirklich versuchst, klappt es vielleicht.“
Er nahm die Angel zwischen seine Beine und umarmte Lilly fest genug, um zu zeigen, dass es ihm ernst war. „Ich bin immer für dich da, Lilly. Du musst einfach nur stark sein.“
„Aaaaaahhhhh!“ Ihr schriller Schrei bohrte sich in sein Trommelfell. Hätte er sich nicht so sehr auf Lilly konzentriert, hätte er nicht seinen eigenen düsteren Gedanken nachgehangen, hätte er es vielleicht kommen sehen.
Der Hund war aus dem Boot gesprungen, das dadurch gefährlich zu schaukeln begann. Bevor Alex irgendetwas tun konnte, kippte es auch schon.
Alex klammerte sich an Lilly. Er sorgte sich mehr um sie, als darum, dass das Boot umkippte. Als sie hart ins Wasser klatschten, hielt er sie noch immer fest an seine Brust gedrückt, ihre Stirn an seinem Kinn.
Instinktiv fing er an, Wasser zu treten. Wenn es sein musste, konnte er das stundenlang durchhalten. „Alles klar?“, fragte er hastig.
Lilly blickte ihn vergnügt an. Mehr, als sei das eine Art Abenteuer – nicht, als wäre sie fast ertrunken.
„Boston hat eine Ente gesehen“, prustete sie.
Er folgte ihrer Blickrichtung. Tatsächlich. Boston paddelte gerade schnell auf ein paar Enten zu, die gemächlich in die andere Richtung schwammen.
Am liebsten hätte er diesen Hund umgebracht!
„Mommy hat dir doch gesagt, dass er Enten mag“, lachte Lilly.
Das hatte sie allerdings. Alex schüttelte sich das Wasser aus den Augen und umklammerte Lilly mit dem linken Arm, damit er den rechten zum Schwimmen benutzen konnte.
Wenn Boston sich wieder auf dem Festland blicken ließ, konnte er froh sein, wenn Alex’ Ärger bis dahin halbwegs verflogen war.
„Was in aller Welt …“ Lisa wandte sich entsetzt ab, nur um sich gleich darauf wieder umzudrehen.
Warum waren die beiden triefend nass?
Sie eilte los, um trockene Handtücher zu holen und stürmte durch die Tür.
„Was ist denn passiert?“, rief sie noch im Laufen. Ihr Herz klopfte wie wild. Genauso versetzte man eine Mutter in Angst und Schrecken.
Dann bemerkte sie, wie Alex Boston einen strengen Blick
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