Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
zuwarf. Der Hund, der am Seeufer stand, war ebenfalls pudelnass.
„Oh, nein …! Ist er …?“
„Aus dem Boot gesprungen und hat uns zum Kentern gebracht?“ Wenigstens lächelte Alex – wenn auch etwas gezwungen. „Jepp.“
Lisa konnte sich ihr Lachen nicht verkneifen. Sie hielt Lilly die Arme auf.
„Komm her, meine kleine Wasserratte!“
Lilly schmiegte sich in ihre Arme, während Lisa sie in ein Handtuch einwickelte. Ein anderes reichte sie an Alex weiter.
„Er hat mich gerettet!“, verkündete Lilly stolz. „Alex hat mich geschnappt und ist mit mir geschwommen. Und dann ist er noch mal zurück, um das Boot zu holen.“
Lisa lächelte Alex an und formte mit ihren Lippen ein stummes „Danke“.
Als Alex nur mit den Achseln zuckte, wandte sie sich wieder ihrer Tochter zu. „Lilly, wenn du mir gesagt hättest, dass ihr Boston mit ins Boot nehmt, hätte ich Alex warnen können. Du weiß doch, dass er nicht ohne Leine mit hinein darf.“
„Lilly Kennedy! Hast du wirklich vergessen, mir das zu sagen?“, fragte er mit ungläubigem Blick.
Lilly senkte kleinlaut den Blick.
„Hinfort mit dir! Und nimm diese schmutzige Promenadenmischung mit!“
„Er ist keine schmutzige Promenadenmischung.“
Bei Lillys Versuch, dieses Wort auszusprechen, brachen Alex und Lisa in Gelächter aus.
„Nun, er ist schmutzig. Also raus mit ihm“, brachte Lisa schließlich heraus.
Sie sah ihr dabei zu, wie Lilly, noch immer mit dem Handtuch umwickelt, dem Hund hinterherrannte.
„Ich glaube, auf Sie wartet schon eine heiße Dusche“, meinte Lisa.
Alex grinste. „Gute Idee.“ Er setzte sich in Bewegung.
„Danke, Alex.“
Er drehte sich um. „Wofür?“
Am liebsten hätte sie diesen Moment für immer angehalten. Alex wirkte auf einmal so anders. So glücklich und offen.
„Dafür, dass Sie sie gerettet haben. Dass Sie sich die Zeit nehmen, mit ihr zu reden. Das bedeutet mir sehr viel.“
„Das fällt bei Lilly nicht gerade schwer.“
Lisa wusste das. Wenn Lilly glücklich war und sprach, dann zog sie mit ihrem Lächeln und mit ihrem Geschnatter jeden in ihren Bann.
In den letzten Monaten war sie jedoch nur noch eine nervöse, schwache Version des lebendigen kleinen Mädchens gewesen.
Für den Großteil ihres Lebens hatte sie auf ihren Vater verzichten müssen. Aber wenn er zu Hause war, hatte sie jede einzelne Minute genossen. Und sie hatte die Freude darüber, dass er nach dem Ende seiner Dienstzeit irgendwann wieder ganz nach Hause zurückkehren würde, mit jeder Faser ihres Körpers ausgestrahlt.
Nun war dieser Fremde, dieser Soldat aufgetaucht und es war, als sei Lillys Kämpfernatur wieder erwacht. Und dafür konnte Lisa ihm kaum genug danken.
Sie stand auf und sah Alex hinterher, als dieser im Haus verschwand. Er sagte vielleicht nicht viel, aber wenn er es tat, dann hatten seine Worte Gewicht.
„Ich sage doch nur, dass es als Frau mit Kind nicht leicht ist, jemanden kennenzulernen“, meinte Marj mit ruhiger Stimme.
„Toll – danke Mom.“ Lisa sah das Telefon finster an. „Du vergleichst mich jetzt also mit einem Gebrauchtwagen?“ Schnell kritzelte sie die letzten Zutaten eines Rezepts auf einen Zettel, dann legte sie den Stift beiseite. Dass sie das Gespräch mit ihrer Mutter auf laut gestellt hatte, machte es auch nicht besser.
„Liebling, du weiß wie ich das meine“, protestierte Marj.
Tat sie das wirklich?
„Ich sage doch nur, dass er ein guter Mensch sein muss.“
„Mom! Zum letzten Mal: Zwischen mir und Alex ist nichts, aber auch gar nichts im Gange.“
„Nun, ich sage ja nur, dass du ihm vielleicht eine Chance geben solltest.“
Wäre es wirklich so schlimm gewesen, William hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen?
Als sie Schritte im Flur hörte, drückte sie schnell auf die Lautsprechertaste, um zu vermeiden, dass jemand anders das Gespräch mitbekam.
Außerdem gab es nichts mehr zu diskutieren. Sie liebte William. Punkt. Ihre Gefühle für Alex beruhten hingegen auf einer rein körperlichen Anziehung. Eine ganz natürliche Reaktion für eine einsame Frau.
„Liebling?“
„Mom, ich weiß deine Unterstützung zu schätzen. Ganz ehrlich. Ich brauche nur etwas mehr Zeit“, sagte sie seufzend.
Sie konnte seine Anwesenheit bereits spüren, bevor er wenige Sekunden später im Wohnzimmer erschien.
„Ich muss Schluss machen. Ich komme bald vorbei.“ Damit hängte sie auf. „Hi“, begrüßte sie Alex nervös.
Er hob beiläufig die Hand.
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