Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
Straße.
Ein ausgestopfter Elchkopf stand neben einigem Federvieh im Schaufenster.
Aus der Jagd machte er sich nichts, aber er liebte das Angeln. Und wenn das Schild über der Tür nicht zu viel versprach, war er hier genau richtig.
„Hallo, willkommen.“
Alex nickte dem Mann hinter der Verkaufstheke, der ihn gerade begrüßt hatte, zu. Er trug einen buschigen Schnurrbart und ein blau-weiß kariertes Hemd. Das musste Bill sein.
„Suchen Sie was Bestimmtes?“, fragte Bill.
Alex sah sich kurz im Laden um, dann fiel sein Blick auf die Angelruten.
„Ich habe vor, ein wenig zu angeln“, steuerte die Richtung an. „Könnte eine Angel gebrauchen. Oder auch zwei.“
Der Mann umrundete die Verkaufstheke und tauchte kurz darauf neben ihm auf. „Dann sind Sie hier richtig.“ Er ging zu den Angeln. „Was führt Sie hierher? Nur das Angeln?“
Alex sah keinen Grund zu lügen. Nicht jeder hier würde sofort alles weitertratschen. All seine Privatangelegenheiten würde er diesem Bill dennoch nicht auf die Nase binden.
„Ich bin bei alten Bekannten zu Besuch.“ Dabei beließ er es. „Ich bräuchte eine Angel für mich und eine für ein Kind. So groß ungefähr.“ Er deutete mit den Händen Lillys ungefähre Größe an. „Sechs Jahre alt, glaube ich.“
„Junge oder Mädchen?“
Alex sah den Mann streng an. Höflich nachzufragen war eine Sache, neugierig zu sein, eine andere. Schließlich gab es keine Angelruten in Blau und Rosa. Bill versuchte nur herauszufinden, für welches Kind der Stadt die Angel bestimmt war.
„Ich brauch einfach nur eine Route für ein Kind“, gab er bestimmt zurück.
Der Mann machte Platz, und Alex sah sich um.
In Momenten wie diesen musste er wieder an William denken. Daran, was er wohl gerade tun würde, wenn er noch am Leben wäre.
Sie hatten viel Zeit damit verbracht, sich über die Dinge zu unterhalten, mit denen sie ihre Freizeit gestalteten. Und William hatte dabei stets über seine Familie gesprochen.
Während Alex kaum etwas von seinem Privatleben preisgab, sprach sein Freund viel über seine Frau und sein kleines Mädchen. Darüber, dass er seiner Tochter eines Tages das Angeln und das Spurenlesen im Wald beibringen wollte.
Und aus diesem Grund hatte Alex bei dieser Sache ein gutes Gefühl. Es fühlte sich richtig an, etwas zu tun, das auch William tun würde, wäre er noch am Leben.
Er versuchte nicht, den Platz seines Freundes einzunehmen – ein Teil von ihm wollte sogar immer noch weglaufen, wenn Lilly zu ihm aufsah. Aber ihr eine Angel zu kaufen, das konnte er guten Gewissens tun. Im Gedenken an William.
Auf diese Weise konnte er dazu beitragen, Williams Familie über ihren Verlust hinwegzuhelfen.
Als Lisa und Lilly zum zweiten Mal zurück zum Wagen kamen, lehnte Alex an der Kühlerhaube. Die Lebensmitteleinkäufe, die sie ihm am vereinbarten Treffpunkt übergeben hatte, waren längst im Kofferraum verstaut.
Lilly sah zu ihm auf, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Boston, der noch immer im Auto saß. Der Termin bei der Therapeutin war besonders gut verlaufen. Jetzt war Lilly so offen wie eine Frühlingsblüte, und Alex und Boston halfen dabei, dass es so blieb.
„Ich wusste nicht, ob er raus darf“, sagte Alex.
„Nein, darf er nicht!“ Lisa sah so entsetzt aus, dass sogar Lilly lachen musste. „Er ist bekannt dafür, dass er Würstchen vom Metzger stiehlt, Sandwiches klaut und auch sonst alles Mögliche.“
Als sie Alex’ Grinsen bemerkte, hielt sie inne. Inzwischen hatte sie ihn zwar häufiger lächeln gesehen, doch meistens war es ein trauriges, geplagtes Lächeln. Dieses hier war aufrichtig. Es entblößte seine Zähne und zauberte Fältchen um seine Augenwinkel.
„Ist das der wahre Grund, aus dem Boston immer vorne sitzt? Um ihn unter Kontrolle zu behalten?“, fragte er.
„Erwischt …“ Sie lächelte.
Alex öffnete die Tür, sodass Lilly hineinkriechen konnte. „Bei ihr alles okay?“, fragte er.
Lisa reckte den Daumen in die Höhe. „Große Fortschritte.“ Sie kam auf die andere Seite des Wagens und setzte sich hinters Steuer. Nachdem sie eingestiegen war, stellte sie fest, dass es nicht so eng war, wie sie befürchtet hatte.
Lilly hatte sich auf Alex’ Schoß gesetzt und war dabei, den Sitzgurt um sie beide zu legen.
Lisas Hand zitterte, als sie versuchte, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken. Dann stellte sie den Motor an und warf Alex einen Blick zu.
Seine Augen blickten bittend. Hin und hergerissen zwischen
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