Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
Die Intensität ihrer gegenseitigen Anziehung brachte die Luft zum Vibrieren.
Der Griff um ihren Arm erlahmte, doch sie hielt ihn weiterhin still. Langsam tat er einen weiteren Schritt, sodass ihre Körper nur noch Zentimeter voneinander getrennt waren.
Jetzt öffnete sie ihren Mund und kam langsam näher, bis ihre Lippen sich berührten und er ihre Unterlippe auf die denkbar zärtlichste Art und Weise liebkoste.
Lisa drückte ihre Hand gegen seinen Körper. Seine Haut war genauso weich, wie sie es sich in Gedanken ausgemalt hatte.
Er stöhnte so leise, dass sie es gerade noch hören konnte. Seine Lippen glitten langsam an ihren entlang. Es war der zugleich zarteste und intensivste, erregendste Kuss ihres Lebens.
Fast kam es ihr vor, als würde sie träumen.
Rasch öffnete sie die Augen. Nein, der Anblick des eins achtzig großen, tief gebräunten, kräftigen Mannes überzeugte sie davon, dass alles real war.
Doch plötzlich wich er zurück, als habe er ihren Blick gespürt. Dann taumelte er nach hinten, als stelle sie eine Gefahr für ihn dar.
„Nein.“ Er schrie das Wort beinahe hinaus.
Sie war wie gelähmt – unfähig, sich zu bewegen.
„Nein“, sagte er noch einmal etwas leiser.
Fragend sah sie ihn an. Warum nicht?
„Geh bitte, Lisa!“
Seine Stimme strafte die Gefühle, die in ihm tobten, Lügen.
Schuldgefühle überkamen sie. War sie der Grund für seinen Schmerz? Warum nur war sie zu ihm gekommen?
„Alex …“, flüsterte sie.
„Verdammt, du bist die Frau eines anderen. Geh jetzt!“
Mit Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf. Sie war keine Ehefrau. Jetzt nicht mehr. William war von ihr gegangen. Er war tot! Und sie gehörte keinem anderen Mann.
Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in den Magen. Sie wollte ihm das sagen, doch sein gequälter, trauriger Blick hielt sie davon ab. Er würde ihr ohnehin nicht zuhören. Außerdem wollte sie nun gar nicht mehr mit ihm reden.
Als er ihr den Rücken zuwandte, verließ sie die Hütte mit hocherhobenem Kopf, während die Tränen ihre Wangen hinunterliefen.
Das war nicht fair! Warum war das Leben so ungerecht?
Sie liebte William noch immer. Doch Alex wollte sie auch.
War das denn wirklich so falsch?
Lisa schrak aus dem Nickerchen hoch, in das sie sich nach ihrer Rückkehr ins Haus geflüchtet hatte. Wie lange hatte sie geschlafen?
Sie streckte sich und ordnete ihren Pferdeschwanz.
Lilly.
Lisa eilte zum Zimmer ihrer Tochter und stieß die Tür auf. Das Zimmer war leer, doch Lisa konnte sich denken, wo sie war.
Bei Alex.
Lisa hatte nicht wirklich Lust, ihm jetzt gegenüberzutreten, allerdings hatte sie kaum eine Wahl.
Sie eilte um die Ecke des Hauses. Tatsächlich standen die beiden nebeneinander am See. Boston lag neben ihnen, stemmte sich jedoch in die Höhe, um sie zu begrüßen.
Die anderen beiden machten sich nicht die Mühe, sich auch nur umzudrehen. Lilly hatte sie vielleicht nicht gehört, doch Alex ganz sicher. Wäre er ein Hund gewesen, seine Ohren hätten sich aufgestellt, so alarmiert war er.
„Hallo, Leute“, sagte Lisa.
Lilly wirbelte herum. Dabei erwischte sie Alex fast mit dem Angelhaken. „Mami, sieh mal, was Alex mir geschenkt hat.“
Sie strahlte Lilly an, dann trat sie näher. Jetzt erst sah sie die winzige Angelrute, die für Lillys kleine Hände wie gemacht war. „Wow, deine eigene Angel, hm?“
Aufgrund der Tatsache, dass Lilly so unbefangen vor einem anderen Menschen redete, wäre sie vor Freude am liebsten auf und abgesprungen. Stattdessen tat sie so, als sei alles ganz normal – genau wie die Therapeutin es ihr geraten hatte.
Obendrein gab sie sich Mühe, der Verlockung zu widerstehen und Alex nicht anzusehen. Doch es half alles nichts.
Alex blickte noch immer hinaus auf den See, wo seine Schnur im Wasser trieb. Doch Lisa wusste, dass er genau zuhörte. „Ich hoffe, du hast dich bei Alex bedankt, Liebling.“
Lilly nickte, dann wandte sie sich wieder dem Wasser zu und warf die Schnur über ihre Schulter. Lisa merkte, dass sie geübt hatte.
„Wirf sie ins Wasser, so wie ich es dir gezeigt habe. Ruhig und gleichmäßig“, sagte Alex leise.
„Sieh her, Mom!“
Lisa konnte gar nicht anders. Auch wenn ihr Blick zur Hälfte auf Alex gerichtet war. Seine Beine standen eine Schulterlänge auseinander und er ging leicht in die Knie. Dabei sah er aus, als könne er so den ganzen Tag stehen bleiben.
„Alex! Alex! Irgendetwas hat angebissen!“
Alex legte seine eigene Angel behutsam
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