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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Fuß am Boden lag. Meinen eigenen Arm, dessen Haut sich veränderte … grau wurde, wie ich anfangs dachte. Als ich genauer hinsah, kam ich zu dem Schluss, dass er hellbraun wurde.
    Zweifellos durch das Eintauchen in den See. So wie die Zähne braun werden, wenn man zu viel Tee trinkt. Ich dachte an die künstlich wirkende braune Haut der drei Männer am Flughafen. Hatten sie von so einem See getrunken, darin gebadet, vielleicht sogar darin gelebt? Wie? Und wo? Und warum?
    In meinem Kopf jagte ein Rätsel das nächste. Ich musste schlafen. Ich konnte unmöglich schlafen. Nach langer Zeit stand ich auf. Ich kroch durch die Öffnung der Scheibe, mit meinem anderen Schuh in der Hand. Ich begann, Asche hineinzufüllen.

KAPITEL 20
    Nie ging eine Sonne auf. Es gab kein Morgengrauen. Der Mond hing über mir, immer voll, stets unverändert.
    Ich bekam Durst. Ich trank. Dann bekam ich wieder Durst. Doch nie hatte ich das Gefühl, etwas essen zu müssen, und vermutete, dass in dem Wasser am Ufer des Sees, so faulig es auch sein mochte, etwas war, das mich am Leben hielt.
    Graue Sträucher, und in einer Richtung dieser See – das waren die Grenzen meiner Welt, gleichbleibend wie der Monstermond am sternenlosen Himmel. Hin und wieder schlug ich hilflos und wütend mit meinem Schuh auf die Büsche hinter der Scheibe ein, schlug so fest, so schnell und weit, wie es mir möglich war. Ich dachte: Die können doch nicht endlos sein. Früher oder später muss ich dahinter auf irgendetwas stoßen. Tat ich aber nicht.
    Doch sie wuchsen nicht wieder zu, wo ich sie niedergewalzt hatte, und das vermittelte mir irgendwie das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Wie auch der Umstand, dass meine Gliedmaßen in letzter Zeit offenbar gewachsen und meine Schritte ausgreifender geworden waren. Ich kam nicht so schnell aus der Puste, mein Schatten reichte im Mondlicht weiter als vorher. Wenn mein Vater hier sein könnte, dachte ich manchmal – wer würde wohl den längeren Schatten werfen?
    Nie begegnete ich etwas Lebendigem, sei es sechs- oder acht- oder vielbeinig. Nur am See.
    Von der Stelle aus, an der ich trank, hatte ich einen weiten Blick auf mehrere hundert Meter Ufer zu beiden Seiten. Nirgends sah es anders aus als an der Stelle, die ich mittlerweile als die meine betrachtete. Regelmäßig sah ich nun die Kreaturen aus dem See in Grüppchen am Ufer stehen, und obwohl sie Abstand hielten, war ich doch sicher, dass es sich
um dieselbe Spezies handelte wie das Vieh, das mich im Wasser angegriffen hatte. Oder vielleicht nicht angegriffen, aber mich doch zumindest festgehalten hatte, mit einer verzweifelten Sehnsucht, die mich blutig und vernarbt und die Kreatur verkrüppelt, mit einem Bein weniger zurückgelassen hatte, das ich nun bei mir trug und über meinem Kopf schwenkte, wenn es schien, als wollten die anderen näher kommen. Also hielten sie sich von mir fern. Sie blieben an ihrem Teil des Sees, ich an meinem, und wir alle beugten uns herab, um die gleiche Brühe zu trinken.
    Ich habe nie begriffen, wieso sie nicht in der Scheibe über mich herfielen, wenn ich schlief und wehrlos war. Ich dachte: Sie warten auf etwas. Ich ging dazu über, mit meinem aschegefüllten Schuh in der Hand zu schlafen.
    Das Wasser des Sees durchweichte meine Kleidung, meine Unterwäsche. Sie wurde steif, wenn sie trocknete. Sie brach, fiel mir in Fetzen vom Leib, die man schließlich nur noch zu einem Kissen stapeln konnte. Worauf ich dann auch schlief – nackt, in mich zusammengerollt, stets darauf bedacht, nicht auf meinem mit Splittern gespickten Nacken zu liegen. Ich hätte mir auch irgendeinen Stein unter den Kopf gelegt, aber hier unten gab es keine Steine. Nur Asche.
    Ich träumte von anderen Orten, die genauso waren wie dieser, wenn sie auch anders aussahen.
    Leg ich mich nieder, schleppen sich die Stunden! Ich wälze mich im Bett und kann nicht schlafen und warte ungeduldig auf den Morgen.
    Das steht in der Bibel, im Buch Hiob. Und nur ein, zwei Zeilen später: Ganz ohne Hoffnung schwinden meine Tage, sie eilen schneller als ein Weberschiffchen.

    Die Zeit kriecht im Schneckentempo, fliegt mit halsbrecherischer Geschwindigkeit. Monate und Jahre rasen so schnell dahin, dass man sie kaum fassen, dass man nicht mal spüren kann, wie sie vergehen. Doch die Nächte sind endlos. Ich weiß, was Hiob meinte. Ich habe dort gelegen, wo er lag. Die Kleiderfetzen, auf denen ich ruhte, stanken wie sein Misthaufen.
    Da kam die Frau zu mir, erhob sich aus den

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