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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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geheime Nachrichten mit Zitronensaft schreiben. Die Worte verschwinden, wenn der Saft trocknet, tauchen aber wieder auf, wenn man das Papier zum Beispiel vor eine heiße Glühbirne hält. Mit meinem Armaturenbrett funktioniert’s offenbar auch.»
    «Eine Nachricht in einer Nachricht», murmelte Detective O und beugte sich über den Zettel. «Eine andere Handschrift.»
    «Und ein anderer Gedanke», erwiderte D.D. und knabberte an ihrer Unterlippe.
    Die Sätze Irgendwann muss jeder sterben. Sei tapfer waren in der bekannten sorgfältigen Schrift aufgezeichnet.
    Im Unterschied dazu waren die Buchstaben der versteckten Nachricht offenbar hastig zu Papier gebracht worden und so klein, dass sie von einem Zehncentstück hätten verdeckt werden können.
    Eine Aufforderung. Eine Stichelei. Oder vielleicht sogar eine Bitte.
    Zwei Wörter: Schnappt mich .

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    26. Kapitel
    Hallo. Mein Name ist Abigail.
    Keine Sorge, wir sind uns schon begegnet.
    Vertraue mir, ich werde auf dich aufpassen.
    Vertraust du mir nicht?
    Hallo. Mein Name ist Abigail.

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    27. Kapitel
    Ich hatte meinen Spaß daran zuzuschlagen.
    Es fühlte sich gut an, wenn meine Boxhandschuhe klatschend auf den schweren Sandsack trafen, wenn ich mich auf das Spielbein fallen ließ, die Hüfte drehte und die Schulter nachzog, um mein ganzes Gewicht in den Stoß zu legen. Tupfer mit der Führhand, eins, zwei, drei, Uppercut, Schwinger, linker Haken nach unten, linker Haken nach oben, noch ein Schwinger, Ausfallschritt nach rechts, Führhand, rechte Gerade, Deckung, Uppercut und das Ganze noch einmal. Schlagen, bewegen, fester schlagen, schneller bewegen. Draufhauen.
    Halb fünf morgens. Draußen war es stockdunkel. Brutal kalt. Definitiv Nacht, noch nicht Tag. Vernünftige, normale Menschen lagen jetzt in ihren Betten und schliefen.
    Ich war allein in einer Sporthalle in Cambridge, die vierundzwanzig Stunden geöffnet hatte, und bearbeitete den Sandsack nach allen Regeln der Kunst. Schon eine ganze Weile. So lange, dass mir der Schweiß aus allen Poren troff und die langen, braunen Haare am Kopf klebten. Mein Kunststofftrikot war durchnässt, und wenn ich eine besonders harte Gerade landete, spritzte die Suppe von den Armen auf die blaue Matte.
    Ich bin nicht hübsch – mein Körper ist zu dürr, mein Gesicht zu hager. Aber ich bin stark und stolz auf mich, wenn ich im Wandspiegel sehe, wie mein Bizeps schwillt und die Schultermuskeln hervorstehen. Mein Blick ist hart. Wären Männer mit mir in der Halle, würden sie sich wahrscheinlich über meine spillerige Figur lustig machen, den Kopf schütteln über meinen Hau-drauf-Stil und fragen, wer denn der Typ sei, der mich so wütend gemacht hat.
    Nicht zuletzt deshalb komme ich schon morgens um vier. Außerdem tickt meine innere Uhr anders; ich bin es nicht gewohnt, nachts zu schlafen.
    Wenn ich allein bin, kann ich so zuschlagen, wie es mir passt und so lange ich will.
    Wenn ich allein bin, brauche ich mich für nichts zu rechtfertigen.
    Mädchen sind echt im Nachteil. Wenn sich Jungs raufen und prügeln, heißt es, typisch Jungs. Lässt ein Mädchen die Fäuste fliegen, muss es sich anhören: «Hände sind zum Händchenhalten.»
    Jungs wird empfohlen, sich zu stählen und im Spiegel zu überprüfen, wie weit der Muskelaufbau an ihren dünnen Armen und schmächtigen Oberkörpern gediehen ist. Mädchen fangen schon mit acht an, ihre Taille zu befühlen und haben Angst, Hüftspeck anzusetzen.
    Mädchen ernten Komplimente für Schönheit, Geschmeidigkeit und Anmut. Aber wie steht’s mit kräftigen Armen zum Klettern auf Bäume? In Parks oder auf Spielplätzen kann man überall auf der Welt bestätigt sehen, dass kleine Mädchen eine ganz natürliche Lust daran haben, ihre Kräfte zu messen. Aber die wenigsten Eltern bestärken sie darin. Also verwenden sie mehr und mehr Zeit darauf, sich hübsch zu machen, denn dafür werden sie gelobt.
    Bis vor kurzem war es bei mir genauso.
    Ich musste auf die harte Tour lernen, mit meinen Aggressionen umzugehen. Durch permanentes Training und schmerzhafte Abhärtung. Indem ich spürte, wie es im Hals reißt, wenn mir ein Aufwärtshaken unters Kinn fährt, oder wie nach einem Schlag auf die Nase die Augen tränen. Schmerzen sind flüchtig, das habe ich inzwischen gelernt. Aber das befriedigende Gefühl, das sich einstellt, wenn man auf den Beinen bleibt und zurückschlägt, hält einen ganzen Nachmittag vor.
    Ich musste lernen, tief in mich

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