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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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wohltuender Balsam auf meine Seele. „Deine Galatea wird sich jetzt um dich kümmern.“ Er wollte sprechen, bewegte angestrengt seine Lippen, doch alles, was er hervorbrachte, war ein leises, gequältes Stöhnen. „Ich weiß, es ist nicht schön, so hilflos zu sein, Schatz“, lächelte ich breit, „aber ich tue das alles nur zu deinem Besten, das weißt du doch. An deinem Gesicht ist zwar nicht viel auszusetzen, dennoch hast du mich so schön gemacht, dass du völlig vergessen hast, an dich selbst dabei zu denken. Wie gut, dass du mich hast, mein Gebieter!“ Ich holte das Skalpell aus meiner Tasche heraus und zeigte es ihm. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, und sein Stöhnen wurde etwas lauter. „Ich kann dich leider nicht verstehen, Liebster“, sagte ich sanft und tätschelte seine Wange. „Ich nehme an, du möchtest mich fragen, was ich vorhabe, nicht wahr?“
    „ Mmmhaaah“, sagte Greg.
    „Rede deutlicher, Greg!“, ermahnte ich ihn streng. „Ich denke, es war eine Zustimmung. Hab keine Angst, Schatz, ich möchte mich bloß dafür revanchieren, was du alles für mich getan hast, und es war, weiß Gott, nicht wenig. Nun bin ich schön und jung, und du bist alt, faltig und hässlich. Wir passen nicht mehr zusammen. Willst du nicht auch, dass wir ein perfektes Paar abgeben? War es nicht das, was du schon immer erreichen wolltest? Du solltest mir dankbar sein, Greg!“, sagte ich und imitierte seinen scharfen, bestimmenden Tonfall. „Ich hasse Undankbarkeit!“ Ich ging vor ihm auf die Knie und betrachtete ihn eingehend. „Weißt du was, Greg, ich werde bei dir anders vorgehen, als du damals bei mir. Ich fange mit deinem Gesicht an.“ Ich legte meine Hand auf seine Brust und schüttelte missbilligend den Kopf: „Dein armes altes Herz rast ja wie verrückt! Womöglich habe ich es mit dem Adrenalin etwas übertrieben. Nicht, dass du mir wegstirbst, das möchte ich wirklich nicht! Reiß dich zusammen, Greg. Deine Tränensäcke sind wirklich ätzend. Lass mich dich davon befreien!“
    „ Uuuaaah“, sagte Greg, als ich das Skalpell betätigte und Blut aus seinem leichenblassen Gesicht herausspritzte.
    „Habe ich nicht gesagt, du sollst deutlicher sprechen?“, sagte ich vorwurfsvoll. „Ich verstehe dich immer noch nicht. Aber du siehst schon viel besser aus, jetzt hast du wenigstens etwas Farbe im Gesicht. Du weißt ja, dass ich rot mag. Und deine Tränensäcke sind nun auch Geschichte!“ Ich zeigte ihm triumphierend zwei blutige Hautlappen, die ich aus seinem Gesicht herausgeschnitten hatte. „Schade, dass wir keinen Hund haben, Greg, sonst hätte er die hier zum Fressen bekommen“, sagte ich bedauernd, „obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ein Hund mehr Appetit auf dein altes, welkes Fleisch hätte als ich. Kümmern wir uns doch um deine Nase, Schatz“, fuhr ich begeistert fort. „Wenn du mich fragst, fand ich sie schon immer viel zu groß. Aber das Skalpell reicht mir nicht aus, um sie in eine schönere Form zu bringen. Verdammt!“, fluchte ich und suchte verzweifelt sämtliche Schränke ab, bis ich endlich mit einem Jubelschrei einen Hammer entdeckte. Als ich zu Greg zurückkehrte, war er immer noch bei Bewusstsein.
    „Oh mein Gott!“, entfuhr mir, als ich sein blutüberströmtes Gesicht sah. Seine Augen flehten mich stumm an, aufzuhören. Ich setzte mich neben ihn auf den Boden, hielt meinen Kopf zwischen den heftig zitternden Händen, wiegte mich vor und zurück und schluchzte laut. Was, zum Teufel, machst du hier, fragte ich mich stumm. Wer bist du? Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, im Himmel wie auf Erden… Ich merkte, dass ich das Gebet laut rezitierte. Der Hammer lag neben mir auf dem Boden, neben dem blutigen Skalpell. Was hatte ich getan? Als ich weiter betete, gab Greg einen leisen Laut vor sich. Ich drehte mich weinend um und sah… Ich sah tatsächlich ein sarkastisches Lächeln in seinem blutüberströmten Gesicht! Es war genau dasselbe teuflische Lächeln, das er immer aufsetzte, wenn er mich besonders brutal folterte. Und dann konnte ich mich nicht mehr halten. Ich vergaß Gail, David, Galatea. Vergaß alles, was ich je war und verwandelte mich in eine blutrünstige Bestie. In einen grausamen Racheengel, eiskalt und erbarmungslos. Unaussprechlich gemein. Ich schwang den Hammer, holte aus und zertrümmerte Gregs Nase. Das Blut spritze mir direkt ins Gesicht, ich wischte es ab und hielt kurz inne. Greg wurde bewusstlos. „Nicht so

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