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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wollte dich unter vier Augen sprechen, Onkel«, erklärte Rose Rivera, »um dir zu sagen, daß ich nach all unseren Auseinandersetzungen in vergangenen Jahren froh bin, daß du damit einverstanden bist, daß mein Freund versucht, Juanita zu finden und dir zurückzubringen.«
     »Tragische Ereignisse können Menschen zusammenführen«, bestätigte Rivera. »Hast du vor, anschließend mit deinem Freund nach Norden zu ziehen?«
     »Darüber ist noch nichts entschieden, Onkel.«
     »Ich danke dir, meine Liebe, daß du nach all diesen bitteren Jahren gekommen bist, um mit mir zu reden«, sagte Rivera.
     Sobald Juanita wieder bei mir ist, gibt es keinen mehr, mit dem Rose nach Norden gehen könnte, dachte Rivera, als sie sich abwandte. Dillinger ist dann tot, und niemand wird ihn vermissen. Sogar Rose wird sich nach einiger Zeit über diesen Verlust hinwegtrösten.

    Rivera führte Dillinger, Rose, Villa und Fallon ins Büro der Bergbaugesellschaft, das keine hundert Meter von Roses Hotel in einem massiven Steinbau untergebracht war. Über dem Eingang hing ein Firmenschild mit der Aufschrift Hermosa Mining Company. Rivera sperrte auf. Der große Raum im Erdgeschoß war als Büro eingerichtet. In einer Ecke stand ein Stahlschrank, den Rivera mit einem weiteren Schlüssel auf­ sperrte. Er enthielt ein ganzes Waffenlager.
     Dillinger zeigte auf eine massive Stahltür hinter einem der Schreibtische. »Was ist dahinter?«
     Fallon, der genau wußte, was hinter dieser Tür lagerte, warf Dillinger einen warnenden Blick zu, als wolle er ihn auffor­ dern, dieses heikle Thema aus dem Spiel zu lassen.
     »Oh, hier wird das Gold aus dem Bergwerk gesammelt, bis es nach Chihuahua abtransportiert werden kann«, antwortete Rivera leichthin. »Wenn’s soweit ist, liegt hier genug Gold, damit ich Sie und Fallon auszahlen kann.«
     Sein Tonfall machte Dillinger mißtrauisch, aber er hatte jetzt keine Zeit, darauf einzugehen. Im obersten Fach des Stahl­ schranks fand er seine Lieblingswaffe: die ThompsonMaschinenpistole. Er griff danach, als schüttele er einem alten Freund die Hand, und ließ eine der mit hundert Schuß gefüllten Munitionstrommeln einrasten.
     »So, jetzt ist mir wohler«, meinte er dabei. »Diese Schrotflin­ te hier kann ich sehr empfehlen, wenn jemand eine zuverlässi­ ge Waffe für geringe Entfernungen sucht.«
     Chavasse griff danach. »Genau das richtige für mich – den schlechtesten Schützen der Welt.« Er suchte sich auch einen Revolver aus, den er in seinen Hosenbund steckte.
     Dillinger hatte ein merkwürdiges Gefühl dabei, als Rose ebenfalls nach einem Revolver griff und sich einen Patronen­ gurt um die schlanke Taille schnallte. Er hielt ihr ein Gewehr hin. »Das nimmst du am besten auch. Ich weiß nicht, ob wir so nahe herankommen, daß mit dem Revolver was auszurichten ist.« In Wirklichkeit hoffte er, daß sie sich möglichst im Hin­ tergrund halten würde. »Bisher hab ich mich immer um Frauen gekümmert«, stellte er fest. »Ich hätte nie gedacht, daß ich mal von einer beschützt werden würde.«
     Vor dem Hotel waren einige Mestizen damit beschäftigt, die Trümmer der abgebrannten Veranda abzureißen und mit Roses Pferden auf den Hof zu schleppen.
     »Vorsichtig!« mahnte Rose sie. »Paßt auf, damit ihr das Hauptgebäude nicht beschädigt!«
     Dann sah sie den einzelnen Reiter herankommen, auf den sie schon lange wartete. Eine Minute später hielt Nachita neben ihr. Sein schweißnasses Pferd wieherte und stampfte.
     »Was hast du festgestellt?« fragte Rose ihn.
     Dillinger und Fallon kamen näher, um zuzuhören; Chavasse und Villa schlossen sich ihnen an.
     »Ortiz ist schlau. Von seinem Lager aus sieht er einen schon aus großer Entfernung. Je näher man ihm kommt, desto schwieriger wird das Gelände. Sein Lager gleicht einer natürli­ chen Festung, die den nach oben führenden Weg überblickt.«
     »Er wird doch Juanita nichts tun?« fragte Rose besorgt.
     »Nicht bevor er kriegt, was er will.«
     »Und das wäre …?«
     Nachita nickte zu Rojas hinüber, der mit seinem patrón näher kam.
     »Würde er ihr auch danach noch was antun?« erkundigte Rose sich.
     »Für einen Mann wie Ortiz ist die Frau eines Feindes ebenso eine Feindin. Deshalb hat er Doña Clara ermordet. Das gilt auch für das Kind des Feindes. Er hat Juanita noch nicht getötet, weil sie sein Köder, seine an einen Pflock gebundene Ziege ist, die den Berglöwen anlocken und in Schußweite seines

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