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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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hinauswerfen!«
    »Madame, Ihr habt ihnen schon befohlen, mich abzuweisen, dann, mich vorzulassen, und wenn Ihr sie jetzt heißt, mich hinauszuwerfen, was sollen sie dann wohl denken und überall herumerzählen?«
    »Mir doch egal! Laßt mich los, oder ich schreie!«
    Und weil ich dachte, daß sie bei diesem Grad von Unvernunft,in den sie verfallen war, auch durchaus schreien könnte, gab ich sie plötzlich frei, doch nicht ohne sofort aufzuspringen und einen Satz rückwärts zu machen. Woran ich gut tat, denn schon fuhren ihre beiden Tatzen wie wild auf mich los und verfehlten ums Haar mein Gesicht.
    »Madame«, sagte ich ernst, indem ich einen guten Klafter Abstand zu ihr hielt und mich an die Wand lehnte, »dieses Geplänkel ist Eurer wie meiner unwürdig. Beim Ochsenhorn, Madame! Der Herr hat Euch eine Zunge gegeben, damit Ihr sie gebraucht. Sie wird Euch nützlicher sein als Eure Fingernägel. Ich wiederhole, Madame: Wer hat Euch eingeredet, ich hätte Euch verraten?«
    »Eingeredet!« rief sie wütend, und ihre blauen Augen wurden wie Stahl, »ich weiß es felsenfest. Ich habe volles Vertrauen zu dem, der mir die Augen geöffnet hat!«
    »Ach!« sagte ich, »dieser jenige muß mir ja äußerst zugetan sein! Und was hat der Verleumder Euch gesagt?«
    »Daß Ihr aus Reims eine Küchenschlampe mitgebracht habt, mit der Ihr rammelt wie die Ratz im Stroh, seit Ihr wieder in Paris seid.«
    Worauf ich hellauf lachte, so erleichtert war ich, daß ihr Groll nichts, aber auch rein gar nichts mit meinen Reimser Verabredungen hinterm Rücken des jungen Guise zu tun hatte.
    Was soll ich weiter sagen? In Kürze hatte ich klargestellt, daß Louison durchaus keine Küchenschlampe war, sondern ein schönes, frisches Kind vom Lande, das längst wieder in Reims weilte, und mich überhaupt von jeglichem Verdacht befreit. Und was folgte, war so köstlich und so leicht zu erraten, daß es, glaube ich, eine Beleidigung meines Lesers wäre, würde ich seiner Phantasie nachhelfen wollen. Doch als wir wieder zu artikulierten Worten fanden, waren diese so interessant und so weit über meinen privaten Kasus hinausreichend, daß ich nicht umhin kann, sie auf diesen Seiten zu berichten.
    »Meine Liebste«, sagte ich, indem ich mich auf einen Ellbogen stützte und die reizende Unordnung übersah, in welcher wir uns befanden, »Ihr schuldet mir noch den Namen des füchsischen Verleumders, der sich zwischen uns gemischt und uns beinahe auseinandergebracht hätte.«
    »Mein Pierre«, sagte die Herzogin, größtes Unbehagen in den blauen Augen, »der Mann kennt Euch nicht, und Ihr seid ihm niebegegnet. Er hat Euren Namen und Euren Umgang mit dieser Magd nur angeführt als ein Beispiel der Sittenverderbnis, ohne jede Absicht, Euch zu schaden, dessen bin ich mir ganz sicher.«
    »Mein Engel, Eure Leichtgläubigkeit entzückt mich, doch kann ich erst sicher sein, daß der Mann ohne Heimtücke gesprochen hat, wenn ich seinen Namen weiß.«
    »Um Vergebung, mein Pierre, den werde ich Euch nicht nennen.«
    »Hegt Ihr so große Freundschaft für ihn?«
    »Nicht doch«, sagte sie lachend. »Ich habe nur Respekt vor …«
    »Wovor, mein Lieb?«
    »Vor seinem Amt.«
    »Mein Engel, wenn Ihr fürchtet, ich könnte ihm, sobald ich seinen Namen kenne, wie angekündigt an die Gurgel gehen, seid nur beruhigt. Damit würde ich Euch ja kompromittieren. Ich werde es nicht tun.«
    »Diese Furcht hatte ich auch nicht«, sagte sie mit einem kleinen Blitzen in den Augen. »Der Mann gehört einem Stand an, den Euer Degen nicht erreicht.«
    »Was? Ein Prinz?« fragte ich.
    »Nein, nein!« sagte sie lachend, »ganz im Gegenteil!«
    Und plötzlich fiel mir ein, daß Fogacer von den Geistlichen um Monseigneur Du Perron gehört hatte, daß ich mit Louison im Gefolge nach Paris zurückgekehrt war.
    »Vielleicht ein Priester?« fragte ich daher in einem Ton, als wüßte ich schon den Namen.
    »Ha, mein Pierre!« sagte sie mit süßer Miene, »ich bin wohl doch zu einfältig oder Ihr zu schlau, als daß ich Euch etwas verheimlichen könnte.«
    »Ihr seid nicht einfältig, mein Lieb«, sagte ich, »Ihr habt mehr als Euer Teil an weiblicher Finesse. Euer einziger Irrtum ist, zu glauben, alle Welt sei ebenso gutherzig wie Ihr. Was besagten Menschen betrifft«, fuhr ich etwas ungehalten fort, weil sie mir seinen Namen noch immer nicht genannt hatte, »was gibt Euch Grund zu denken, daß er mir nicht schaden will?«
    »Daß er ganz unschuldig gesprochen hat, ohne irgend etwas von

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