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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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bekanntlich kommt nach dem Wanst der Tanz. Monsieur de Rosny sagte jedoch, als guter Kavalier und Freund der Damen dürfe ich diesen und auch dem Herrn Marschall doch keinen Korb geben, und so willigte ich denn ein.
    »Siorac«, sagte Monsieur de Rosny, nachdem der Edelmann gegangen war, »es ist gut, daß Ihr angenommen habt, wenn auch ungern. Ihr hättet Biron sehr verletzt. Zumal Ihr ja wißt, für wen und was er diesen Ball veranstaltet.«
    Natürlich wußte ich, schöne Leserin, daß der Marschall, dermit seinen dreiunddreißig Jahren all sein Feuer ebenso im Kampf wie im Liebesspiel dransetzte, derzeit für eine der schönsten Damen 1 des Hofes entbrannt war, die einen alten Gemahl hatte, dessen Namen ich hier aus guten Gründen nicht nennen will, und er benutzte das Kindchen, das ihn im übrigen keinen Pfifferling scherte, zum Vorwand seines Festes, um jener Dame näherzukommen, sie von Angesicht zu Angesicht zu sprechen und seine kleinen Bataillone in Marsch zu setzen.
    Kaum hatte ich das Hôtel Biron betreten, das von tausend Lichtern glänzte, suchte ich mit den Augen Madame de Guise, doch als ich sie nicht fand, verblaßte mir gleich alles, sogar die Kerzen schienen trüber zu brennen. Trotzdem, da ich ja einen Ruf zu verteidigen hatte, bemühte ich mich galant um einige Damen, wartete jedoch nur auf Rosnys Kommen, um mich von dem Fest zurückzuziehen. Um Mitternacht kam er dann, wie versprochen, ich verschwand und ging daheim gleich zu Bett.
    Just da ich entschlummerte, schlugen die beiden Doggen in meinem Hof an, und es klopfte am Tor. Nach einer Zeit, die mich endlos dünkte, meldete mir der halb angekleidete Franz, der da wie toll ans Tor geklopft habe, sei Herr von Beringuen, er komme vom König und sehe ganz zerfurcht aus vor Angst und Gram.
    Voller Sorge warf ich mich hastig in meine Kleider, eilte, ohne mein Wams zuzuknöpfen, die Wendeltreppe hinab und fand Beringuen wachsbleich und mit aufgelösten Zügen.
    »Ha, mein Freund«, rief er und stürzte mir in die Arme, »welch ein Unglück! Welch ein schreckliches Unglück! Ach, der arme König! Alles ist verloren!«
    »Was?« rief ich voll Schrecken, »liegt der König im Sterben?«
    »Nein, nein!« sagte Beringuen stockend, »er ist, Gott sei Dank, heil und gesund.«
    »Mein Freund, dann ist nichts verloren!« rief ich. »Doch redet, redet! Sagt mir, was das schreckliche Unglück ist, weshalb Ihr so zittert!«
    »Ha, Monsieur!« sagte er, »vergebt mir! Der König hat mir verboten, ein Wort darüber zu sprechen, er will es Euch persönlich sagen und bittet Euch, zur Stunde in den Louvre zu kommen, auch Monsieur de Rosny, den ich aber leider nicht zu Hause antraf.«
    »Ich weiß, wo er ist!« rief ich.
    Hierauf hieß ich Franz meine Waffen zu bringen und Wein für Berlinguen, damit er sich ein wenig stärke, während ich meinen Anzug vervollständigte.
    »Was denn, Beringuen«, sagte ich, »Ihr seid unbewaffnet? Habt Ihr eine Eskorte mit?«
    »Nein, nein! Dazu war keine Zeit, der König schien mir zu sehr in Not.«
    »Beim Ochsenhorn!« sagte ich, »um ein Uhr nachts in Paris und ohne Eskorte! Das ist Wahnsinn! Chevalier«, sagte ich zu La Surie, der eben hereintrat, »ruft schnell unsere Leute zusammen und folgt mir zu Pferde. Wir eilen zu Biron.«
    Ich ließ Beringuen zwei Pistolen geben und zwei auch seinem Kutscher, und ohne die Eskorte abzuwarten, die La Surie im Hof versammelte, bestieg ich die Karosse. In meiner engen Rue du Champ Fleuri konnten die Pferde nicht ausgreifen, auf der breiten Rue Saint-Honoré aber steckte Beringuen den Kopf durch den Schlag und befahl dem Kutscher Galopp. Jedoch mußte er in der Rue de la Ferronnerie abermals Schritt fahren, so schmal ist die schon an sich enge Straße durch all die Läden geworden, die gegen königliches Gebot an die Mauer des Innozentenfriedhofs gebaut und bis auf die Fahrbahn vorgerückt sind, so daß Karren und Kutschen kaum einzeln hindurchkommen. Dort nun – und bitte, Leser, glauben Sie meinem Wort, so sonderbar das Zusammentreffen auch erscheinen mag –, dort nun, sage ich, just als ich dachte, daß man sich für einen Überfall keine bessere Stelle denken könnte, hielt die Karosse.
    »Verflixt!« rief Berlinguen, »was ist los?«
    »Monsieur«, sagte der Kutscher, »zwei Karren versperren die Durchfahrt. Ich gehe sie wegschieben.«
    »Hüte dich!« sagte ich, »mach deine Waffen bereit, steig ab und öffne uns.«
    Als wir drei auf dem Pflaster standen, entdeckte ich im Schein der

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