Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)
zum Verhängnis, denn der Herzog von Mayenne gönnte sich und seinen Männern keinen Schlaf, um das Dorf Long Pré zu befestigen, und der König schickte ihm zweitausend Mann und eine Menge Geschütze, so daß der Kardinal sich am nächsten Morgen die Nase brach.
Zwar versuchte er, etwas weiter oben eine Brücke aus Kähnen und Pontons über die Somme zu werfen, wurde aber zurückgeschlagen, die Brücke zerstört und ein Großteil der Angreifer getötet oder ersäuft. Hierauf trachtete der Kardinal nur mehr nach Flandern zurückzukehren, was ihm auch in schönster Ordnung, mit Langsamkeit und Methode gelang. Einmal verharrte er noch, um die Zähne zu fletschen, als die Unseren ihm zu hart auf den Leib rückten, indem er fünf Stunden auf dem Berg von Vignacourt standhielt, ohne jedoch anzugreifen. Und auch Henri verzichtete auf einen Angriff, denn sein Kriegsrat hatte ihn zu Recht überzeugt, daß er nichts mehr wagen müsse, der Rückzug des Spaniers überlieferte uns Amiens. Und wirklich ergab sich die Stadt drei Tage darauf. Der König hatte den Krieg zu unserer unbeschreiblichen Freude gewonnen.
DREIZEHNTES KAPITEL
Während zu Vervins die Friedensverhandlungen mit Philipp II. liefen, entsann sich auf einmal der König, dessen Gedächtnis hier zweifellos huldvolle Nachhilfe erfuhr, daß er mir bei meiner Rückkehr von Rom zehntausend Ecus versprochen hatte, und auf sein Geheiß wurden mir diese am 3. Januar 1598 von Monsieur de Rosny ausgezahlt, einen Tag bevor Seine Majestät in der Augustinerkirche zehn Herren, die ihm im letzten Krieg am besten gedient hatten, mit dem Heilig-Geist-Orden auszeichnete. Aus diesem Grunde wohl trug Monsieur de Rosny an dem Tag, als er mir die Summe mittels eines Gehilfen zuerteilte, eine melancholische Miene zur Schau, nicht etwa, weil er mir das Geld neidete, vielmehr sagte er ausdrücklich, ich hätte es wahrlich verdient, sondern weil er wußte, daß er, der seinem Souverän so treu ergeben war, niemals zu den Herren gehören würde, die der König alljährlich in diesen Orden aufnahm, der die Elite seiner Diener versammelte. Besagter Ritterorden war nun einmal ein katholischer, vom Namen wie von der Inspiration her, ins Leben gerufen von Heinrich III. und den kirchlichen Riten verpflichtet, obwohl der König ihn gerade mit dem Ziel geschaffen hatte, sich dadurch vor dem Haß, den Hinterhalten und Machenschaften der Fanatiker zu schützen.
Monsieur de Rosny, ein so großer Mann er auch war, war gleichzeitig ein kindischer Prahlhans und unersättlich auf Ehrungen versessen. Und weil er als Hugenotte die wunderbare Ordenskette niemals um den Hals gelegt bekäme, die aus feinbearbeiteten goldenen Täfelchen bestand und ein wunderhübsches, perlenbesetztes Kreuz trug, hatte er sich selbst einen Orden erdacht und anfertigen lassen, der allein ihm gehörte und der aus einer großen goldenen Medaille mit dem Bildnis Heinrichs IV. an einer Kette aus demselben Metall bestand, die vielleicht nicht so kunstreich gearbeitet war wie die der Ritter vom Heiligen Geist, unstreitig aber massiver und schwerer.
Kurze Zeit nach dem vierten Januar brach der König, um das Eisen zu schmieden, solange es heiß war und der Sieg zu Amiens noch in ganz Europa widerhallte, mit 14 000 Mann auf, dem Herzog von Mercœur die Bretagne zu entreißen. Und weil ich in diese schöne Provinz des Reiches bislang nie den Fuß gesetzt hatte, beschloß ich, sowie ich mein Geld zum Kauf des Landes zwischen La Surie und Chêne Rogneux verwendet hatte, Seiner Majestät mit dem Chevalier und einer Truppe von dreißig Berittenen zu folgen.
Der Anmarsch des Königs bestürzte die bretonischen Ligisten und belebte den Eifer von Marschall Brissac, der sie ja längst hatte bekämpfen sollen. Doch der Leser kennt diesen Fuchs bereits, der stets seinen Eigennutz im Auge hatte und einem Lager nur so lange treu blieb, als dessen Sieg ihn wahrscheinlich dünkte. So hatte er, der bekennende Ligist, dem König Paris ausgeliefert. Und als er von Seiner Majestät entsandt wurde, die Bretagne zurückzuerobern, hatte er Mercœur nur mehr mit einer Backe bekämpft, nachdem die Spanier Amiens eingenommen hatten: Denn schwankte die Macht Henri Quatres, schwankte auch er. Doch kaum hatte der König über den Spanier triumphiert, fühlte auch Brissac sich gespornt, bestürmte Dinan und nahm Stadt und Burg im Handumdrehen.
Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg. Nach der Einnahme von Amiens eilte Henri der Ruf des Unbesiegbaren
Weitere Kostenlose Bücher