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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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weit entfernte Nester geeilt sind, um anderen Fingern beizustehen, wo rosige Finger braune Finger gepflegt haben. Wir, die Ameisen, wie ihr uns nennt, würden niemals soviel tun. Wir helfen den weit entfernten Nestern nicht, wir helfen den Ameisen anderer Arten nicht. Und dann habe ich Reklame für Teddybären gesehen. Das sind nur Gegenstände, und dennoch wurden sie von Fingern gestreichelt, von Fingern umarmt. Also haben die Finger ein Übermaß an Liebe zu verschenken.
    Alles hatten sie erwartet, nur das nicht. Nicht, daß die Menschheit ein nicht-menschliches Wesen verführen könnte, weil es die Werke Leonardo da Vincis, Ärzte für notleidende Menschen und Teddybären gibt!
    Empfangen: Das ist noch nicht alles. Ihr pflegt eure Brut gut.
    Ihr hofft, daß die Finger der Zukunft besser als die von heute sein werden. Ihr strebt nach Fortschritt. Ihr seid wie unsere Soldatinnen, die sich opfern, um eine Brücke zu bilden, über die ihre Schwestern einen Bach überqueren können. Die Jungen gehen hinüber, und damit sie hinübergehen können, sind die Alten zum Sterben bereit. Ja, alles, was ich gesehen habe – Filme, Nachrichten, Werbung –, zeugt von dem Bedauern, nicht mehr zu sein, als ihr seid, und von eurer Hoffnung, daß ihr besser werdet. Und aus dieser Hoffnung entspringt euer »Humor«, fließt eure »Kunst« …
    Laetitia hatte Tränen in den Augen. Es hatte eine Ameise kommen müssen, um ihr die menschliche Art zu erklären und sie dazu zu bringen, sie zu lieben. Nach der Rede von Nr. 103 würde sie nicht mehr dieselbe sein. Ihre Menschenangst war von einer Ameise geheilt worden! Plötzlich hatte sie Lust, ihre Zeitgenossen besser kennenzulernen. Es gab ja wirklich tolle Leute darunter. Diese Ameise hatte das durch ein paar Stunden Fernsehen kapiert, während sie es ihr ganzes Leben lang nicht bemerkt hatte.
    Die junge Frau beugte sich zum Mikrofon vor und brachte heraus:
    Senden: Also willst du uns helfen?
    Nr. 103 reckte unter ihrer Glasglocke die Antennen und meinte ganz feierlich:
    Empfangen: Wir können nicht gegen euch kämpfen, und ihr könnt nicht gegen uns kämpfen. Keine unserer beiden Arten ist stark genug, um die andere auszurotten. Da wir einander nicht vernichten können, sind wir wohl verpflichtet, einander zu helfen. Es gibt Dinge, die wir von eurer Welt lernen können, und wir dürfen euch keinesfalls töten, ehe wir sie kennen.
    Senden: Du bist also bereit, uns nach Bel-o-kan zuführen?
    Empfangen: Ich bin bereit, euch bei der Rettung eurer unter der Stadt eingeschlossenen Freunde zu helfen, weil ich jetzt zu einer Zusammenarbeit zwischen unseren Zivilisationen bereit bin.
    In diesem Augenblick wurde Arthur Ramirez wieder ohnmächtig.

192. DIE DINOSAURIER
    Hier liegt ein historisches Gedächtnispheromon, das die Jahrtausende überdauert hat.
    Chli-pu-ni nähert sich mit ihren Fühlern der Kapsel voller stark duftender Flüssigkeiten. Ein Grau in Grau von Gerüchen.
    Sofort steigt der aromatische Text in ihre Antennen auf.
     
    Geschichtspheromon
    Speichlerin: Königin Belo-kiu-kiuni XIV.
     
    Die Ameisen waren nicht immer die Herren der Erde.
    Früher wurde ihnen dieser Titel von anderen Arten streitig gemacht, die für andere Denkweisen standen.
    So setzte die Natur vor mehreren Millionen von Jahren auf die Eidechse. Bis dahin waren die Eidechsen lediglich Tiere von normaler Größe gewesen, Fische mit Beinen.
    Diese Echsen kämpften jedoch unablässig miteinander.
    Darum mutierte ihr Körper nach und nach, um sich an die Einzelkämpfe anzupassen. Sie wurden immer größer und aggressiver.
    Ihre äußere Gestalt entwickelte sich. Die Eidechsen wurden zu Giganten. Wir konnten sie nicht mehr töten, selbst wenn wir uns zu zwanzig, dreißig oder gar hundert Ameisen zusammentaten. Die Eidechsen waren jetzt zu stark. Sie waren so zahlreich und zerstörerisch, daß sie zur größten tierischen Macht auf der Erde wurden.
    Einige waren so groß, daß ihr Kopf über die Baumwipfel ragte. Es waren keine Eidechsen mehr, sondern Dinosaurier.
    Die Herrschaft dieser ungeheuren Monster dauerte lang, und wir dachten überall in unseren Ameisenhügeln nach.
    Wir haben die schrecklichen Termiten besiegt, also müssen wir doch auch in der Lage sein, mit diesen Dinosauriern zu Rande zu kommen, hieß es überall. Dennoch wurden alle Ameisenkommandos, die gegen die Dinosaurier loszogen, aufgerieben.
    Hatten wir unsere Meister gefunden? Schon fanden sich einige Ameisenhügel damit ab, den Dinosauriern die

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