Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
Gesicht wirkte wie eine steinerne Maske. »Schon gut. Ich habe so gehandelt, wie es die Ehre von mir verlangte.«
Ehre, dachte B’Elanna. Auch die Klingonen verwendeten dieses Wort. Und zwar sehr oft, wie sie von ihrer Mutter wußte.
Abrupt wandte sich der Nograkh ihr wieder zu, und seine silbernen Augen funkelten. »Wie kamen Sie hierher?«
Er schien daran interessiert zu sein, mehr über Torres zu erfahren, und sie sah keinen Grund, ihm die Auskunft zu verweigern. Allerdings widerstand sie der Versuchung, den Tag der Ehre zu erwähnen.
»Die Kazon-Ogla nahmen uns gefangen«, antwortete sie.
»Dann wurde ihr Kreuzer von dem Schiff angegriffen, das uns hierherbrachte. Wir gerieten in neue Gefangenschaft, zusammen mit den Kazon.«
Tolga verzog kurz das Gesicht. »Pech für Sie.«
Er sah auf seine großen, kräftigen Hände hinab, und eine Zeitlang schien er sich für nichts anderes zu interessieren.
Schließlich hob er den Blick wieder.
»Sie haben sich bestimmt gefragt, warum auch wir Nograkh hier sind, warum wir zusammen mit Ihnen Zwangsarbeit leisten müssen.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, gestand B’Elanna.
Tolga schnitt erneut eine Grimasse. »Wenn Nograkh an einem solchen Ort untergebracht werden, so handelt es sich bei ihnen meistens um Kriminelle, um Diebe, Mörder oder
Entweiher heiliger Stätten. Sind Sie mit solchen Leuten vertraut?«
B’Elanna bestätigte. Während ihrer Zeit beim Maquis war sie solchen Personen begegnet. Und mehr noch: Sie hatte selbst gestohlen, von den Cardassianern, im Namen der Freiheit.
»Ist das der Grund dafür, warum Sie hier sind?« fragte sie.
»Weil Sie Dinge nahmen, die Ihnen nicht gehörten?«
Tolga gab ein kehliges Geräusch von sich, das sehr bitter klang.
»Nein. Niemand von uns ließ sich so etwas zuschulden kommen.« Er zögerte und suchte nach den richtigen Worten.
»Wir waren Rebellen und versuchten, die Regierung unserer Heimatwelt zu stürzen.«
»Ich verstehe«, erwiderte B’Elanna. »Sie sind also…
politische Gefangene.«
Tolga dachte über die Bezeichnung nach. »Ja, ich glaube, so könnte man uns nennen.« Eine kurze Pause. »Die Zendak’aa versklavten unsere Welt für lange Zeit, so wie auch viele andere Welten. Schließlich erhoben wir uns gegen sie und streiften unsere Fesseln ab. Für jene von uns, die ihr Leben im Kampf gegen die Zendak’aa riskierten, ging ein Traum in Erfüllung. Nie wieder wollten wir Unterdrückung erfahren.«
B’Elanna ahnte, worauf die Schilderungen des Nograkh hinausliefen. »Aber leider kam es anders, oder?«
»Ja.« Tolgas Blick reichte in die Ferne. »Es kam anders, ja.
Zwar vertrieben wir die zendak’aanischen Tyrannen, aber unsere eigenen nahmen ihren Platz ein. Und für einige von uns, auch für mich, ging der Kampf weiter.«
Es klang vertraut, und darauf wies B’Elanna hin.
»Wir kämpften für viele verschiedene Welten und viele Völker«, sagte sie und dachte an den Maquis. »Unsere Feinde waren die Cardassianer«, fügte sie hinzu und konnte den Zorn nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen.
Tolga nickte. »Sie wissen also, wie so etwas ist. Man schlägt zu und flieht, immer wieder. Und man weiß, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis man gefaßt und zum Tode verurteilt wird.«
»Wir fragten uns oft, wem wir zuerst zum Opfer fallen würden: den Cardassianern oder den von uns
zusammengeflickten Schiffen. O ja, ich weiß, was es bedeutet, dauernd auf der Flucht zu sein.«
Tolga runzelte die Stirn und starrte erneut in die Ferne. »Vor sieben Nächten griffen wir eine Waffenfabrik auf einem unserer Monde an und jagten sie in die Luft. Leider waren wir beim Rückzug nicht schnell genug. Wir wurden betäubt, wir alle. Als wir wieder zu uns kamen, befanden wir uns an Bord eines Raumschiffes, und dort sahen wir Sie zum erstenmal.« Er vollführte eine Geste, die nicht nur B’Elanna galt, sondern auch Kim.
»Haben Sie ein ordentliches Gerichtsverfahren bekommen?«
fragte Torres.
Tolgas Gesichtsausdruck wies darauf hin, daß er diese Frage für einen schlechten Scherz hielt. »Nein. Wenn Arbeiter in den Erzstationen gebraucht werden, kann die Nograkh-Justiz sehr schnell handeln.«
B’Elanna verstand. Mit der klingonischen Justiz verhielt es sich ähnlich. Sie agierte ebenfalls sehr schnell, gnadenlos und oft im wahrsten Sinne des Wortes endgültig. Das hatte sie jedenfalls gehört.
In Tolgas Augen blitzte es. »Wenn ich doch nur in die Freiheit zurückkehren könnte«, brachte er
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