Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
hervor. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher als die Chance, den neuen Tyrannen zu schwächen.« In seinen Wangen mahlten die Muskeln. »Wie gern ich den Kampf gegen ihn fortsetzen würde…«
Stille folgte diesen Worten. B’Elanna wartete einige Sekunden lang, gab dann ihrer Neugier nach.
»Ich möchte Sie nicht beleidigen, aber… Der Nograkh, den Sie umbrachten – war sein Tod wirklich nötig?«
Tolga nickte. »Die Ehre verlangte das. Jener Mann verriet mich vor einigen Jahren, bevor ich an der Rebellion teilnahm.
Nach der Nograkh-Tradition kann so etwas nicht einfach hingenommen werden.«
»Später kam es zu einem weiteren Kampf«, fuhr B’Elanna fort. »Sie unterbrachen ihn.«
Tolga zuckte mit den Schultern. »Auch dabei ging es um Verrat. Aber es wäre eine unfaire Auseinandersetzung gewesen. Der kräftigere Kontrahent muß jemanden finden, dessen physische Merkmale denen seines Gegners
entsprechen, um sich dann im Kampf von ihm vertreten zu lassen.«
B’Elanna dachte darüber nach. »Ich verstehe.« Wieder folgte Stille. »Nun, es war angenehm, mit Ihnen gesprochen zu haben.« Sie erhob sich.
Tolga sah zu ihr auf. »Sie kämpfen gut«, sagte er. »Ich glaube, Sie werden hier länger überleben als einige andere.«
In diesen Worten kam nicht nur ein Lob zum Ausdruck, sondern auch eine düstere Prophezeiung.
»Danke«, erwiderte sie mit einem Hauch Ironie, wandte sich ab und kehrte zu Kim zurück.
Tolga faszinierte sie. An seiner Verbitterung konnte ebensowenig Zweifel bestehen wie daran, daß er zu
kaltblütiger Gewalt fähig war. Trotzdem glaubte B’Elanna, auch etwas Edles in ihm zu erkennen: Er blieb sich selbst treu, hielt mit unerschütterlicher Entschlossenheit an seinen ethischen Prinzipien fest.
Er hatte sein Leben für jene Dinge riskiert, an die er glaubte, und genau darauf kam es bei einer edlen Gesinnung an.
Kes lehnte sich im Sessel zurück und musterte den Doktor auf der anderen Seite des Schreibtischs. »Jetzt wissen wir, worin das Problem besteht«, sagte sie.
»Pacria glaubt, Leid und Elend ihres Volkes seien der Preis für die Entwicklung des Heilmittels gewesen.«
»Ja«, bestätigte Kes und seufzte. »Und deshalb will sie nicht zulassen, daß wir sie behandeln.«
Der Doktor runzelte die Stirn. »Ich verstehe das nicht. Wenn Pacrias Volk das Heilmittel so sehr haßt – wieso enthielt der Bordcomputer dann entsprechende Daten?«
»Eine gute Frage«, meinte die Ocampa. »Offenbar benutzen alle Schiffe der Emmonac – auch Pacrias Forschungsschiff –
die wissenschaftlichen Daten der Zendak’aa. Immerhin gibt es viele Bereiche, in denen zendak’aanische Experimente nicht auf Kosten der Emmonac stattfanden.«
»Jene Forschungen betreffen vor allem die biologischen Wissenschaften«, warf der Doktor ein.
»Ja«, bestätigte Kes. »Und was die anderen Daten betrifft, die auf Kosten der Emmonac gewonnen wurden… Sie sind
ebenfalls gespeichert, aus historischen Gründen: um Pacrias Volk daran zu erinnern, welches Leid ihnen die Unterdrücker bescherten.«
Der Doktor nickte langsam. »Ich verstehe.«
Einige Sekunden lang herrschte Stille, als sie beide über die Situation nachdachten. Schließlich brach Kes das Schweigen.
»Es ist verrückt«, sagte sie.
Der Holo-Arzt räusperte sich. »Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen. Auf der Erde spricht man unter gewissen Umständen davon, sich ›ins eigene Fleisch zu schneiden‹. Ich glaube, diesen Ausdruck könnte man hier verwenden.«
»Letztendlich sind Forschungsdaten nichts weiter als Forschungsdaten«, sagte Kes. »Wenn man damit Leben retten kann, noch dazu das eigene, so ist es dumm, nicht darauf zurückzugreifen.«
»Auch in dieser Hinsicht bin ich ganz Ihrer Meinung«, entgegnete der Doktor. »Aber leider spielt es keine Rolle, was Sie und ich davon halten. Nur Pacrias Meinung zählt. Und sie will sich nicht behandeln lassen, weil sie etwas Schändliches in dem Heilmittel sieht.«
»Sie glaubt, daß viele Emmonac dafür sterben mußten«, fuhr Kes fort. »Aber wenn sie stirbt, wird dieser Liste ein weiteres Opfer hinzugefügt. Überlebt sie hingegen, sind all die anderen Emmonac wenigstens nicht umsonst gestorben. Ihr Tod
bekäme dadurch einen Sinn.«
Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Pacria sieht die Sache anders. Und jene Emmonac, die in Varrus’ Klinik gestorben sind, teilten ihre Ansicht vielleicht. Aber sie sind tot, und deshalb können wir keine Gewißheit erlangen.«
Kes biß sich auf die Lippe.
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