Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
zurück.
B’Elanna trat an Kims Seite, nur für den Fall, daß Einauge einen neuerlicher Angriff beschloß. Doch der Fremde
entschied sich gegen diese Möglichkeit und kehrte brummend dorthin zurück, wo er zuvor gesessen hatte.
»Das war eine ziemliche Überraschung«, brachte der
Fähnrich zwischen angeschwollenen Lippen hervor.
B’Elanna untersuchte ihn kurz, um sich zu vergewissern, daß er keine ernsten Verletzungen erlitten hatte. »Das kann man wohl sagen«, bestätigte sie.
Erneut sah sie zu dem Nograkh mit der Narbe – er sprach mit seinen Artgenossen.
»Offenbar hatten wir eine falsche Vorstellung von ihm und seinem Volk«, meinte Kim. »Er hätte auch tatenlos zusehen können, wie man uns zu Tode prügelte.«
»Ja«, erwiderte B’Elanna.
Die Nograkh mochten aggressiv und grausam sein, aber ganz offensichtlich gab es bei ihnen auch einen Ehrenkodex. Torres konnte es kaum glauben.
Und doch… Sie hatte es mit eigenen Augen gesehen.
»Es ist ein weiteres Beispiel dafür, daß die Dinge nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen«, sagte Kim.
B’Elanna sah einmal mehr zum Nograkh, und diesmal
bemerkte er ihren Blick. »Ersparen Sie mir solche
Gemeinplätze, Starfleet – bis wir einen Weg in die Freiheit gefunden haben.«
Janeway stand vor Pacrias Quartier und wartete bis die Tür sich öffnete.
Pacria saß vor einem Computerterminal, das sich kaum von dem im Bereitschaftsraum des Captains unterschied. Ihr Gesicht wirkte verschlossen, so als fühlte sie sich bereits in die Defensive gedrängt.
Obwohl ich noch keine einzige Frage gestellt habe, dachte die Kommandantin.
»Captain Janeway…«, sagte Pacria und nickte kurz.
»Wie geht es Ihnen?« fragte Janeway.
»Besser«, antwortete die Fremde.
In diesem einen Wort kam kühle Reserviertheit zum
Ausdruck.
»Ich kann mir denken, weshalb Sie gekommen sind«, fuhr Pacria fort. »Kes hat Sie gebeten, mit mir zu sprechen.«
Janeway lächelte und ahnte, daß sie hier in eine ihr unbekannte Kontroverse verwickelt wurde. »Nein, da irren Sie sich. Ich bin aus eigenem Antrieb gekommen.«
Pacrias Gesichtsausdruck veränderte sich und zeigte
Bedauern. »Bitte entschuldigen Sie. Ich glaube, ich habe voreilige Schlüsse gezogen.« Sie deutete auf einen Sessel.
»Bitte nehmen Sie Platz.«
Janeway setzte sich. »Mein Besuch steht in Zusammenhang mit unserer Suche nach zwei vermißten
Besatzungsmitgliedern«, sagte sie und versuchte, nicht zu viele Worte zu verlieren. »Sie wurden von den Kazon
verschleppt…«
»Ich habe von den Kazon gehört«, erwiderte Pacria. Sie klang ein wenig ungeduldig.
Die Kommandantin nickte. »Nun, die Kazon nahmen unsere Leute gefangen und verschleppten sie. Vor einer Weile entdeckten wir das Wrack eines Kazon-Kreuzers, und in jenem Raumgebiet fanden wir die Ionenspur eines anderen
Raumschiffs.«
Janeway rieb sich die Hände. »Wir hoffen, daß die beiden Entführten noch leben und von dem Raumschiff fortgebracht wurden. Aber leider wissen wir nicht, wohin es unterwegs ist.«
»Eben erwähnten Sie eine Ionenspur«, sagte die Frau.
Diesmal zweifelte Janeway nicht mehr an Pacrias Ungeduld.
Vielleicht hatte ihre Rekonvaleszenz nicht so große
Fortschritte gemacht, wie der Doktor glaubte. Andererseits: Der holographische Arzt irrte sich bei solchen Einschätzungen nie.
»Das stimmt«, bestätigte Janeway. »Allerdings sind
Ionenspuren nicht immer zu hundert Prozent zuverlässig.
Außerdem verlieren sie sich oft, bevor man Gelegenheit bekommt, sie bis zu ihrem Endpunkt zu verfolgen.«
Pacria runzelte die Stirn. »Was erwarten Sie von mir?«
»Ich möchte, daß Sie sich die entsprechenden Daten
ansehen«, sagte Janeway. »Vielleicht entdecken Sie bei der Ionenspur oder den übrigen energetischen Signaturen etwas, das Aufschluß darüber gibt, wer den Kazon-Kreuzer vernichtet hat.«
Die Frau musterte sie einige Sekunden lang. »Na schön«, sagte sie. »Gewähren Sie mir Zugang zu den Daten – ich bin bereit, sie zu überprüfen. Immerhin stehe ich in Ihrer Schuld.«
Captain Janeway lächelte. »Wenn Sie uns einen Hinweis darauf geben können, wo sich unsere beiden vermißten Besatzungsmitglieder befinden… Dann stehen wir in Ihrer Schuld.«
10
B‘Elannas zweiter Arbeitstag war vermutlich nicht schwerer als der erste, aber er fühlte sich anstrengender an. Sie wußte, daß es an der Strahlung lag. Die Radioaktivität saugte nach und nach die Kraft aus ihr heraus, verbrannte die Haut und bewirkte
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