Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
»Es muß doch eine Möglichkeit geben, Pacria zu helfen.«
»Wir haben nicht das Recht, für sie zu entscheiden«, führte der Doktor aus. »Wir können ihr nur helfen, wenn sie unsere Hilfe möchte. Und darauf deutet bisher leider nichts hin.«
Die Ocampa beugte sich vor, und in ihrem Gesicht zeigte sich für sie untypischer Zorn. »Sie sind Arzt. Wie können Sie einfach dasitzen und zusehen, wie jemand stirbt, ohne irgend etwas dagegen zu unternehmen?«
Der Doktor blieb ruhig. »Ich habe keineswegs vor, mich auf eine passive Rolle zu beschränken. Ganz im Gegenteil: Ich werde nach einem Heilmittel suchen, das nicht auf den Daten der Zendak’aa basiert.« Er seufzte. »Obwohl ich mit Pacrias Krankheit kaum vertraut bin. Ich fürchte, deshalb wird es mir kaum gelingen, rechtzeitig einen Erfolg zu erzielen.«
»Aber Sie versuchen es wenigstens«, sagte Kes sanft und schüttelte entschuldigend den Kopf. »Es tut mir leid. Ich wollte meinen Ärger nicht an Ihnen auslassen. Schließlich ist dies alles nicht Ihre Schuld.«
Der holographische Arzt nahm diese Worte mit einem
knappen Nicken entgegen. »Um ganz ehrlich zu sein… Ich bedauere sehr, beobachten zu müssen, daß Pacria leidet. Noch weitaus mehr belastet mich das Wissen, daß sie bald sterben wird. Aber ich bin Arzt. Ich kann meinen Patienten nichts aufzwingen. Ich darf keine Entscheidungen für sie treffen. Ich kann ihnen nur mehrere Möglichkeiten präsentieren und dann das Beste hoffen.«
»Selbst wenn das ›Beste‹ der Tod ist?« fragte Kes.
Der Arzt musterte sie ernst. »Ja.«
Auf rein intellektueller Ebene brachte Kes dem Standpunkt des Doktors volles Verständnis entgegen. Er war darauf programmiert, einen strengen ethischen Kodex zu achten, und natürlich konnte er nicht von seiner Programmierung
abweichen.
Es gelang ihr sogar, einen Sinn in jener Ethik zu erkennen.
Als Patientin hätte sie auf ihrem Recht bestanden,
Entscheidungen bezüglich ihrer Behandlung zu treffen. Sie wollte immer in der Lage sein, selbst über ihr Schicksal zu befinden.
Doch Pacria machte ihrer Meinung nach einen großen Fehler.
Ganz gleich, was der Doktor sagte: Kes konnte nicht einfach still sitzenbleiben, während die Emmonac starb. Es mußte einen Weg geben, sie trotz allem vor dem Tod zu bewahren.
Und wenn es einen solchen Weg gab, so wollte die Ocampa ihn finden. Das versprach sie sich, und dieses Versprechen kam einem Eid gleich. Aber wo sollte sie anfangen? Worin bestand der erste Schritt?
Plötzlich fiel es ihr ein, und sie stand auf.
»Wir sehen uns später«, teilte sie dem Doktor mit und eilte zum Ausgang.
»Kes?« rief er ihr nach. »Was haben Sie vor?«
»Ich möchte mit dem Captain reden«, antwortete sie.
11
Pacria hatte Captain Janeway versprochen, die Daten zu überprüfen, die am Ort der Zerstörung des Kazon-Schiffes gesammelt worden waren. Dieses Versprechen wollte sie einlösen, soweit sie es vermochte.
Zuerst sah sie sich das von dem fremden Raumschiff
hinterlassene Ionenmuster an. Zwar gehörten
Triebwerkssysteme nicht unbedingt zu ihren Fachgebieten, aber sie kannte sich gut genug damit aus, um die
entsprechende Technik zu identifizieren.
Die Ionenspur stammte eindeutig von einem
zendak’aanischen Antrieb. Nun, das mußte nicht viel heißen.
Mindestens sechs Völker in diesem Sektor benutzten die Triebwerkstechnik der Zendak’aa beziehungsweise
geringfügige Modifikationen.
Als nächstes befaßte sich Pacria mit den molekularen Zerfallsmustern der Trümmer, um festzustellen, welche Waffen verwendet worden waren. Zwar gehörte sie nicht zu den militärischen Experten ihres Volkes, aber ihre Kenntnisse genügten auch hier, um zendak’aanische Technik zu erkennen.
Doch auch das bedeutete nicht viel. Sechs oder sieben Völker befanden sich im Besitz von zendak’aanischen
Waffensystemen, vielleicht sogar noch mehr.
Anschließend suchte Pacria nach organischen Rückständen, obwohl Captain Janeway sicher daran gedacht hatte, eine solche Analyse vorzunehmen. Sie fand nur wenig, nicht genug für eine Identifizierung des Opfers oder der Opfer – die Todesursache ließ sich erst recht nicht feststellen.
Pacria wußte, daß die Truat Nor nach einem Kampf dem All Gedächtnisstaub übergaben, und sie hielt danach Ausschau.
Vergeblich. Was bedeutete, daß die Truat Nor nicht in Frage kamen.
Anschließend suchte Pacria nach Lücken im Trümmerfeld und Anzeichen von Gravitonpartikeln. Sowohl das eine als auch das andere bot
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