Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
der linken Faust zu treffen, aber der Nograkh hielt sie am Handgelenk fest. Eine Sekunde später schloß sich seine andere Hand um den rechten Unterarm der Angreiferin. Er stieß sie zu Boden, blockierte sie mit seinem beträchtlichen Gewicht.
Torres zappelte, konnte sich aber nicht befreien. Wütend spuckte sie. »Sie hätten ihn retten können!« fauchte sie. »Ein Wort von Ihnen hätte genügt. Aber Sie haben geschwiegen und ihn für mich sterben lassen!«
Tolga musterte sie aus zusammengekniffenen Augen.
»Warum sollte ich mich in Manocs Bereitschaft einmischen, sich zu opfern?« erwiderte er. »Nur ein Barbar wäre fähig, seine Ehre zu beflecken.«
»Ich hätte sterben sollen!« heulte B’Elanna und versuchte nicht mehr, sich zu befreien. »Ich! Ich habe den Ausbruchsversuch angeführt!«
Der Nograkh nickte langsam. »Ja. Als Ihnen die Umstände Gelegenheit gaben, wurden Sie auf eine Weise aktiv, die Sie für richtig hielten. Und das gilt auch für Manoc.«
B’Elanna schüttelte den Kopf. »Ich hätte sterben sollen«, stöhnte sie. »Und niemand anders.«
Tolga schwieg. Stumm beobachtete er, wie Zorn und
Kummer aus ihr wichen. Schließlich ließ er sie los, erhob sich und half ihr auf.
Kim hatte in der Nähe gestanden, zum Eingreifen bereit, falls es notwendig werden sollte. Aber er brauchte nicht zu intervenieren. Zu keinem Zeitpunkt erweckte der Nograkh den Eindruck, B’Elanna verletzen zu wollen, nicht einmal zu seiner eigenen Verteidigung.
Torres massierte sich die Handgelenke und sah zu Tolga auf.
»Warum hat er mir nicht geglaubt?« fragte sie. »Warum hat er über mich gelacht?«
Der Nograkh hob und senkte die Schultern. »Ordagher hielt es für unmöglich, daß eine Frau den Ausbruchsversuch anführte.« Er zögerte kurz. »Er kennt Sie eben nicht so gut wie ich.«
B’Elanna nickte. Bevor diese Sache vorbei war, wollte sie dem Aufseher noch einen Denkzettel verpassen.
Janeway saß an ihrem Schreibtisch im Bereitschaftsraum und untersuchte noch immer jene Sondierungsdaten, die das Trümmerfeld im All betrafen, als der Türmelder summte.
»Herein«, sagte sie und lehnte sich im Sessel zurück.
Tuvok betrat den Bereitschaftsraum und hielt einen
elektronischen Datenblock in der Hand. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts, aber Janeway kannte den Vulkanier seit langer Zeit und ahnte, daß er mit schlechten Nachrichten kam.
»Nun?« fragte sie leise.
Dünne Falten bildeten sich in Tuvoks Stirn. »Ich muß Ihnen leider mitteilen, daß sich die Ionenspur aufgelöst hat – wir können sie nicht länger orten.«
Janeway biß sich auf die Lippe. »Läßt sich aus den bisherigen Ortungsdaten ein Kurs extrapolieren?«
Der Vulkanier überlegte, bevor er antwortete. »Das halte ich nicht für eine vielversprechende Strategie«, sagte er schließlich. »Es gibt viele Gründe, die ein Raumschiff veranlassen könnten, von seinem ursprünglichen Kurs
abzuweichen, während es sich seinem Ziel nähert.«
»In der Tat«, pflichtete ihm die Kommandantin bei. »Auch ich sehe keine sehr vielversprechende Strategie darin, aber es ist die einzige, die wir haben.« Sie beugte sich vor. »Bitte entwickeln Sie ein Computermodell, das auf den zur
Verfügung stehenden Daten basiert. Errechnen Sie auf dieser Grundlage den wahrscheinlichsten Kurs.«
Die Nasenflügel des Vulkaniers zuckten kurz. »Wie Sie wünschen«, sagte er nur, stand auf und verließ den Raum.
Nachdem Tuvok gegangen war, blickte Janeway eine
Zeitlang ins Leere und dachte über die Erfordernisse der Situation nach. Solche Überlegungen hatte sie seit dem Verschwinden von B’Elanna und Kim häufig angestellt.
Schließlich seufzte sie und sah zum Interkom-Gitter an der Decke.
»Commander Chakotay.«
»Ich höre«, meldete sich der Erste Offizier.
»Ich würde gern in meinem Bereitschaftsraum mit Ihnen sprechen«, sagte Janeway.
»Ich bin gleich bei Ihnen.«
Chakotay hatte Torres als Mitglied seines Kommandos beim Maquis gekannt, lange bevor er die Voyager zum erstenmal sah. Selbst wenn er nicht Janeways Erster Offizier gewesen wäre – er hatte es verdiente, über den Stand der Dinge Bescheid zu wissen.
14
Die graue Metalltür glitt vor Pacria beiseite, und sie blickte in einen Raum, den ihre Gastgeber ›Krankenstation‹ nannten. Er schien kleiner und heller zu sein als in ihrer Erinnerung, obgleich sie ihn erst vor zwei Tagen verlassen hatte.
Der Doktor wartete geduldig auf sie. »Möchten Sie nicht hereinkommen?« fragte er
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