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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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bleiben bei unserem ursprünglichen Plan. Wir gehen tagsüber rein, solange sie schlafen.« Er wandte sich an die Vampire. »Ihr bleibt draußen, in sicherem Abstand, und haltet uns den Rücken frei.«
    Die Vampire waren schwer gerüstet. Sie trugen lange Kettenhemden, Schilde auf dem Rücken und Breitschwerter am Gürtel. Die Helme hatten sie an den Waffengurt gebunden, und Kurzbögen mit schwarz gefiederten Pfeilen ans Gepäck geschnürt. Aber sie hatten ihre Kapuzen so weit zugezogen, dass ihr Gesicht nur noch durch einen schmalen Schlitz zu sehen war, und sie schauten unzufrieden drein.
    Ganoch rief die Gnome mit einer Handbewegung zusammen. Die Trupps traten an, die aufmerksameren Späher weckten ihre schlafenden Kameraden. Dann ließen sie sich von den Kundschaftern zum Goblinlager führen. Vor dem Ziel fächerten sie auseinander, verschwanden hinter Büschen und Felsen. Bald sah Ganoch nur noch seine eigenen Begleiter, die acht Gnome seiner Schar.
    Als sie das Loch in der Bergwand erblickten, nahmen sie ihre kleine Gestalt an. Insektengroß pirschten sie weiter. Ganoch verharrte, als der Schatten der Höhlendecke auf ihn fiel. Er spürte kein Leben, keine Wärme. Doch aus dem Dunkel drangen gedämpft raue Stimmen.
    Er winkte seinen Trupp zu sich und ging weiter. Nach einer Weile – in großer Gestalt wären es nur ein paar Schritte gewesen – gelangten die Gnome an eine Tür, die nach rechts vom Gang abging. Sie war aus einigen dicken, grob behauenen Brettern zusammengenagelt. Die kleinen Gnome konnten mühelos durch die Ritzen kriechen. Dahinter fanden sie eine kleine Kammer, in der ein halbes Dutzend Goblins um einen Tisch herumsaßen.
    Zwei von ihnen hatten den Kopf auf die Tischplatte gelegt und schnarchten, die anderen spielten ein Geschicklichkeitsspiel mit ihren Messern. Ein großer Tonkrug stand zwischen ihnen, Becher aus Ton daneben. Sie alle hatten blutige Schnitte an den Händen.
    In einer Ecke brannte ein kleines Feuer. Der Rauch kroch langsam durch den Raum und zog durch Spalten und Ritzen ab. Ein Gnom musste husten. Knochenklingen glänzten auf, aber Darnamur befahl seine Leute zurück. »Das wird laut werden«, sagte er. »Wir kümmern uns erst mal um die Schlafenden, tiefer in der Höhle.«
    Sie zogen sich aus der Wachstube zurück.
    Die Gnome schlichen weiter. Wenn sie keine Goblins in der Nähe spürten, wechselten sie in ihre normale Gestalt und kamen so schneller voran. Sie stießen auf eine große Grotte, vermutlich das Hauptlager. Feuer brannten hier. Dazwischen standen Zelte oder schliefen Goblins in Decken gehüllt. Es waren vor allem Frauen und Kinder, und nur wenige Krieger. Einige menschliche Sklaven waren in einem Winkel aneinandergekettet, nackt und verlaust und halb verhungert.
    In Seitenkammern entdeckten sie weitere Familien. Goblinfrauen, reich geschmückt mit kunstvollem Gewirk aus Zähnen und Knochen und buntem verdrillten Garn. Kinder. Aber keine Häuptlinge. Die Edlen des Goblinstammes waren also alle mit den Kriegern unterwegs. Und die Kämpfer, die man zum Schutz des Stammes zurückgelassen hatte, waren meistenteils alt und verstümmelt oder es waren schlanke Halbwüchsige, die nicht einmal zehn Jahre alt sein konnten.
    Die Gnome durchsuchten die Höhlen ungestört. Bis auf die sechs Wachen am Eingang war kein Goblin wach. Es gab Vorratskammern, in denen bei eisiger Kälte Wildbret lagerte, Werkstätten und grobe Schmieden dicht an der Wand des Berges, wo der Qualm durch zahlreiche Risse entweichen konnte. Hier kauerten Sklaven, deren Ketten fest mit Amboss und Blasebalg verbunden waren, die Werkzeuge ihrer Befreiung nur eine Handbreit außer Reichweite. Sie schliefen mit blau gefrorenen Lippen.
    Aber einen weiteren Ausgang aus dem Lager fanden die Gnome nicht.
    Ganoch versammelte seine Kompanie aus käfergroßen Gnomen in einer Seitenkammer. Diese Höhle war nur ein schmaler Schlauch, der über der großen Grotte lag und über einige breite Stufen zu erreichen war. Ein gewebter Vorhang mit roten Ornamenten trennte den Raum von der Haupthalle. Der Knochenschmuck der Frau, die dort schlief, war mit Goldplatten durchwirkt, und auch die Kinder bei ihr wirkten ungemein wohlhabend, anders, als man es sonst bei Goblins gewohnt war.
    »Das muss die Familie des Clanführers sein«, sagte Ganoch. »Aber ich frage mich, wer die Sippe in seiner Abwesenheit führt?«
    »Vielleicht ist ihr Hauptmann bei den sechs Wachen am Eingang?«, schlug einer der Gnome vor.
    »Vielleicht.«

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