Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
gar nichts tun. Unsere Geflügelten sind schneller in den Bergen als eure Krieger. Daugazburg mögt ihr gewinnen, doch ihr verliert euren Stamm. Die Goblins aus der Ebene werden eure Beute erben. Es liegt nur in deiner Hand, Twankaz von Hagaz’ Sippe.
Wenn Hagaz lebt, fällt in den Bergen euer Banner auf immer.«
Twankaz brüllte und machte einen Satz nach vorn. Ganoch wechselte die Größe, und der Goblin krachte gegen den Rahmen seines Zeltes. Sein Säbel durchtrennte die Lederplane. Ganoch brachte sich unter dem Saum in Sicherheit. Die nackten Füße des Goblins trampelten eine Zehenbreite neben ihm durch den Staub.
Ganoch wankte nach draußen.
Weitere Goblins wurden auf den Lärm aufmerksam und liefen herbei. Ganoch sah die geschwärzte Klinge von Twankaz’ Säbel dreimal durch die Plane fahren, bis sie eine Stange traf und eine Seite des Zelts in sich zusammenfiel.
»Gnom! Scheißmade! Ich zerquetsche dich!«
Ganoch blickte sich gehetzt um. Nirgendwo war es sicher. Im Zelt wütete Twankaz, draußen stampften gepanzerte Stiefel auf ihn zu. Ganoch klammerte sich an eine Zeltnaht und kletterte empor.
Immer wieder trafen von innen Hiebe das Leder, während Twankaz nach ihm suchte. Ganoch klammerte sich an den gefetteten Riemen fest, die die Lederbahnen zusammenhielten.
»Was ist, Twankaz?«, riefen die heraneilenden Wachen.
»Gnome auch hier?«, fragte ein Goblin.
Sie fingen an, rings um das Zelt durch den Staub zu pflügen. Dann kam Twankaz heraus. Seine Augen waren blutunterlaufen. Wütend schaute er auf seine Kameraden, die kurz innehielten und auf Befehle warteten.
»Gnome?«, fragte einer.
»Ratten«, zischte Twankaz. »Asselgezücht.« Seine Kiefer mahlten. Tiefe Falten furchten seine Stirn. Er schaute zu Boden, dann ließ er seinen Blick über das Lager schweifen.
»Was tun?«, fragte ein Goblin.
»Gnom … wollte Twankaz töten«, sagte der Goblin. »Twankaz hat vertrieben.« Seine Schultern sanken herab.
Dranjar sah zu, wie die Goblins abrückten. In geschlossenen Reihen marschierte die schwer bewaffnete Garde durch das Tor der Zitadelle in die Stadt, zur Schlacht gerüstet. Nur eine Notbesatzung blieb als Wache zurück. Wieder ließ Darnamur ihn hier im Palast nach Batha suchen, während draußen vor dem Tor des Blutes die Entscheidung fiel!
Aber natürlich hatte Darnamur recht. Es war keine Schlacht für Gnome. Und es war richtig, sich um Batha zu kümmern. Sie war nun schon seit zwei Nächten verschwunden, und auch Dranjar machte sich Sorgen um sie. Gemeinhin konnte Batha auf sich selbst Acht geben, aber wenn sie so lange nichts von sich hören ließ, geschah das bestimmt nicht freiwillig.
Dranjar hatte sämtliche erreichbaren Zeugen zweimal befragt, und alles deutete auf die Goblins hin. Auf Mataz und Fitwiz und ihre Gefolgsleute im Rat. Sie hätte man befragen müssen, wenn man mehr erfahren wollte. Aber wenn sie etwas mit dieser Sache zu tun hatten, würden sie nichts verraten. Oder sie würden lügen. Also musste man ihnen anders auf die Schliche kommen. Doch wie sollte das geschehen, jetzt, wo die Goblins in den Krieg zogen?
Dranjar saß auf der Fensterbank, da sah er unten zwischen den verbliebenen Wachen am Tor einen Goblin, der ihm bekannt vorkam. Es war einer von Fitwiz’ Gefolgsleuten, einer von den acht Goblins, die zuletzt in Bathas Nähe gesehen worden waren.
Eilig lief Dranjar nach unten und riss die Tür zum Hof auf. Der Goblin kam ihm entgegen. Dranjar taumelte zurück. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber womöglich war es eine günstige Gelegenheit.
Er wich ein Stück in den Durchgang zurück, zog sich an einem Mauerspalt in die Höhe und machte sich klein. Käfergroß kroch er vollends in die Fuge, die ihm reichlich Platz bot.
Da kam auch schon der Goblin herein. Dranjar kniff die Augen zusammen, maß die Entfernung ab und den Weg, auf dem der Goblin sich bewegte.
Es war ein breiter Geselle. Der Bursche trug nicht den vergoldeten Brustpanzer der Garde, sondern eine harte Lederrüstung mit schwarzen Eisenbeschlägen. An seinem Gürtel baumelte ein großer Schlüsselbund, zwei Säbel steckten dahinter. An der rechten Hand trug er einen einzelnen zerschlissenen, fingerlosen Handschuh. Der Goblin wirkte eher wie ein Kerkermeister als wie ein Gardekrieger.
Dranjar zog den kleinen Knochendolch. Als der gedrungene Goblin dicht an ihm vorüberkam, setzte er zum Sprung an. Doch er sprang zu kurz und stürzte in die Tiefe. Der Lederpanzer des Goblins lief in einer Art
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