Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
kleben.
Dranjar versuchte zu atmen und musste zugleich würgen.
Gelassen trat der Goblin näher. Mit seinem langen Arm tastete er auf dem Rücken herum, bis er den Pfeil zu fassen bekam und ihn abbrach. Er verzog das Gesicht. »Bist noch ein wenig zu lebendig, um schon bei den Fliegen zu landen«, höhnte er. »Komm her, ich schneid ein paar Madengänge in dein Fell.«
Dranjar stützte sich auf. Sein Blick fiel auf einen Umriss, der zwischen den Stücken faulenden Fleisches fehl am Platze wirkte. Ein Gesicht. Batha!
Sie lag zwischen dem Abfall, die Kleidung starr von geronnenem Blut. Ihre Augen waren trübe wie raues Glas, das Gesicht verquollen und aufgeplatzt. Maden wimmelten in den Wunden. Ihre rechte Schulter war ein Stumpf, an dem die Fliegeneier in weißen Trauben klebten. Dranjar sog scharf die Luft ein, und es tat weh.
»Hast du deine Freundin entdeckt, Eiterbeule? Hat auch gedacht, sie könnte mit einem Goblinkrieger kämpfen. Sprang plötzlich unter der Tür heraus, als wär Leuchmadans Drache hinter ihr her.« Swanaz hob die Rechte und schüttelte den Säbel. »In die Hand hat sie mich gepikst, die kleine Gnitze.«
Dranjar bemerkte die braunen Lumpen, die um die Hand des Goblins gewickelt waren. Was er für einen Handschuh gehalten hatte, war in Wahrheit ein schmutziger Verband.
»Ich hoffe, sie fault dir ab, die Hand«, stieß er hervor.
Swanaz lachte. »So einen Stich kann ich ab. Ich hab ihren Arm dafür abgenagt, bevor wir den Rest zu den Fliegen geworfen haben. Und von dir nehm ich mir auch einen Blutpreis für die Dornen in meinem Fleisch.«
Er trat mit dem Fuß die restlichen Latten des Verschlags weg. Dranjar holte tief Luft, umklammerte das Heft seines Kurzschwerts … und wechselte die Größe.
Swanaz stieß einen wütenden Laut aus und sprang vor. Sein Säbel senste durch die Luft.
Dranjar stand käfergroß auf dem Boden, zwischen Bergen von verwesendem Fleisch und inmitten eines Gewimmels ekler Kreaturen. Ein Rauschen und Klackern ertönte um ihn her, wie ein Sturm in einem ausgedörrten Wald. Die Maden wanden sich und schnappten mit ihren Kiefern.
Dranjar stand vornübergebeugt. Seit dem Tritt des Goblins wütete der Schmerz in seinen Eingeweiden. Er keuchte. Mit raschen Stößen wehrte er zwei Maden ab, die mit knisternden Kieferzangen auf ihn zutasteten. Das Drachenbein schnitt mühelos durch die ledrige Haut, und die Maden krümmten sich, als ihr Inneres hervorquoll.
Swanaz tobte über ihm. Er stieß Fleischstücke beiseite und rutschte über den schmierigen Grund.
Dranjar spähte und wartete. Und machte sich groß, als der Goblin genau über ihm aufragte. Er riss die Klinge hoch, während er Swanaz unter den Lederrock fuhr. Mit beiden Händen stieß er dem Goblin das Kurzschwert bis zum Heft in die Leiste. Dranjar spürte, wie die Schneide über das Becken schrammte. Dann ließ er los und sprang mit einem Satz aus dem Verschlag.
Swanaz schrie und kreischte und taumelte.
Dranjar rollte sich auf dem Steinboden ab. Jeder Atemzug schmerzte. Mühsam richtete er sich auf.
Der Goblin umklammerte immer noch den Säbel und wankte auf Dranjar zu. Blut und Urin liefen ihm zwischen den Beinen hervor und nässten seine Hose. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass er die Hauer in die Oberlippe trieb. Die Flüche, die er ausstieß, waren nicht mehr zu verstehen.
Dranjar wich zurück, Swanaz kam ihm nach. Sie taumelten durch die Halle wie zwei Betrunkene. Der Goblin brüllte, tat zwei Schritte und hob den Säbel. Dranjar nahm all seine Kraft zusammen, sprang vor und rollte zwischen den Beinen seines Feindes hindurch. Dabei trat er kräftig gegen den Griff des Kurzschwerts, der Swanaz immer noch aus dem Unterleib ragte.
Der Goblin ließ seine Klinge fallen und brach zusammen. Sein Gebrüll wurde zu einem Stöhnen, dann zu einem Röcheln. Dranjar schleppte sich um den gefallenen Feind herum, hob den Säbel auf und schlug Swanaz den Kopf ab. Erst nach dem dritten Schlag verstummte der Goblin, und Dranjar hieb verzweifelt und kraftlos weiter, bis er den Hals endlich durchtrennt hatte.
Dann ließ er sich entkräftet auf den Hosenboden fallen und blieb sitzen. Fledermäuse und Fliegen drehten sich über ihm in einem bizarren Tanz. Es brummte und knatterte, und das Geräusch vermischte sich mit dem Brausen in seinem Kopf.
Allmählich kam Dranjar wieder zu Kräften, nur die Schmerzen blieben. In seinem Leib, in seinem Kopf. Er rappelte sich auf und versuchte, das Kurzschwert aus dem Goblin
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