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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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anderen Ratsmitgliedern.
    Salvan erhob sich. Er lächelte und streckte Frafa die Hand entgegen. »Mir jedenfalls wäre es eine Ehre, wenn die edle Dame an meiner Seite Platz nähme«, verkündete er. »Immerhin hat selbst Grefan zuletzt seine Stimme für sie abgegeben.«
    Als Audan seine Größe änderte, folgte Magati ihm hastig. Sie wollte in diesem unberechenbaren Labyrinth nicht ihren Gefährten verlieren. »Wito, komm mit«, rief sie noch.
    Dann stand sie wieder in dem gemauerten Stollen, den sie vor so langer Zeit betreten hatte. Sie blinzelte verwirrt, denn inzwischen war dieser Ort ihr fremd geworden. Ihr war, als hätte sie mit ihrer Größe auch den Ort gewechselt. Nur wenige Augenblicke zuvor hatte sie noch im Freien gestanden, und da waren Sterne über ihr gewesen!
    Wito erschien neben ihr, und die drei Gnome waren wieder beisammen. Magati atmete auf. Audan stand an dem Fleck, wo er herausgekommen war. Seitdem Magati zu ihm gestoßen war, hatte er sich nicht gerührt. Wito trat einen Schritt nach vorn. Dann hob er den Arm.
    »Seht!«
    Magatis Blick folgte der Geste. Wo sie in kleiner Gestalt den Stern gesehen hatte, leuchtete tatsächlich ein bläuliches Licht durch den Gang, die erste klar umrissene Lichtquelle, die sie im Labyrinth des Schreckens bisher gesehen hatte. Das Funkeln kam von weit her, sah aber gar nicht mehr nach einem Stern aus. Für eine Lampe wirkte das Licht zu kalt.
    »Audan. Magati«, sagte Wito. »Wie mir scheint, habt ihr beide recht. Folgen wir dem Licht in unserer großen Gestalt, und sehen wir zu, wohin es uns führt.«
    Er ging los, aber Audan griff nach seiner Jacke. »Warte. Das könnte eine Falle sein. Der Köder eines Ungeheu … Ahhh!«
    Magati hatte ihrem Gefährten einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt, und Audan verstummte gekränkt.
    »Ich hab dich gewarnt!«, sagte sie und stapfte an Audan vorbei.
    Nach einer Weile erkannten sie, dass der Schimmer aus einer Türöffnung fiel, die seitlich vom Gang abzweigte. Sie pirschten vorsichtig näher und spähten hinein.
    Die Kammer dahinter maß vielleicht zehn mal zehn Schritte. Die Wände waren nicht gemauert wie der Gang, sie bestanden aus glattem Stein. In der Mitte erhob sich eine schmale Säule, auf der ein großer Edelstein ruhte. Von diesem Stein ging das bläuliche Leuchten aus.
    Die Gnome brauchten einen Augenblick, bis sie im Schatten der Säule eine kauernde Gestalt in einem blauen Gewand ausmachten. Sie war riesig, aber spindeldürr, ihr Leib sah beinahe aus wie eine Schlange, der Arme und Beine gewachsen waren. Der Kopf war kahl, und mit den fein geschnittenen Zügen und den spitzen Ohren wirkte das Geschöpf wie ein Zwitterwesen aus Elf und Nachtalb. Auch seine Haut war grünlich wie die eines Albs.
    »Der Träumer!«, wisperte Magati.
    Die zusammengekauerte Gestalt hob den Kopf und schaute zum Durchgang. Langsam richtete sie sich auf.
    Salvan lächelte, als Frafa den Saal betrat. Er winkte ihr zu. Die Alben daneben musterten Frafa finster, und ganz von selbst trat sie an die rechte Seite der Bank und setzte sich neben Salvan. Dieser hatte sein langes Seidenhaar zu einem Zopf geflochten, der ihm nach vorn über die Schulter hing.
    Frafa sah ihn kurz an und wandte verlegen den Blick ab. Die Sitzung dauerte nicht lange. Über Nacht waren weitere Berichte angekommen. Bitaner plünderten an der Grenze. Frafa fand das nicht sehr bemerkenswert, denn der Krieg gegen Bitan dauerte nun schon seit Jahrtausenden an. Aber das Heer der Bitaner schien größer zu sein als sonst, und einige Ratsmitglieder wirkten beunruhigt.
    Frafa sah von den Nachtmahren zu den Vilas, von den Gnomen zu den Kobolden. Wann würde wohl über Bleidan verhandelt? Und wen musste sie deswegen ansprechen?
    Ihr Blick glitt über Salvan hinweg zu den übrigen Alben. Die meisten von ihnen waren Bleidans Freunde. Das war ihr Volk, gemeinsame Anliegen verbanden sie. Diese Alben hätten Frafa im Rat einführen sollen.
    Aber es waren auch Grefans Freunde. Frafa konnte sich unmöglich an sie wenden. Sie ballte die Fäuste und sah zu Boden.
    Als die Sitzung vorbei war, eilte sie nach draußen. An der Tür hielt sie inne und machte wieder kehrt. Sie musste mit jemandem reden! War es nicht das, was Bleidan getan hatte, wenn er etwas erreichen wollte? Mit Ratsmitgliedern außerhalb der Sitzungen sprechen?
    Sie verweilte am Eingang zur Halle, beobachtete die Grüppchen, die beisammenstanden und sich berieten. Einige Ratsmitglieder gingen an ihr vorbei. Nur

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