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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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hatte gehofft, in der Meditation zu ergründen, wie sie damit umgehen sollte.
    Aber alles, was sie bisher erkannt hatte, war: Wenn sie Salvans Worte und seine Lehre auf sich selbst und auf ihr Zusammenleben anwenden wollte, dann fügte es sich nicht zueinander. Denn Salvan sagte, dass ein Nachtalb seinen eigenen Weg gehen müsste. Aber seit sie mit Salvan zusammen war, ging sie seinen Weg.
    Die Ratssitzung am Abend wurde jäh unterbrochen, als ein bewaffneter Gnom in den Saal stürmte. Sofort verstummten alle Debatten. Die Mitglieder des Rats schauten besorgt zur Tür, ein Alb trat halb aus seiner Bank heraus. Doch der Bote war allein. Er lief zum Pult des Vorsitzenden, ohne die übrigen Anwesenden eines Blickes zu würdigen, und wisperte Darnamur etwas zu.
    Frafa spitzte die Ohren, aber die Worte waren nicht zu verstehen. Darnamurs Mund war ein schmaler Strich. Grimmig kniff er die Augen zusammen. Er scheuchte den Boten fort und schlug einmal hart mit seinem Holzklotz auf den Tisch. Der Schlag hallte durch die Stille.
    »Ehrenwerte Mitglieder«, rief er. »Die Sitzung wird vertagt. Ein dringliches Problem erfordert meine sofortige Aufmerksamkeit. Tomgar, versammle den Stab und den Ausschuss im kleinen Besprechungssaal.«
    Dann hastete er nach draußen. Einige der Ratsmitglieder eilten ihm nach, bestürmten ihn mit Fragen. Tomgar wollte Darnamur am Ausgang aufhalten und ihn zur Rede stellen, aber der rief den Ordnern einen scharfen Befehl zu, und sie verstellten die Tür und ließen niemanden vorbei, bis Darnamur hinter der Biegung des Korridors verschwunden war.
    Frafa schaute Salvan an. »Was ist da los?«, fragte sie.
    Salvan zuckte die Achseln. »Ich glaube, ich werde mich ein wenig in der Nähe des Besprechungssaals aufhalten. Mal sehen, was man da aufschnappt.«
    Dranjar eilte mit seiner Schar auf den Warpelturm zu. Immer wieder blieb er stehen und rang nach Atem. Er war inzwischen bei einem Gnomenheiler gewesen, bei mehreren sogar. Ohne Magie konnten sie in seinen Leib nicht hineinschauen.
    Oben sah er schon den Greif landen. Dranjar fluchte unterdrückt und humpelte die Außentreppe hinauf. Er konnte kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen.
    Unter den Gnomen gab es nur einfache Wundheiler. Magie beherrschten sie nicht. Aber bevor Dranjar sich einem Alb anvertraute, wollte er lieber jahrelang an den Folgen der Verletzung herumlaborieren. Egal, was Darnamur dazu sagte.
    Da sah er oben auf der Treppe Ganoch. Der General kam ihnen bereits entgegen.
    »Halt … halt!«, krächzte Dranjar. Er hielt den Krieger vor sich an der Jacke fest. »Ich gehe vor.«
    Er hätte es vorgezogen, Ganoch auf der Plattform zu empfangen, nicht auf der schmalen Treppe. Aber tief in seinem Herzen empfand er auch Erleichterung, weil er nun nicht ganz den Turm hinaufmusste. Er drängte sich an seinen Leuten vorbei und blieb schnaufend stehen. Er ließ Ganoch herankommen.
    Der General hatte vier Begleiter dabei. Er lächelte Dranjar entgegen und lief schneller. »Dranjar!«, rief er.
    Er nahm die letzten Stufen in einem Satz und klopfte Dranjar auf die Schulter. Dann beugte er sich herab. »Was ist mit dir?«, fragte er besorgt. »Es ist noch schlimmer geworden, oder?«
    »Es geht schon«, sagte Dranjar.
    Ganoch schüttelte den Kopf. »Es geht nicht«, erwiderte er. »Wenn Darnamur sich nicht darum kümmert, muss ich es tun. Ich fliege nicht wieder weg, bevor wir nicht wissen, was der Goblin in deinem Leib kaputtgetreten hat.«
    »Bei Leuchmadan, Ganoch!«, fuhr Dranjar auf. »Es war nur ein Tritt! Ich habe …«
    Er verstummte. Über dem Dach kreiste der Greif, mit dem Ganoch eingetroffen war. Seine Leibwachen waren ein Stück zurückgeblieben; der General war ja unter Freunden. Er stand eine Stufe oberhalb von Dranjar und genau vor Dranjars Schar.
    »Dabei war es mir gar nicht recht, dass Darnamur mich herbestellt hat«, plauderte Ganoch weiter. »Der Krieg läuft schlecht. Die Truppen, die ich aufstelle, werden überrannt, bevor ich sie formieren kann. Wir brauchen dringend Verstärkung, wenn wir die Bitaner in den Bergen …«
    »Ganoch«, fiel Dranjar ihm ins Wort. »Ich muss dich festnehmen.«
    Ganoch stutzte. »Was?«, sagte er.
    Dranjar zog seinen Dolch. »Leg deine Waffen hin und lass dich abführen. Mach es mir nicht noch schwerer.«
    »Aber Darnamur meinte … Darnamur!« Ganoch funkelte Dranjar an. »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für solche Intrigen.«
    Seine Wachen wurden aufmerksam. Sie liefen die Treppe

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