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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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einnehmen und den ganzen widerspenstigen Abschaum abschlachten!«
    Darnamur stand auf und ging zu einem Regal. Er holte die riesigen Pergamentbögen hervor, auf denen seine neue Stadt skizziert war, die Arbeit seiner Baumeister. Dranjar kannte die Pläne.
    »Das wäre ein trauriges Ende für unsere Revolution.« Darnamur stützte die Rollen aufrecht auf die Tischplatte. »Ein trauriges Ende für alles, wofür wir gekämpft haben. Für die Opfer und für die Mühen, an denen auch Ganoch Anteil hatte. Wir Gnome haben uns nicht erhoben, um allein in Ruinen zu vegetieren. Wir haben uns erhoben, um die Grauen Lande zu führen. Um groß zu sein.«
    »Ja«, sagte Dranjar. »Ein trauriges Ende.«
    Ächzend rutschte er von seinem Stuhl.
    Darnamur legte die Pläne ab und fasste ihn an Arm. »Such endlich einen Heiler auf«, sagte er. »Ist das immer noch der Tritt von diesem Goblin? Verdammt, ich brauche dich gesund!«
    »Ich war bei einem Albenheiler«, log Ganoch. »Er meinte, es würde von selbst wieder zusammenwachsen. Es braucht nur Zeit.«
    »Wir haben keine Zeit. Wenn das hier vorbei ist, wirst du sofort als General an Ganochs Stelle in die Berge gehen. Also, Dranjar, nimm dich zusammen und lass dich von einem Zauberer zusammenflicken! Am besten, bevor Ganoch hier ankommt. Ich habe lange genug zugesehen, wie du dich mit deinem Stolz zugrunde richtest.«
    »Ja, ja«, sagte Dranjar. »Ich kümmere mich darum. Ich kümmere mich um alles. Du kennst mich doch. Ich tu, was nötig ist.«
    Frafa schrak hoch. Salvans Hand lag auf ihrer Schulter, und allmählich fand sie in die Wirklichkeit zurück. Sie saß auf einem weichen Teppich, die Beine gekreuzt, und blickte auf eine dicke Kerze, deren Flamme nur ein Funke war. Sie brauchte all diese Hilfsmittel zur Meditation, auch wenn sie mit Salvans Hilfe schon viel weiter gekommen war und den Schlaf kaum noch vermisste.
    »Salvan«, sagte sie. »Es ist noch so früh!«
    Der Raum war verdunkelt, aber die Mittagsstunde konnte kaum vorüber sein. Salvan erholte sich immer viel schneller als sie. Frafa nahm die Hände aus dem Schoß und legte die Rechte auf Salvans Hand.
    »Wir könnten ein wenig lernen vor der ersten Ratssitzung«, flüsterte Salvan ihr ins Ohr. »Oder andere Dinge tun.«
    Er fasste sie unter den Achseln und hob sie hoch. »Die Kerze!«, rief sie. »Salvan, die Kerze!«
    Salvan lachte und ließ sie los. Frafa beugte sich eilig hinab und drückte mit dem Fingernagel den Docht in das Wachs.
    »Sie wird gewiss nichts in Brand setzen«, meinte er. Dann nahm er Frafa bei der Hand und führte sie aus dem Raum der inneren Einkehr.
    Bleidan hatte Aldungans Turm aufräumen lassen. Aber Salvan hatte ihn neu eingerichtet. Jetzt waren Küche und Vorratskammern gut gefüllt, Gästezimmer und Salons mit Möbeln ausgestattet, ebenso mehrere private Räumlichkeiten im Obergeschoss. Jeden Tag ließ er Diener herkommen, die sich um das Haus kümmerten, auch wenn er bisher darauf verzichtet hatte, festes Personal einzustellen.
    Frafa musste sich erst noch daran gewöhnen, von einem stillen Meditationsraum zu einem eigenen Schlafzimmer zu gehen, von dort aus zu einem Ankleideraum und dann wieder in eine eigene Studierstube.
    Auf dem Flur war es hell. Sonnenlicht fiel durch unverhangene Fenster und offene Türdurchgänge. Frafa trug nur ein kurzes Hauskleid aus Seide und hatte keine Schuhe an. Ihr war kalt auf dem Steinboden, und sie trat von einem Fuß auf den anderen. Salvan wollte sie zum Schlafzimmer führen, dem Zimmer, wo ein großes Bett für sie beide stand.
    Aber sie wehrte ab.
    »Jetzt nicht«, sagte sie.
    »Was ist?«, fragte Salvan.
    »Nichts«, erwiderte Frafa.
    Er sah sie an.
    »Ich bin noch müde«, erklärte sie. »Und es gibt so viel zu tun!«
    Sie huschte in das Ankleidezimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann lehnte sie sich dagegen und wartete. Aber Salvan kam ihr nicht nach. Frafa atmete auf.
    Sie hatte heute über Salvan meditiert.
    Seit zwei Monaten wohnte sie mit ihm zusammen, und er entsprach weit mehr als Bleidan dem, was Frafa sich unter einem Nachtalb immer vorgestellt hatte. Er nahm sich, was er bekommen konnte. Ihren Turm beispielsweise …
    Frafa schüttelte den Kopf. Salvan war für sie da. Aber wie Bleidan lebte er für seine Ziele. Und wenn er von ihrer gemeinsamen Zukunft sprach, war es dann ihre Zukunft?
    Frafa empfand in Salvans Gegenwart ein schwer zu greifendes Unbehagen. Und seit Bleidans Hinrichtung war es mit jedem Tag stärker geworden. Sie

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