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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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langsamer. In einer Seitengasse stand das Gefährt, das er vor einigen Wochen mitsamt Kutscher erworben hatte: eine dreirädrige, eiförmige Droschke, die von einem halben Dutzend Laufvögeln gezogen wurde.
    Schwerfällig schleppte sich Dranjar dorthin. Sein Wagen würde die verlorene Zeit schon aufholen. In der Zitadelle durfte er sich keine Schwäche anmerken lassen. Es wurde von Tag zu Tag schwieriger, Darnamurs Fragen auszuweichen.
    Die Droschke holperte über das Pflaster. Der Kutscher, ein Kobold, stand hinten auf dem Kutschbock, spähte über das Dach hinweg und gab den Vögeln die Peitsche. Wann immer die Räder über ein Schlagloch sprangen, jauchzte er. Er kicherte, wenn Menschen und Nachtmahre vor dem kleinen Gefährt, das ihnen kaum zur Brust reichte, zur Seite sprangen und hinter ihm herfluchten.
    Dranjar verspürte Übelkeit.
    Am Tor der Zitadelle hielten sie an, und Dranjar legte das letzte Stück zu Fuß zurück.
    Vor Darnamurs Türe straffte er den Rücken. Er zwang sich, tiefer zu atmen, und achtete nicht auf das Stechen in seinem Leib. Die Wachen ließen ihn ein.
    »Du siehst schlecht aus«, begrüßte Darnamur seinen langjährigen Leutnant.
    Dranjar ging nicht darauf ein. Er schob sich einen Stuhl vor den Schreibtisch und setzte sich darauf. »Warum wolltest du mich sprechen?«
    Darnamur musterte ihn nachdenklich, und Dranjar senkte verlegen den Blick. Er spürte, wie eine seiner Augenbrauen zuckte.
    »Es geht um Ganoch«, sagte Darnamur schließlich. »Wir werden ihn festnehmen müssen.«
    »Weswegen?« Dranjars Kopf fuhr hoch. »Und wie? Er kämpft gegen die Bitaner!«
    »Ich habe ihn zurückgerufen, damit er Bericht erstattet.« Darnamur atmete tief durch. »Der Rat ist in Unruhe. Nachdem wir Bleidan und seine Verbündeten hingerichtet haben, fordern sie auch Ganochs Kopf. Er hat nicht nur die Alben, sondern auch Menschen, Nachtmahre, Kobolde und Vilas an die Schergen der Fei verraten. Wenn wir ihn beschützen, während wir überall sonst rücksichtslos durchgreifen, verlieren wir unsere letzten Verbündeten.«
    »Na und?«, erwiderte Dranjar. »Ganoch ist einer von uns. Die anderen sollen meinetwegen in die Wüste gehen.«
    »So einfach ist das nicht.« Darnamur strich über die Papiere auf seinem Schreibtisch. »Die Bitaner wollen uns vernichten. Wenn sie mit den Festungen in den Bergen fertig sind, kommen sie nach Daugazburg. Sie löschen uns aus, wenn wir ihnen nicht vereint entgegentreten.«
    »Aber Ganoch hat nur umgesetzt, was wir alle beschlossen haben. Widerwillig umgesetzt.«
    »Und jetzt müssen wir ihn opfern. Zum Wohle unserer Sache und für alle Gnome.«
    Die beiden Gnome saßen einander gegenüber. Dranjar schüttelte den Kopf. »Es wird nicht gehen«, sagte er. »Du musst einen anderen Weg finden. Unsere eigenen Truppen würden sich gegen uns auflehnen, wenn wir etwas gegen Ganoch unternehmen. Er hat sie ausgewählt und angeführt.«
    »Deswegen habe ich dich herbestellt«, erwiderte Darnamur. »So gut wie alle alten Gnomenkompanien, bei denen Ganoch Ansehen genießt, sind mit ihm in den Bergen. Wir haben nur noch die Frischlinge in der Stadt und deine handverlesenen Truppen. Sie sind dir treu. Wenn Ganoch hierherkommt, ist er allein. Er hat keine Leute mehr hier, und mit der kleinen Wache, die er mitbringt, wirst du fertig.«
    »Das ist nicht gerecht«, presste Dranjar hervor. » Wir sollten seine Leute sein.«
    »Wir sind im Krieg«, sagte Darnamur. »Wir alle haben Leute geopfert, wenn der Auftrag es verlangte. Selbst Ganoch hat das schon getan. Wichtig ist nur der Erfolg. Deshalb können wir uns auch keine lange Verhandlung leisten, keine Befragung. Ganoch weiß zu viel, was den Bürgerkrieg beflügeln und uns Gnome schwächen könnte. Außerdem könnten die Truppen in den Bergen von uns abfallen, wenn wir ihnen die Zeit dazu lassen. Ich erwarte also, dass Ganoch sich der Festnahme widersetzt. Und bedauerlicherweise ums Leben kommt.«
    »Nein«, sagte Dranjar. »Das kannst du nicht von mir verlangen.«
    »Gerade von dir«, erwiderte Darnamur. »Weil es nicht nur unserer Sache dient, sondern weil es eine Gnade ist. Eine Gnade, die du deinem Freund erweisen wirst. Wenn du ihn tötest, ersparst du ihm Folter und eine schmachvolle Hinrichtung auf dem Platz der Helden. Wir werden unseren eigenen Mann nicht den fremden Völkern ausliefern. Wir Gnome regeln unsere Angelegenheiten selbst.«
    »Wir Gnome können uns klein machen und uns verkriechen. Sollen die Bitaner doch die Stadt

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