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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Nachtmahre, Kobolde, einige Alben und viele Gnome. Aber keine Goblins.
    Magati atmete auf. Als sie mit Werzaz in das Labyrinth gegangen waren, hatte ein Goblinheer die Stadt bedroht. Anscheinend hatte Daugazburg standgehalten.
    Auf dem Schafott ging etwas vor. Die drei Gnome konnten es nicht sehen, aber sie hörten es: Schläge und krachende Laute. Mitunter lief ein Raunen durch die Menge, aber ansonsten herrschte Stille auf dem Platz, eine fast beängstigende Stille.
    Magati empfand ein neuerliches Unbehagen, aber Wito bahnte sich entschlossen einen Weg durch die Zuschauer.
    »Wito!«, rief Magati. Sie eilte ihm nach, um ihn zurückzuhalten.
    Einige der Umstehenden schauten sie an. Magati hörte ein Murmeln. Ein Gnom sprang aus der Menge, stellte sich ihnen in den Weg und schaute ihnen geradewegs ins Gesicht.
    »Wito?«, sagte er.
    Wito wandte den Blick ab und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er wollte weitergehen, aber das Wort verbreitete sich rasch. Alben und Nachtmahre griffen es auf.
    »Wito.«
    Viele erkannten ihn nicht. Sie schauten über die drei zerlumpten Gnome hinweg, als würden sie irgendwo in der Ferne einen strahlenden Helden erwarten. Aber es gab genug Gnome aus den Grünen Landen , und je näher sie dem Schafott kamen, umso mehr vertraute Gesichter sahen sie.
    Bald waren die drei Gnome umringt, wurden mit Fragen bestürmt. Die Laute vom Schafott verstummten. Dort oben standen Goblins, die wieder einmal als Henker tätig waren. Sie hielten Beile in den Händen und Hämmer, Zangen und langstielige Gefäße, in denen es glühte. In einer Schale auf dem Schafott brannte ein Feuer, doch das Opfer sahen die Gnome nicht. Es musste dort auf den Bohlen liegen, ihren Blicken entzogen.
    Darnamur trat an den Rand der Richtstätte und schaute hinab.
    »Wito?«, fragte er. Er kniff die Augen zusammen. Sie lagen tief in den Höhlen, waren von Falten und blassen Schatten umsäumt. Darnamur nickte, wie in grimmiger Befriedigung, aber kein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.
    »Ihr habt es geschafft«, stellte er fest. Er wandte sich zu den Goblin-Henkern um. »Also gut. Wir brauchen ihn nicht mehr. Schlagt ihm den Kopf ab.«
    Wito sah entsetzt zu ihm auf. Er drängte sich durch die Menge, die um ihn herumstand, und kämpfte sich auf das Schafott hinauf.
    »Was … was tust du …«, stammelte er.
    Darnamur breitete die Arme aus. »Es ist gut, dass du hier bist«, sagte er. Er hob die Stimme, damit jeder auf dem Platz ihn hören konnte. »Willkommen zurück. Seht Wito den Gnom, der das Labyrinth der Fei bezwungen hat! Wir haben die Macht des Scharfrichters gebrochen.«
    Wito taumelte die Stufen hinauf. Darnamur kam ihm entgegen.
    »Wir haben dein Werk vollendet«, sagte er. »Daugazburg gehört den Gnomen. Wir dulden niemanden mehr, der sich gegen uns stellt.«
    Hinter ihm lag der Scharfrichter, umringt von Folterknechten. Er war verstümmelt, verbrannt. An einigen Stellen schoben sich gebrochene Knochenstümpfe durch die Haut. Es war nicht auszumachen, ob er noch lebte. Ein Goblin hielt ein schweres Beil hoch erhoben.
    Wito hob die Hand. »Nein …«, rief er.
    Doch es war zu spät. Das Beil fiel. Es schnitt durch den dünnen Hals und schlug krachend ins Holz. Der Kopf des früheren Scharfrichters von Daugazburg rollte ein Stück fort. Wito tat drei Schritte darauf zu, aber Darnamur hielt ihn fest.
    »Wir haben ihn doch noch gebrochen«, sagte er. »Er hat dich zurückgebracht. Ich wusste, dass er es kann. Daugazburg gehört uns, aber es gibt immer noch welche, die sich uns widersetzen. Deine Rückkehr wird uns helfen, Wito.«
    Darnamur senkte die Stimme. Er beugte sich ganz dicht an Wito heran, der steif neben ihm stand und an den Seiten die Fäuste ballte. »Ich habe getan, was ich konnte«, flüsterte Darnamur. »Aber manche … wollen sich einfach nicht fügen. Manchmal weiß ich nicht, wie ich es ihnen noch beibringen soll.«
    Darnamur führte Wito durch die Stadt zur Zitadelle. Er ließ sich von seinen Truppen abschirmen. Weitere Einheiten zogen voraus und räumten die Straßen. Aber das Gerücht um Witos Rückkehr verbreitete sich rasch. Das Volk säumte die Hochstraßen, stand an den Fenstern, den Brüstungen, drängte gegen den Kordon, der ihnen Luft verschaffte.
    Vereinzelte Jubelschreie waren zu hören. Bürger riefen den Namen: »Wito, Wito!« Ein Hauch von Festtag lag in der Luft. Doch Darnamur blickte sich argwöhnisch um.
    Es hatte bereits Anschläge auf sein Leben gegeben, und jeden

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