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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Gefahren, die uns aufhalten können. Unsere Miliz ist inzwischen überall. In Daugazburg regt sich kaum etwas, was unseren Augen entginge.
    B ATHA , DIE G NOMIN , D ARNAMURS L EUTNANT ,
IM K RIEGSRAT DER K NOCHENMESSER NACH DEM U MSTURZ
    I M F ROSTMOND 41 N LR – W INTER IN D AUGAZBURG
    Bei Sonnenuntergang versammelten sich die Nachtalben aus Aldungans Gefolge im Roten Salon, einer großen, bequem eingerichteten Stube für zwanglose Zusammenkünfte. Das war ihnen in den letzten Tagen zur Gewohnheit geworden. Frafa hatte das Gefühl, dass sie seither mit den anderen Schülern im Haushalt mehr Worte gewechselt hatte als in all den Jahren davor.
    Nicht, dass ihr diese Gesellschaft angenehm war. Die Alben saßen beieinander und überboten sich wechselseitig mit Sorgen und Schaudermären. Nach jedem Treffen in der Dämmerstunde fühlte Frafa sich elender als vorher. Dennoch wagte sie nicht, dieser Gemeinschaft fernzubleiben.
    Sie selbst traute sich nicht mehr aus dem Haus. Auf den Straßen herrschte Gesetzlosigkeit. Menschen und Goblins machten Jagd auf Nachtalben, so hieß es. Man hörte von Häusern, die erstürmt und deren Bewohner fortgeschleppt wurden. Auf den Tod der Fei folgte eine Welle von Hinrichtungen, schlimmer als jemals zuvor. Zuletzt hatte das Schicksal sogar den alten Kanzler Fadin ereilt. Man erzählte sich, er habe den Goblins ahnungslos den Befehl zur eigenen Festnahme überbracht.
    Frafa versäumte die Zusammenkünfte im Roten Salon niemals, weil sie fürchtete, sonst gar nichts mehr über die Vorgänge draußen zu erfahren. Doch was auch immer hier gesprochen wurde, im Nachhinein wünschte sie meist, sie hätte es nicht gehört.
    »Ihr hättet unsere beiden alten Hausgnome nicht aus dem Fenster werfen dürfen«, tadelte Frafa einige ältere Schüler. Besorgt kraulte sie Balgir, den sie über der Schulter trug.
    Einer der Alben, die gerade mit dieser Tat geprahlt hatten, blickte sie an. »Was verstehst du schon, Kind? Überleg dir lieber, auf welcher Seite du stehst.«
    »Nein«, warf Glaura ein. »Sie hat recht. Das war unüberlegt.«
    »Diese hässlichen Nasen waren Spione in unserem Haus!«, verteidigte sich ein anderer Alb. »Sollten wir etwa warten, bis sie uns im Schlaf die Kehle durchschneiden?«
    Erst lange nach dem ersten Aufruhr hatte sich herumgesprochen, dass die Fei tot war. Noch länger hatte es gedauert, bis deutlich wurde, dass Gnome hinter dem Umsturz standen. Gnome, die aus eigenem Antrieb handelten, nicht nur im Auftrag eines mächtigeren Fürsten.
    Viele Alben mochten das heute noch nicht glauben.
    »Zwei Gnome, die mit zerschmetterten Knochen am Fuß unseres Turms liegen, sind dennoch ein Unglück«, sagte Glaura. »Ihr hättet sie unauffälliger aus dem Weg schaffen können.«
    »Warum kümmert sich der Meister nicht darum?«, rief einer.
    »Ich habe den Meister seit Tagen nicht gesehen«, bemerkte eine andere Albe. Alle Blicke wanderten zu Glaura.
    Die schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Er antwortet nicht, wenn man an seine Studierstube klopft. Ich frage mich, ob er überhaupt noch hier ist.«
    Die Alben sahen einander betreten an. Das Gespräch stockte kurz. Frafa erhob sich und trippelte auf Zehenspitzen zum Fenster.
    Finsternis stieg aus den Gassen auf. Ein heller, roter Widerschein lag auf den höchsten Türmen im Morgenviertel. Die Stadt kam Frafa fremd und leblos vor. Sie war es nicht gewohnt, dass man in die verschatteten Häuserschluchten schauen konnte, ohne irgendwo eine Bewegung wahrzunehmen, ohne das Gefühl zu haben, dass die Dunkelheit selbst dahinfloss.
    Aber die Fledermäuse, seit Jahrhunderten Wahrzeichen von Daugazburg, waren rar geworden. Wo immer sie sich zeigten, warteten Häscher mit Netzen oder Keulen auf sie, oder mit allen Arten von Geschossen. Meist waren es arme Menschen, die sich mit dem Kopfgeld ein Zubrot verdienten.
    Frafa hatte nicht viel übrig für Fledermäuse, vor allem nicht seit dem Vorfall beim Lagerhaus. Aber das Verschwinden der Tiere hinterließ eine Lücke, die Frafa beunruhigte. Sie hatte stets das Gefühl, dass etwas Schlimmeres, eine unsichtbare Bedrohung in diese Lücke vordrang.
    Aus dem Raum hörte sie die Stimmen der anderen.
    »Wir müssen uns zusammenschließen«, schlug einer vor. »Es sind ja nur ein paar Gnome und die Goblins.«
    »Kennst du noch einen angesehenen Meister, der als Anführer infrage käme? Es ist ein Wunder, dass Aldungan bislang ungeschoren blieb.«
    »Wir sollten die Stadt verlassen. Die Posten an den

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