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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Stadtmauern sind kaum noch besetzt, heißt es. Es sollte nicht schwer sein, unbemerkt hinauszukommen …« Nach und nach gingen die Alben auseinander. Ein weiteres ergebnisloses Treffen. Frafa schlich sich danach in das oberste Geschoss des Turmes und wartete, ob Aldungan nicht doch von sich hören ließ.
    Gewaltsame Übergriffe gegen Gnome gab es selten. Und wenn es sie gab, dann geschahen sie meist hinter festen Mauern, an Orten, wo die Täter sich sicher und unbeobachtet fühlten. Menschen und Goblins konnten sich nirgendwo sicher fühlen. Nur die magischen Geschöpfe von Daugazburg hatten noch einen Rest von Widerspruchsgeist bewahrt.
    Darnamur spielte mit einem Holzröhrchen in seiner Westentasche.
    Auf den Straßen wagte niemand, einen Gnom zu behelligen. Aber das galt nicht unbedingt für Darnamur selbst. Er hatte sich viele mächtige Feinde gemacht, die gewiss auch ein Risiko eingehen würden, um seiner habhaft zu werden.
    Deswegen verließ er seine neuen Amtsgemächer nur in kleiner Gestalt. Wenn er dann weitab vom Palast in irgendwelchen Gassen wieder seine große Gestalt annahm, in unauffälliger, abgewetzter Lederkleidung, war er nur ein Gnom unter vielen.
    Darnamur schnupperte. Er war in Fastenwall, dem alten Stadtviertel rings um die Zitadelle, in den tiefsten, den finstersten Gassen. Selbst in seiner natürlichen Gestalt war er hier beinahe unsichtbar. Qualm kroch über den Boden, fetter Ruß stob aus Fenstern und Kaminen und klebte an allen Wänden. Der Himmel war grau und hing tief zwischen den Gebäuden, als wären die Wolken herab in die Stadt gesunken.
    Es hämmerte und dröhnte aus den Gebäuden. Mitunter sah man alte Goblinschmiede in versengten Schürzen vor ihrer offenen Werkstatt. Auch nach der Revolution der Gnome gingen die alltäglichen Arbeiten weiter, und zu den Handwerkern war von den Unruhen weniger durchgedrungen als anderswo.
    Darnamur watete durch den Rauch, durch den beißenden Geruch von glühendem Stahl, von chemischen Stoffen und alchemistischen Substanzen, die zum Härten, zum Brünieren oder für außergewöhnlichere Zwecke Verwendung fanden. Die Feuer aus den Öfen und Essen der Manufakturen brannten hell genug, um das Stadtviertel selbst für Menschen zugänglich zu machen.
    Darnamur musterte die Gestalten, die neben ihm durch den Dunst eilten. Die meisten trugen Tücher vor Mund und Nase. Grobe Mäntel und Hüte schützten sie vor dem Schmutz. Sie hasteten die Straße entlang oder standen bei einem Geschäftsinhaber und feilschten um die Preise.
    Darnamur blieb nicht lange auf der Hauptstraße, sondern bog bald in eine Seitengasse ab. Dort folgte er einem schmalen Einschnitt zwischen zwei Gebäuden, der für einen Menschen fast schon zu eng gewesen wäre. Am Ende stieg er über zwei Treppen und einen kurzen Steg und erreichte einen Zugang, der im zweiten Geschoss eines wuchtigen Anbaus lag. Ein uralter, verfallener Turm ragte darüber auf, der inzwischen als Schornstein für eine Schmiede darunter diente.
    Hier oben war die Luft ein wenig besser. Ein leichter Wind trieb den Rauch auseinander, und dann und wann sah Darnamur in der Ferne einen Stern aufblitzen. Vielleicht waren es auch nur hoch gelegene Fenster in einem anderen Stadtteil. Der Dunst, durch den er sich eben noch gekämpft hatte, wälzte sich als schwarzgrauer Fluss unter ihm.
    Darnamur klopfte.
    Es dauerte eine Weile, bis ein Kobold öffnete. Darnamur kniff die Augen zusammen und blickte auf die kleine Gestalt hinab.
    »Meister Smatra?«, fragte er. »Wir hatten einen Termin vereinbart.«
    Das kleine Geschöpf blinzelte und krümmte sich dann vor Lachen. Es beugte sich vor, rollte sich fast zu einer Kugel zusammen und kullerte unter irrwitzigem Gekicher vor der Tür hin und her. Sein zerfledderter Kittel flatterte um ihn herum, als wäre er aus Fetzen zusammengenäht.
    Dann sprang der Kobold auf seine dürren Beine, schniefte und rief: »Meister Smatra? Nein, der bin ich doch nicht!«
    Er rannte davon und verschwand im Inneren des Gebäudes.
    Hinter der Tür führte ein kurzer Flur in eine große Halle. Smatras Heim war ein eigentümliches Gebäude. Der Konstruktionsmeister der Kobolde hatte alle Wände und Zwischendecken entfernt und sich eine Werkstatt nach eigenen Vorstellungen eingerichtet. Stege aus Holz und Metall liefen kreuz und quer durch die Halle, zum Teil wackelig und äußerst fragwürdig an den Wänden und der hohen Decke verankert. Leitern spannten sich scheinbar ohne Plan von einer Ebene zu

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