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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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nächsten.
    Dazwischen standen Tische und Werkbänke auf verschiedenen Ebenen und große Kessel mit vielen Hebeln und Glasröhren und Zeigern daran. Es zischte und quietschte und prasselte in dem Gebäude. Es knisterte, und Rufe und Schreie hallten zwischen den Stegen wider. Menschen und Kobolde wuselten umher und gingen Arbeiten nach, deren Zweck Darnamur nicht nachvollziehen konnte.
    Er wartete. Der kleine Türhüter kehrte nicht zurück, und so trat Darnamur schließlich ein.
    Er kletterte über Stege und Stiegen, schaute neugierig den Arbeitern über die Schulter und versuchte ganz nebenbei herauszufinden, wo der Meister dieses Infernos steckte.
    »Aus dem Weg, aus dem Weg!« Ein Mensch rempelte Darnamur an. Er balancierte ein Tablett mit brodelnden Flüssigkeiten. Ein Zylinder fiel in die Tiefe, und eine ölige grüne Flüssigkeit spritzte heraus. Wo sie auf Holz tropfte, schossen Flammen auf. Brennende Splitter stoben nach allen Seiten. Mehrere Kobolde in der Halle johlten und quieksten bei dem Anblick.
    Darnamur achtete genauer darauf, wo er hintrat.
    Endlich erreichte er ganz unten in der Halle einen Steinboden. Ein kleiner Gnom stand dort inmitten einer Gruppe Menschen, die mit dem Hammer glühende Nieten in eine Kesselwand trieben.
    »Passt auf, passt auf!«, kreischte er. »Ihr tumben Toren ruiniert mir alles.«
    Der Kobold trug einen Kittel, der mit Flecken in allen Farben übersät war – jedenfalls mit allen Farben, die man auf einen Blick als Schmutz und Klecks erkennen und nicht mit einer Verzierung verwechseln konnte. Durch mehrere große Brandlöcher sah man die bloße braune Haut. Dennoch war das Kleidungsstück nicht ganz so zerfetzt wie das des kleinen Burschen, der Darnamur eingelassen hatte.
    Der Kobold hielt einen kurzen Stab aus Metall in der Hand. Der Griff war mit Holz ummantelt, und an der Spitze saß ein Klumpen aus Glas oder Kristall. Der Kobold fuchtelte damit in Richtung seiner menschlichen Hilfskräfte und traf einen Mann am Arm. Ein kleiner Blitz knisterte aus dem Kristall. Der Arbeiter zuckte zusammen, schrie auf, biss dann die Zähne zusammen und hämmerte weiter.
    Das lange weiße Haar des Kobolds stand in alle Richtungen ab. Funken tanzten an den Spitzen wie ein Echo des Blitzschlags aus seiner Waffe. Er kicherte irr.
    »Meister Smatra?«, fragte Darnamur.
    Der Gnom fuhr herum und fuchtelte mit dem Blitzstab. »Meister Darnamur!«, kreischte er und wirbelte auf ihn zu. Unwillkürlich wich Darnamur zurück.
    »Wie ich sehe, haben die Schergen der Fei Eure Werkstatt verschont«, stellte er fest. Er umschrieb mit einer Geste das geschäftige Treiben in der großen Halle.
    Smatra kicherte. »Die Fei. Die Fei!« Er ließ einen Blitz in die Luft zischen, der prasselnd in den eine Handbreit entfernt stehenden Kessel einschlug. Dahinter hörte man einen Aufschrei, und der Kobold kicherte wieder. »Die Fei hat sich nie um meine Erfindungen gekümmert.« Er fasste Darnamur vertraulich am Arm. »Es freut mich, freut mich, dass Ihr aufgeschlossener seid. Kommt, kommt, ich zeig Euch was!«
    Zögernd ließ Darnamur sich in einen ruhigeren Winkel der Halle führen. »Die Fei hat im letzten Mond viele Kobolde festnehmen oder gar hinrichten lassen. Ihr seid der letzte Meister mit einer großen Werkstatt, der unversehrt geblieben ist.«
    »Ein Glück für Euch, ein Glück für Euch«, sagte Smatra. »Und ich bin der Beste! Die anderen sind allesamt nur Schnitzer und Räderdreher. Aber ich wirke Magie ohne Zauber!« Er kicherte und entließ einen Blitz aus seinem Stab. Doch es kamen nur ein paar schwache Funken heraus. Die Luft roch säuerlich.
    »Ein interessantes Ding habt Ihr da«, sagte Darnamur. »Eine Waffe?«
    »Eine Funkenpeitsche nenne ich es«, sagte Smatra. »Hält die Sklaven auf Trab, auf Trab. Menschen können so träge sein. Und meine Lehrlinge beruhigt so ein Schlag. Sehr vielseitig.« Er lachte schrill. »Aber kommt, Meister Darnamur. Ich zeig Euch meine echte Forschung, echte Forschung!«
    Er führte seinen Besucher durch eine eisenbeschlagene Tür in einen kleineren Nebenraum. Hier war die Decke so hoch wie üblich, fast schon niedrig für einen Menschen oder für einen Nachtalb. Der Raum war immer noch von beachtlicher Größe, und er war vollgestellt mit Tischen, mit Flaschen und Kolben und Schalen, mit Mörsern und Säcken, mit Gerätschaften, die an ein alchemistisches Labor erinnerten, aber auch mit ganz fremdartigen Gebilden aus Metall: mit Spulen und Kästen, mit Zeigern

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