Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
solange ich nichts Besseres erwarten kann.«
»Deinen Haufen von Pisspottkriechern kannst du gern draußen halten«, erwiderte Werzaz. »Aber versuch das mal bei mir!«
Darnamur schaute überrascht zu ihm hoch. »Was?«
»Ich geh mit. Ich geh in das Labyrinth des Schreckens und hole Wito zurück. Ja, das ist eine Aufgabe, die eines Kriegers würdig ist!« Werzaz schlug sich mit der Faust vor den Brustpanzer. »Deine beiden Gnome sollen ruhig mitkommen, wenn sie für ihren Hauptmann kämpfen wollen.«
Darnamur schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt«, sagte er. »Verdammt, ist das ansteckend?«
Werzaz beugte sich zu ihm herab. Mit einem Mal klang er gar nicht mehr betrunken, nicht einmal grob, sondern überraschend ruhig. »Hör zu, kleiner Gnom«, sagte er. »Ich hab dir gesagt, ich kämpf nicht für euch Gnome gegen Goblins. Glaubst du, ich hab nicht mitbekommen, dass dieser dämliche Hagaz mit seinen Staubtretern auf dem Weg hierher ist? Nein, ich will nicht gegen alte Kameraden kämpfen und auch nicht gegen mein Volk. Nicht für euch jedenfalls. Leuchmadan ist fort, und die neuen Herren von Daugazburg bedeuten mir wenig. Die einen wie die anderen. Aber den alten Wito da rausholen, das ist ein ehrenhafter Kampf. Du nimmst mir nicht die Möglichkeit für einen ehrenhaften Kampf, Darnamur, sonst stopf ich dich in die Schublade von deinem feinen Tisch und zünd ihn an.« Er nickte mit großem Nachdruck.
Darnamur kratzte sich am Kopf. »Wenn das so ist …«, sagte er. »Aber ich hätte dich lieber hier an meiner Seite. Gerade in den nächsten Tagen.«
Werzaz lachte. »Das kann ich mir vorstellen, du Fliegenbein. Jeder hätt mich gern an seiner Seite, wenn’s ans Hauen und Stechen geht. Denn ich bin Werzaz. Ich bin der Krieger!«
Regil Morada stand an einem Weinstand in der Vorstadt, inmitten anderer Menschen, und redete sich in Rage.
»Diese kleinen Giftzwerge glauben, sie könnten sich alles erlauben!«, rief er. »Es reicht ihnen nicht mehr, nur die Alben in der Oberstadt zu tyrannisieren. Ich habe gleich gesagt, wenn sie da fertig sind, rücken sie uns auf die Pelle.«
»Psst!« Ein Freund legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »So etwas sagt man nicht.«
»Ich sage, was ich will«, erwiderte Regil. »Seit dem Sturz der Fei sind wir frei. Das haben auch die Gnome gesagt.« Er fuchtelte wild mit dem Becher. Heißer gewürzter Wein spritzte heraus. Als Regil es bemerkte, trank er den Rest und ließ sich von der Händlerin nachschenken.
»Die Gnome sind unsere Freunde«, wandte einer seiner Zechkumpane ein. »Menschen und Gnome halten zusammen gegen die Unterdrückung durch die zauberischen Wesen.«
»Dass ich nicht lache«, sagte Regil. »Für mich betreiben Gnome die tückischste Zauberei. Überall verstecken sie sich und stellen einem nach.«
»Du bist betrunken«, sagte sein Freund. »Niemand stellt dir nach.«
»Ach? Aber dass sie mich aus meinem Haus vertreiben wollen, das ist in Ordnung?«
»Es geht ja nicht gegen uns. Und es ist nicht die Schuld der Gnome. Sie müssen die Vorstadt räumen, weil dieser Goblingeneral heranmarschiert. Und der bringt all die geflohenen Nachtalben wieder mit, die uns knechten wollen.«
»Meinetwegen«, knurrte Regil. »Aber ich sag’s dir, ich lass mich nicht ausplündern. Wenn die Gnome unsere Verbündeten sind, dann sollen sie auch unsere Häuser verteidigen. Stattdessen sollen wir jetzt in die Oberstadt ziehen. In die leeren Häuser, die die Goblins geplündert und ausgeräuchert haben. Im Winter. Ich habe eine Werkstatt hier! Wie soll ich das alles mitnehmen?«
»Wir müssen zusammenrücken. Zu unserem eigenen Schutz«, sagte der Zechkumpan. Er blickte sich beunruhigt um. »Schwing nicht solche Reden. Willst du als Verräter gelten?«
»Pah, Verräter.« Regil trank den Wein in einem Zug aus, verzog das Gesicht und keuchte, als die heiße Flüssigkeit seine Kehle verbrannte. Dann stellte er den Becher mit einem Knall ab.
»Wenn es so weit kommt, dass man ein Verräter ist, nur weil man nicht den Gnomen dient, dann können die Alben gern zurückkommen. Ich bin Bürger von Daugazburg. Bin ich ein Verräter, wenn ich meinen Besitz verteidige und mein Stadtviertel nicht aufgeben will?«
Regil machte brüsk kehrt und ging davon. Er schwankte ein wenig. An der nächsten Ecke stützte er sich an der Hauswand ab und atmete tief durch. Die Luft war kühl und frisch, und winzige Eiskristalle schwebten aus einem beinahe wolkenlosen Himmel herab.
Er
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