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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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Katharina wieder zu Wort. »W äre er dazu in der Lage? Hätte er einen Grund dazu? Hat Chris vielleicht über all die Frauen Bescheid gewusst und war bereit, Ihnen das Geheimnis zu verraten, was Ihren Mann veranlasst haben könnte, ihn umzubringen?«
    Wieder schwieg Agnes Krüger, bevor sie angewidert antwortete: »I n der Hinsicht hat mein Sohn recht: Hermann hat eine schwarze Seele. Sie müssen wissen, dass über Hermann einige Gerüchte im Umlauf sind.«
    »W as für Gerüchte?«, fragte Mattie.
    Agnes Krüger schaute von Katharina zu Mattie. »W egen der Einzelheiten müssen Sie mit Rudi sprechen, aber offenbar haben die Menschen, die meinem Mann in die Quere kommen, die Angewohnheit, einfach zu verschwinden oder praktischerweise bei einem Unfall zu sterben.«

35
    Kurz vor fünf an diesem Nachmittag ließ der Regen nach, und der graue Himmel tauchte das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in ein nickelfarbenes Licht. Hauptkommissar Hans Dietrich stand am Fuß der tropfenden Statue des Soldaten, der das deutsche Kind auf seinen Armen hielt. Dietrichs Wange war geschwollen und tat weh.
    Mit Siegermiene trat der Oberst um 17.07 Uhr in Dietrichs Blickfeld. Und wieder strafte er seinen Sohn mit seinem Blick, bis er ihn auf dem Verband auf der Wange ruhen ließ und seinen Mund abschätzig verzog.
    »L ass mich in Ruhe, Hans«, befahl er ihm.
    »D as werde ich nach dem heutigen Abend tun, Oberst«, versprach Dietrich. »D ieses Schlachthaus in Ahrensfelde…«
    »I ch habe dir gesagt, du sollst auch das in Ruhe lassen«, unterbrach ihn der Oberst und ging weiter.
    Diesmal packte Dietrich seinen Vater nicht am Arm. »J emand hat es heute Morgen mit Semtex aus DDR -Zeiten in die Luft gesprengt«, sagte er nur.
    Der Oberst blieb stehen und drehte sich um. »I ch dachte, ich hätte so was wie Kanonenfeuer gehört«, sagte er ungläubig.
    Dietrich nickte. »B evor der Sprengstoff hochging, fanden wir in einem Keller sich zersetzende Leichen und Skelette. Etwa dreißig an der Zahl.«
    Dietrich hatte immer gedacht, sein Vater ließe sich nicht aus der Ruhe bringen, doch jetzt wurde er eines anderen belehrt. »N ein«, erwiderte der Oberst mit einer Stimme, die plötzlich sehr alt klang. »D as ist nicht…«
    »S ie waren da«, beharrte Dietrich. »W as weißt du darüber?«
    Der Oberst rieb seinen linken Arm, als hätte er Schmerzen. »D arüber weiß ich ehrlich nichts.«
    »A ber es gab Gerüchte«, drängte Dietrich. »E ines Abends habe ich gehört, wie du…«
    Sein Vater verzog das Gesicht und umklammerte seinen Arm noch fester. »E s gab überall über alles und jeden Gerüchte«, zischte er. »N iemand wusste, was wahr oder erfunden war. Niemand. Und ich weiß es bis heute nicht.«
    »W illst du es nicht wissen?«
    »N ein«, krächzte sein Vater und drehte sich um, seinen linken Arm umklammernd. Er ging drei Schritte auf den ersten Sarkophag zu, blieb stehen und wirkte unsicher. Dann wirbelte er nach rechts und stürzte auf dem Kiesweg in eine Pfütze.
    Einen Augenblick lang war Dietrich viel zu verblüfft, um sich zu rühren. Er hielt es nicht für möglich, dass… »V ater!«, rief er und rannte zu ihm.
    Der Oberst gab ein würgendes Geräusch von sich und sah seinen Sohn mit großen Augen an. Hans Dietrich ging auf die Knie, um seinem Vater zu helfen. Der jedoch ließ seine rechte Hand hochschnellen und packte ihn am Kragen seiner Jacke. »I ch weiß, ich war kein guter Vater«, krächzte er. »A ber war ich ein guter Mensch?«
    Und wie nur selten in seinem Leben wusste Dietrich nicht, was er sagen sollte. Sein Schweigen war eine Antwort, die der Oberst verstand. Sein Blick wandte sich ab von seinem Sohn, hin zu der Statue des siegreichen sowjetischen Kriegers und dem deutschen Kind.
    »I ch war ein guter Bürger«, keuchte der Oberst. »D as weißt du.«
    Im nächsten Moment stieß er einen letzten Seufzer aus, und seine Augen nahmen den stumpfen, glasigen Blick des Untergangs an.

36
    Um acht Uhr abends betrete ich den Club Diana, ein erstklassiges Megabordell in einem luxuriösen Spa am Rand von Westberlin. Schwimmbecken, Whirlpools, Saunen, Masseusen. Und schöne Frauen jeder Rasse und Hautfarbe, die völlig nackt umherflanieren.
    Man könnte denken, meine Lust auf Fleisch wäre durch mein spätnachmittägliches Zwischenspiel mit meiner Freundin, die ehrlich glaubt, ich liebe sie, gestillt. Doch die tödlichen Ereignisse der letzten beiden Tage haben in mir ein unstillbares Verlangen nach allem

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