Der Tag der Rache. Private Berlin
Spiel setzen würde, aber vielleicht Perfecta.«
»S ie hat sich für Pavel ausgezogen.«
»G enau«, stimmte Morgan zu. »I ch möchte mich noch einmal mit Cassiano unterhalten. Und seinem Trainer. Und dem Vereinsmanager. Mit allen zusammen. Kannst du das einrichten?«
»W ann?«
»J etzt gleich wäre gut.«
64
»H auptkommissar Dietrich?«, fragte Mattie. Sie stand im Flur von Greta Amsels Wohnung.
»W er ist da?«, meldete sich Dietrich mit schleppender Stimme am anderen Ende der Leitung.
»H ier ist Mattie Engel. Es gab einen weiteren Mord.«
Hauptkommissar Dietrich schwieg eine ganze Weile, bevor er fragte: »W er? Wo?«
»E ine Freundin von Chris aus Kindertagen. Greta Amsel. Sie sind zusammen in einem Waisenhaus in der Nähe von Halle aufgewachsen.«
Wieder Stille. »U nd sie ist tot?«
»W ir haben sie gerade in ihrer Wohnung gefunden. Wir haben nichts angerührt. Ich glaube, ich habe den Mörder gesehen. Er hatte sich als Klempner verkleidet und verließ das Haus, als wir eintrafen.«
»H aben Sie ihn sich ansehen können?«
»N ein«, musste sie eingestehen.
Dietrichs dritte Schweigephase währte am längsten. Mattie glaubte, ihn trinken zu hören. »R ufen Sie Weigel an«, sagte er schließlich. »S ie soll die Spurensicherung und drei Kriminalbeamte mitbringen, um das Gebäude zu durchsuchen. Ich werde mich morgen gegen Mittag darum kümmern.«
Mattie zögerte. »M orgen?«, fragte sie ungläubig. »B ei allem gebührenden Respekt, Herr Dietrich, ich glaube, Sie sollten sofort herkommen und sich anhören, was wir herausgefunden haben. Eine weitere Freundin aus Chris’ Kindheitstagen wird vermisst.«
Hauptkommissar Dietrich atmete schwer und tief durch. »F rau Engel, ich muss gestehen, dass es unprofessionell wäre, in meinem gegenwärtigen Zustand einen Tatort zu betreten. Morgen früh wird mein Vater beerdigt, und ich bin betrunken und werde noch betrunkener werden. Sie müssen Frau Weigel anrufen. Ich habe ihr für den Abend die Verantwortung übertragen. Der Rest der Mordkommission wird ihr helfen.«
Mit einem Klicken in der Leitung wurde das Gespräch beendet.
65
Meine Freunde, ich kann nichts dagegen tun. Zwei Stunden nach dem Vorfall zittere ich noch immer wie ein Kalb auf dem Weg zur Schlachtbank, noch immer hängt mir der Geruch von verbranntem Fleisch und Speck in der Nase, und meine Wange pocht von dem heißen Fett.
Und die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf.
Ich war knapp zwölf Minuten in Gretas Wohnung. Ich habe die Lüftungen eingeschaltet. Es hätte Tage dauern müssen, bis jemand ihre Leiche entdecken würde.
Doch dann sah ich Mattie Engel und den großen Glatzkopf. Seitdem quälen mich zahllose Fragen: Wie haben sie Greta gefunden? Ich habe doch alle Akten aus dem Archiv mitgenommen. Was wissen sie? Was hat Christoph ihnen erzählt, bevor er mir nachstellte?
Zum ersten Mal in fast fünfundzwanzig Jahren zermürbt mich der Gedanke, dass meine Maske, meine Unsichtbarkeit nachlässt.
Doch ich schüttle diesen Gedanken von mir ab. Sie werden nichts finden, das sie mit dem Unsichtbaren in Verbindung bringen können.
Allerdings bin ich auch Realist. Ich erkenne deutlich, dass die Zeit, in der ich meine Vergangenheit auslöschen kann, begrenzt ist. Um drei weitere Kinder muss ich mich noch kümmern. Nur drei noch, dann bin ich frei.
Ob es euch gefällt oder nicht, meine Freunde, aber morgen wird ein anstrengender Tag.
66
Es war fast elf Uhr, als Tom Burkhart in die Straße einbog, in der Mattie wohnte. Sie hatten mehrere Stunden am Tatort verbracht und zugesehen, wie Kommissar Weigel und ihre Kollegen von der Spurensuche die Leiche und die Wohnung von Greta Amsel untersucht hatten. Weigel war überwältigt von ihrer Aufgabe, die Ermittlungen zu leiten, wenn auch nur für einen Abend, doch sie hatte aufmerksam zugehört und sich gewissenhaft Notizen von Matties und Toms Aussagen gemacht.
Mattie hatte nichts verschwiegen. Sie hatte Sandra Weigel von den aus dem Archiv gestohlenen Akten erzählt, von Henriette Ladwigs Aussage, dass Chris und seinen Freunden als Kinder etwas Furchtbares zugestoßen sein musste, und der Vermisstenanzeige von Ilse Frei.
»S ie sagen also, es gibt keine Verbindung zwischen den Verstorbenen und Hermann Krüger?«, hatte Weigel am Ende gefragt.
»I ch weiß es nicht.«
»A m Nachmittag hat Hauptkommissar Dietrich wegen des Mordes an Agnes Krüger Druck von oben bekommen.« Sandra Weigel hatte sich sichtlich unwohl gefühlt. »D
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