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Der Tag der roten Nase

Der Tag der roten Nase

Titel: Der Tag der roten Nase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikko Rimminen
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Kinderbuch, aus dem ich meinem Sohn vor vielen Jahren vorgelesen hatte, und an die Wesen darin, die am Rücken aufgezogen wurden, was waren das noch für welche, irgendwelche Barbapapas wohl; in dem engen Auto schien jede Richtung ihren Tribut zu fordern, und schließlich blieb der Mantelschoß an der Handbremse hängen, sodass ich eine Zeitlang zwischen den Sitzen zappelte, ein Bein hier, ein Bein dort; und als ich mich dann endlich auf den Fahrersitz gehievthatte, glotzte mich von draußen schon wieder irgendein bemütztes Wesen an.
    Problemlos war auch die Fortsetzung nicht. Als ich den Schlüssel im Zündschloss hatte und drehte, schoss die Kiste plötzlich vorwärts und prallte mit gemeinem Geräusch gegen den Bordstein. Ich kam auf die Idee, den Gang herauszunehmen und es noch einmal zu versuchen, aber diesmal stieß der Motor bloß ein spastisches Keuchen aus, wie ein furchtbar lauter Katzenhusten. Ich drehte den Schlüssel noch einmal. Das arme Auto schaukelte einen Moment vor und zurück und auch zur Seite und gab deutlich sein Bestes, aber die einzige konkrete Wirkung schien darin zu bestehen, dass mir die Augen im Kopf hin und her hüpften.
    Beim fünften Versuch sprang das Ding endlich an. Ich rammte den Rückwärtsgang rein, trat aufs Gas und versuchte etwas Vernünftiges mit der Kupplung anzustellen. In meiner Nervosität zappelte jedoch der Fuß und das Auto schoss zurück, ging aus und gab so etwas wie einen Seufzer von sich. Im Rückspiegel huschte ein faustschwingender Fahrradfahrer vorbei.
    Ich brachte das Auto erneut in Gang und fuhr los. Auch das war natürlich nicht ganz einfach. Das Runde Haus näherte sich mit furchtbarer Geschwindigkeit, das Auto schien darauf zuzustreben und sich zugleich dagegen zu sträuben, das hatte sowohl mit dem Fahrzeug als auch mit seiner Benutzerin zu tun, ich fand mit Gängen, Kupplung und Gas einfach nicht den richtigen Rhythmus, und das Auto seinerseits schüttelte sich fast jedes Mal wie in einem Hustenanfall, wenn ich versuchte, irgendwie mit ihm in Kontakt zu treten. Trotzdem schaffte ich es bis an die nächste Kreuzung, an die Ecke desRunden Hauses, wie man so schön sagt, und spätestens dort musste ich ihm ins Auge sehen, dem Verkehr, den endlos scheinenden Richtungswechseln, den Vorfahrten, den Fußgängern, allem; und da es unmöglich war, auf die Schnelle die richtige Einstellung zu dieser erschreckenden Vielförmigkeit zu finden, trat ich wesentlich heftiger auf die Bremse als beabsichtigt.
    Sie funktionierte allerdings nicht sonderlich gut, die Bremse, und so hätte ich fast einen Fußgänger auf dem Zebrastreifen überfahren, und das war natürlich ausgerechnet der Glaubensbote, der in letzter Zeit durch unseren Hof torkelte, und als er sich knapp vor dem Auto in Sicherheit gebracht hatte, gelang es dem armen Kerl sogar, so auszusehen, als wäre alles seine Schuld. Und obwohl ich Mitleid mit ihm hatte, konnte ich ihm das Ganze jetzt doch nicht erklären, zumal er auch das letzten Endes mit seinem Herrgott abmachen musste, und so ließ ich das Auto einfach mitten auf die Kreuzung rollen, schwankte dort ein wenig hin und her und wurde dafür mit mehrstimmigem Hupen bedacht sowie mit einem Strauß geballter Fäuste.
    Ich fuhr ungefähr nach links weiter. Das Auto fuhr mit einem Ruck los, die fettige Meeresbucht und die verhexten Ahornbäume am Ufer blieben sprungartig zurück. Am Amtshaus bog ich rechts ab, die Lenkung kam mir unglaublich schwergängig vor, ich musste die Spur des Gegenverkehrs schneiden, zum Glück kam gerade keiner. Ziemlich schnell wurde mir klar, warum ich seit zwanzig Jahren einen Bogen ums Autofahren machte, es ging teuflisch an die Nerven, sich auf eine Million Dinge gleichzeitig zu konzentrieren und dabei auch noch die Aufregung in den Griff zu bekommen. Ander nächsten Ecke ging der Beelzebub von Auto mitten auf der Kreuzung aus, und ich musste es in einer Huporgie starten, die eines Sportfestes würdig gewesen wäre. Als der Motor endlich wieder lief, gelang es mir, das Auto so abrupt vorwärtsspringen zu lassen, dass die Familie, die soeben den Zebrastreifen überquerte, garantiert genug Material für einen geharnischten Leserbrief beisammenhatte.
    Ich ließ das Auto bis zur nächsten Kreuzung wimmern und wartete auf Grün. Plötzlich riss ein riesiges goldenes Loch im grauen Tag auf und die Sonne zeigte sich zwischen den Wolken, es war so hell und nektarartig dick, das Licht, dass es fast einen Ton von sich gab. Eine Weile

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