Der Tag der Traeume
Haufen Scherereien bereitete.
»Ich fahre sowieso in die Stadt. Und ehe du fragst – ja, ich kann dich auch hinterher wieder nach Hause bringen.«
Nach Hause. Hatte sie je ein Zuhause gehabt? Da sie diesen Gedanken lieber nicht weiter verfolgen mochte, schenkte sie Rick stattdessen ein strahlendes Lächeln. »Du bist ein wahrer Ritter in schimmernder Rüstung, Rick Chandler.«
Er grinste. »Tja, was soll ich sagen? Es war schon immer mein Bestreben, holde Jungfrauen aus ihrer Bedrängnis zu retten.« Eine Mischung aus Humor und unerwarteter Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit, und Kendall fragte sich, ob diese Trauer wohl von Erinnerungen an seine erste Ehe herrührte.
Alles an diesem Mann war ihr ein Rätsel. Nur zu gerne hätte sie gewusst, was eigentlich in ihm vorging. Welches Ereignis in seinem Leben hatte ihn so einschneidend geprägt, dass er zwar den Gedanken an eine erneute Heirat weit von sich wies, andererseits aber anscheinend nichts lieber tat, als Frauen in Notsituationen zu Hilfe zu eilen. Doch da sie sich der Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, nur allzu bewusst war, war sie froh, dass sie nicht lange genug in der Gegend bleiben würde, um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.
Drittes Kapitel
Eine Stunde später hatte Rick Kendall durch Herb Cooper’s General Store geführt und ihr dabei geholfen, die notwendigsten Haushaltsgegenstände zusammenzusuchen. Während sie die Gänge abschritten, hatte Rick mehr als ein Mal das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Aber immer, wenn er sich suchend umblickte, waren die Gänge leer.
Er hatte das Ganze gerade als Produkt seiner überreizten Nerven nach zu vielen Dienststunden abgetan, als ihn ein Geräusch zusammenfahren ließ. Er drehte sich um und sah Lisa Burton am Ende des Ganges beim Käseregal stehen, von wo aus sie ihn in dem Glauben, er sähe sie nicht, aufmerksam beobachtete. Stöhnend wandte er sich ab, ehe sie bemerkte, dass er sie entdeckt hatte. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war eine weitere Auseinandersetzung mit der mannstollen Lehrerin.
»Du bist ja plötzlich so still«, riss Kendalls Stimme ihn aus seinen Gedanken. »Ich bin fast fertig und dir sehr dankbar dafür, dass du deine freie Zeit geopfert hast, um mit mir einkaufen zu gehen.«
»War mir ein Vergnügen«, erwiderte er, was voll und ganz der Wahrheit entsprach. Er mochte Kendall, ihren scharfen Verstand und ihren Sinn für Humor, und er war lieber mit ihr zusammen als mit jeder anderen Frau, die er kannte, die immer noch auf der Lauer liegende Lisa miteingeschlossen.
Ein rascher Blick über seine Schulter bestätigte ihm, dass Lisa verschwunden war. Zweifellos war sie den nächsten Gang hinuntergegangen – in der Absicht, ihm am Ende ganz zufällig über den Weg zu laufen. In diesem Moment nahm ein Plan in Ricks Kopf Gestalt an. Wenn es ihm gelang, ihr zuvorzukommen, würden Lisa und ihre Heiratsabsichten in Kürze der Vergangenheit angehören. Dann hatte er statt einer ganzen Horde von Frauen nur noch eine einzige am Hals. Immerhin ein Anfang.
»Abendessen!« Kendall grinste und warf eine Packung Hotdogs in den Einkaufswagen.
Abendessen. »Verdammter Mist.« Seine Mutter und Chase warteten seit – er blickte auf die Uhr – seit über einer Stunde auf ihn. Er wunderte sich nicht, dass sie nicht versucht hatten, ihn zu erreichen. Seine Familie war daran gewöhnt, dass er sich häufig verspätete, wenn er zu einem Einsatz gerufen wurde.
»Als Gourmetmenü gehen sie nicht gerade durch, das gebe ich ja zu, aber man kann sie leicht heiß machen, und sie sind billig. Typisches Junggesellenfutter eben.« Kendall musterte ihn forschend.
»Ich habe glatt vergessen, dass meine Mutter mich zum Essen erwartet.«
»Und stattdessen verplemperst du deine Zeit mit mir.« Sie streckte eine Hand aus und berührte leicht seinen Arm.
Sofort sprang der Funke von neuem über und bestärkte ihn in der Hoffnung, sein Plan, Lisa und Konsorten zum Rückzug zu bewegen, könne funktionieren.
»Tut mir Leid, dass ich dich aufgehalten habe«, entschuldigte sich Kendall zerknirscht.
»Mir nicht.« Er hatte die Gesellschaft dieser Frau genossen, die ihn zum Lachen brachte, ihn erregte und trotzdem nichts von ihm wollte, was er nicht zu geben bereit war.
Er nahm sein Handy aus der Gürteltasche, tippte eine Nummer ein und wartete, bis Raina sich meldete. »Hi, Mom. Tut mir Leid, dass ich so spät dran bin. Mir ist was dazwischengekommen.«
»Deine neue Braut
Weitere Kostenlose Bücher