Der Tag der Traeume
mitgespielt, nur um ihnen dazu zu verhelfen.
»Ich glaube dir ja, dass du nur unser Bestes gewollt hast. Und vielleicht hast du ja auch wirklich dazu beigetragen, Charlotte und mich zusammenzubringen. Aber ich glaube auch an die Macht des Schicksals. Wir hätten auch zueinander gefunden, wenn du nicht beschlossen hättest, deine Söhne quasi dazu zu zwingen, ein Opferlamm zu bestimmen, das dir die heiß ersehnten Enkel liefert.«
Raina krümmte sich innerlich. »Es ging mir ja nicht nur um Enkel. Ich möchte, dass ihr alle drei so glücklich werdet, wie ich es mit eurem Vater war. Ich möchte euch davor bewahren, in einem einsamen Apartment ein einsames Leben zu fristen.«
Aber sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie ihr zu Mute gewesen war, als sie erfahren hatte, dass ihre Söhne eine Münze geworfen hatten. Der Verlierer musste sein Junggesellendasein und seine Freiheit aufgeben und heiraten, um seiner kranken Mutter ein Enkelkind zu schenken. Roman hatte verloren – und war am Ende der Gewinner geblieben. Doch sie glaubte nicht, dass es ratsam war, ihn ausgerechnet jetzt darauf hinzuweisen. »Du willst also meine Motive nicht gelten lassen. Warum hast du dann Rick und Chase nicht die Wahrheit gesagt?«, fragte sie noch einmal. Sie war sicher, dass ihr Jüngster eine bestimmte Absicht verfolgte, konnte sich aber nicht vorstellen, was er im Schilde führte.
»Ich habe meine Gründe.« Er wich ihrem Blick aus.
»Und wer spielt jetzt den Geheimniskrämer?«, stichelte sie, beschloss aber dann, es fürs Erste dabei bewenden zu lassen. Sie hatte weder sein Vertrauen noch die Gnadenfrist verdient, die er ihr gewährte, indem er die Wahrheit für sich behielt. »Wieso verrätst du mir gerade jetzt, dass du längst Bescheid weißt?«, fragte sie stattdessen.
»Wegen Rick. Als du mich angerufen und mir gesagt hast, er wolle so viele Familienmitglieder und Freunde wie möglich zusammentrommeln und dann auch noch gefragt hast, ob wir auch kommen könnten, da habe ich schon geahnt, dass er die Frau fürs Leben gefunden hat und sie uns vorstellen will. Und da wollte ich dich daran hindern, dich genauso schamlos in sein Leben einzumischen, wie du dich in meines gedrängt hast.« Jetzt sah er ihr fest in die Augen. »Lass Rick und Kendall ihren eigenen Weg gehen, sonst …«
»Sonst lässt du mich auffliegen. Roman, mein Herz, du kannst ja nicht wissen, dass ich sowieso vorhatte, mit dem Theater aufzuhören. Rick hat Kendall ohne mein Zutun gefunden, und es fällt mir immer schwerer, die Kranke zu spielen. Sogar Eric …«
»Nein«, unterbrach sie Roman in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Du wirst weder Rick noch Chase auch nur ein Sterbenswörtchen verraten.«
Damit hatte sie nun nicht im Entferntesten gerechnet. »Warum nicht? Ich dachte, das wäre es, worauf du hinauswolltest.«
»Ich hatte daran gedacht, glaub es mir.« Er stützte eine Hand auf die Couch und beugte sich zu ihr, um sie leicht auf die Wange zu küssen. »Ich liebe dich, Mom, und ich habe dich und Eric Fallon genau beobachtet. Dabei ist mir klar geworden, dass es für dich die Hölle gewesen sein muss, dein Privatleben und deine angebliche Krankheit unter einen Hut zu bringen.«
Raina seufzte. Ihrem Jüngsten konnte man einfach nichts vormachen.
»Eric ist ein guter Mann, und nichts würde mich glücklicher machen, als wenn du endlich wieder dein eigenes Leben leben würdest.«
Sie nickte, wohl wissend, dass hierin bislang auch der Grund für Romans Ruhelosigkeit, seine Weigerung, daheim in Yorkshire Falls zu bleiben oder eine feste Beziehung mit einer Frau einzugehen zu suchen gewesen war. »Aber?«
»Aber wenn du gerade jetzt, wo Rick eine Frau getroffen hat, die ihm offenbar wirklich etwas bedeutet, mit deinem Geständnis herausrückst, kann es passieren, dass er einen Rückzieher macht. Nach der Katastrophe mit Jillian grenzt es ohnehin schon an ein Wunder, wie verrückt er nach Kendall Sutton ist. Und wenn du ihm jetzt den Beweis dafür lieferst, wie geschickt manche Frauen im Betreiben eines Doppelspiels sind, beschließt er vielleicht, lieber erst gar kein Risiko einzugehen und gibt Kendall keine Chance.« Roman schüttelte den Kopf. »So gern ich auch mit ansehen würde, wie du versuchst, dich aus dieser Geschichte herauszuwinden – Rick verdient ein bisschen Glück. Da sind wir ja wohl einer Meinung«, fügte er brummig hinzu. Es war ihm deutlich anzumerken, wie sehr es ihm gegen den Strich ging, ihr in irgendeinem Punkt
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