Der Tag Des Falken
Fünfzigschußmagazin und Mün-dungsfeuerdämp fer und zielte auf den näherkommenden Lärm. »Klingt wie 'n großer Vogel«, sagte er zu Canseco. »Um so leichter zu treffen...«
»Ich hab' dich nicht mitgenommen, damit du auf Flugzeuge schießt«, wehrte Canseco ab. »Ich hab' dich angeheuert, weil du Englisch kannst und diese Gewässer gut kennst. Sollten sie uns finden, schmeißt du das Ding hoffentlich rechtzeitig über Bord!«
»Vor der Coast Guard hab' ich keine A n g s t . . . « Das dumpfe Brummen des Flugzeugs kam näher, »... mit der kenn' ich mich aus.
Bloß 'n paar Schüsse, dann ziehen sie den Schwanz ein, gehen in Deckung und plärren um Hilfe...«
Aber Canseco war cleverer. »Wenn du dein Geld willst, tust du, was ich dir sage.« Er wußte - obwohl die meisten Militärmaschinen wenigstens einen nach hinten gerichteten Infrarotsensor hatten -, daß ihnen weit weniger Gefahr drohte, solange sie hinter dem Flugzeug blieben. »Jetzt halt dich fest!« Canseco riß die Decke von der Windschutzscheibe, schob beide Leistungshebel nach vorn und steuerte auf die Küste zu.
Vor ihnen waren sekundenlang die Umrisse einer seltsamen Maschine zu erkennen, die kaum Ähnlichkeit mit den gewohnten Küstenwachflugzeugen hatte. Wie ein Hubschrauber hatte sie zwei Rotoren, aber sie war leiser und viel größer als andere Überwachungshubschrauber. Noch ungewöhnlicher waren die riesige rote Leuchtschrift FOLLOW ME auf beiden Rumpfseiten und mehrere an einen Streifenwagen erinnernde rote Blinklichter. Wenn dieses Flugzeug sie fand, waren sie geliefert.
Canseco hatte von dem seltsamen Flugzeug gehört, das die neue Küstenwache jetzt einsetzte: ganz ungewöhnliche Maschinen, die wie Flugzeuge fliegen und wie Hubschrauber schweben konnten und mit Bomben und Raketen bewaffnet waren. War dies eine der neuen Maschinen? Schwer zu sagen, aber er mußte sicherheitshalber davon ausgehen und versuchen, so schnell wie möglich die Küste zu erreichen...
»Verdammt!« sagte Hardcastle über die Bordsprechanlage. »Der Kerl ist spurlos verschwunden.« Er drückte die Funksprechtaste. »Shark, hat CARIBAL dieses Ziel geortet?«
»Negativ«, antwortete der Controller. »Im äußersten Grenzbereich treten jetzt Geisterechos auf. Sicher orten läßt sich im Augenblick keines.«
»In so niedriger Höhe nützt uns das FLIR nichts «, stellte Hardcastle fest. »Wir müssen steigen und dieses Gebiet noch mal absuchen.
Verdammt, ich weiß, daß er irgendwo in der Nähe ist!«
»Äh... Dad?« Daniel saß gegen die Flugrichtung.
»Ja, Daniel?«
»Kannst du 'ne Linkskurve fliegen? Ich hab' hinter uns was gesehen.«
»Bestimmt?«
Eine kurze Pause. »Nein. Die Wellen sehen alle gleich aus. Aber ich hab' mir eingebildet, einen Lichtreflex zu sehen.«
Ein Versuch konnte nicht schaden. »Eine langsame Linkskurve«, verlangte Hardcastle von Fontaine und klappte das FLIR-Visier wieder herunter. Nun folgte eine lange Pause, in der Daniel schon bereute, überhaupt etwas gesagt zu haben.
»Kontakt!« rief Hardcastle plötzlich. »Ich hab' ihn!« Er betätigte einen Schalter an seinem Steuerknüppel, um das Infrarotbild auf dem FLIR-Monitor zu zentrieren, damit Fontaine es ansteuern konnte. »Ziel erfaßt, Adam. Wir haben ihn!«
Als die Blinklichter sich plötzlich nicht weiter entfernten, sondern eine träge Linkskurve beschrieben, begann Canseco eine Kurskorrektur nach Steuerbord, um die Entfernung zum Heck des Flugzeugs zu vergrößern. Aber als die Maschine plötzlich scharf nach links kurvte und rasch bis auf einige Meter über dem Wasser herunterging, wußte er, daß er entdeckt war.
»Bis zur Küste sind's nur noch ein paar Kilometer«, sagte er zu dem Söldner neben ihm. »Mal sehen, ob wir's bis dorthin schaffen.« Er schob die Leistungshebel bis zum Anschlag nach vorn und hielt auf die gerade am Horizont auftauchenden Lichter zu. Das Rennboot begann mit steil hochgerecktem Bug in die Wellen zu klatschen und zog dabei eine zehn Meter hohe Gischtfontäne hinter sich her. Canseco drückte sich möglichst tief in seinen Schalensitz, klammerte sich mit einer Hand an einem Griff am gepolsterten Instrumentenbrett fest und konzentrierte sich darauf, sein rasendes Boot so gut wie möglich auf Kurs zu halten.
Deshalb entging ihm das beinahe freudige Grinsen des puerto-
ricanischen Söldners auf der Sitzbank hinter ihm. Der Mann drohte dem rasch näherkommenden Flugzeug mit der Faust, lud sein Sturmgewehr AK-47 durch, stemmte beide
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