Der Tag Des Falken
gelesen hatte, die ein kubanischer Drogenschmuggler McLanahan zugespielt hatte - einen Zettel mit Informationen über Maxwell Van Nuys -, war sie wie vor den Kopf geschlagen gewesen. Der Schock saß tief, denn einige Zeit hatte sie fast an eine gemeinsame Zukunft mit diesem Mann geglaubt... Aber in der nächsten Sekunde war der Zorn über ihre enttäuschten Hoffnungen wie der stärker als ihre Müdigkeit.
Sie ging durchs Haus auf die Terrasse und lud ihre Pistole nach, während sie in den blassen Sonnenschein trat. Vor dem Jachthafen kreuzte ein Schnellboot der Hammerheads, um Fluchtversuche zu vereiteln, während ein weiteres den Hafen nach Van Nuys absuchte.
Eine Drohne des Musters Sky Lion schwebte niedrig über dem Sunrise Beach Club und suchte elektronisch nach Van Nuys oder seinem Wagen.
Über Funk hörte Geffar weitere Meldungen - darunter auch eine, die sie nicht überraschte: Van Nuys' Jaguar stand auf dem
Flugplatz, und eines seiner Flugzeuge fehlte. Anscheinend hatte er im letzten Augenblick fliehen können, bevor die Falle der Hammerheads zuschnappte.
»Haben Sie das mitgehört?« fragte ein DEA -Agent über Funk. »Van Nuys ist abgehauen!«
»Fragen Sie bei Hammerhead One an, ob unser Radar ein von hier kommendes Flugzeug geortet hat«, verlangte Geffar. »Bis dahin geht die Suche weiter!«
Sie betrat den makellos gepflegten Rasen und sah sich um. Rechts von ihr befanden sich Swimmingpool und Doppelgarage; dahinter lagen der Jachthafen und ein enger Kanal nach Old Rhodes Key. Links bezeichneten die Einfahrt und ein Entwässerungsgraben unter Büschen und Bäumen die Grundstücksgrenze; dann kam ein schmaler Streifen Sand, hinter dem der Atlantik begann. Hier an der Nordspitze von Key Largo hatten schon immer Reiche und Prominente gewohnt, und trotz vieler Umbauten und Erweiterungen war das Haus eigentlich noch die Villa, die seit fast einem Jahrhundert auf diesem Grundstück stand.
Und es hatte die Prohibitionszeit erlebt, in der diese Ge gend ein Paradies für Alkoholschmuggel gewesen war.
Geffar zog wieder ihre Pistole und folgte der Einfahrt zu dem Entwässerunsgraben, der ins Meer mündete. Obwohl seine Ufer fast undurchdringlich zugewachsen waren, war der Graben breit und tief -
und im seichten Wasser dümpelte ein kleines Schlauchboot unter den Bäumen.
»Oh, hallo!« sagte Maxwell Van Nuys, als er aus einem Abflußrohr neben dem Schlauchboot kroch. Sein teurer Anzug war von der Kriecherei durch die Kanalrohre über und über mit Schlamm bedeckt.
Sie zielte mit der Pistole auf ihn. »Beinahe hättest du's geschafft«, stellte sie fest. »Dein Wagen und das verschwundene Flugzeug haben sie auf die falsche Fährte gesetzt — sie wollten die Suche schon abblasen.«
»Ein alter Flucht- und Versorgungsweg für Alkoholschmuggler«, sagte er mit gespielter Gelassenheit, indem er auf das Abflußrohr zeigte.
»Aus dem zweiten Kellergeschoß führt dieser praktische Fluchtkorridor vom Haus bis zum Meer.«
»Bullock hat versucht, mich zu erschießen.«
»Ich hab' ihm gesagt, er solle sich ergeben. Aber er hat wahrscheinlich Angst davor, eingesperrt zu werden.«
»Bullock tut, was du ihm sagst.«
»Nein! Ich würde dir niemals was tun, niemals den Befehl geben, dich... Ich wollte abhauen, bevor ich's mir ganz mit dir verderbe.«
»Erzähl mir, daß du nichts mit dem militärischen Schmugglerring auf Haiti zu schaffen hast.« Ihre Pistole blieb ohne zu zittern auf Van Nuys gerichtet.
»Hör zu...« Seine Selbstsicherheit schwand sichtbar. »Sie haben rausgekriegt, daß ich selbst ein kleines Geschäft aufgezogen habe, und mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte, wenn ich weiterleben wollte. Aber ich hatte immer vor, mich zu stellen u n d . . . «
»Wer sind >sie«
»Kolumbianische Drogenschmuggler. Sehr reich, sehr mächtig, gut ausgerüstet. Sie haben ehemalige Militärflieger engagiert, die ihre Ware ins Land bringen. Das ist schon fast alles, was ich über sie weiß.« Er schlurfte einige Schritte durchs Brackwasser auf sie zu. »Ich habe mitgemacht, bis ich genug flüssiges Kapital hatte, um mich in Südamerika zu etablieren. Mir gehört jetzt eine Ranch in Brasilien.
Wenn du mich laufen läßt, kriegt ihr alles, was ich über diese Organisation weiß: Frequenzen, Landkarten, Namen, Kontaktpersonen, sichere Häuser in Florida und auf den Bahamas. Aber das Kartell darf nichts erfahren, sonst bin ich so gut wie tot. Ich packe bei den Hammerheads aus - aber nur im
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