Der Tag Des Falken
dessen Pilot sich einer Entdeckung und Identifizierung zu entziehen versucht.« Der Admiral nickte McLanahan zu. »So sieht unsere Reaktion aus...«
Die V-22C Sea Lion ging etwas tiefer und drehte plötzlich nach rechts auf die Zweimotorige zu. In der nächsten Sekunde blitzte hinter ihrem rechten Waffenbehälter etwas auf; dann schlängelte sich eine weißleuchtende Rauchspur zu dem Flugzeug. Sie beschrieb eine unregelmäßige Spirale, aber sie fand ihr Ziel — der linke Motor des Flugzeugs explodierte in einem orangeroten Feuerball. Die Beechcraft wurde hochgeschleudert und legte sich fast auf den Rücken, bevor sie ins blaugrüne Meer stürzte. Rumpf- und Flügelteile prallten von der steinharten Wasserflä che ab, und eine Luftschraube flog in weitem Bogen davon, als spiele Neptun persönlich mit ihr Frisbee.
Vizepräsident Martindale war aufgesprungen. »Was, zum Teufel, haben Sie getan, Hardcastle? Was haben Sie getan?«
Hardcastle holte tief Luft. Würde ihr kalkuliertes Risiko sich auszahlen? »Sir, dies ist eine Vorführung gewesen.« Er deutete auf den mittleren Bildschirm, auf dem jetzt ein halbes Dutzend Küstenwachschiffe den Aufschlagpunkt der Zweimotorigen umgaben.
»Nur eine Vorführung, die...«
»Vorführung? Das ist also kein echter Schmuggler gewesen?«
»Wir haben ein beschlagnahmtes Schmuggelflugzeug als ferngesteuerte Drohne eingesetzt. Gesteuert hat es dieser Küstenwachkutter links oben. Wir haben das umliegende Seegebiet im Radius von fünf Meilen sperren lassen, damit...«
»Sir, ich habe diese Vorführung genehmigt«, warf Admiral Cronin ein. »Ich übernehme die Verantwortung dafür.«
»Und was sollten Sie damit beweisen, Admiral Hardcastle?« fragte Martindale scharf. »Hoffentlich was Vernünftiges!«
»Plattformen als Kontrollstationen, Luft- und Seekorridore, Überwachungsdrohnen und High-tech-Flugzeuge genügen allein nicht, Sir. Damit können wir Verdächtige aufspüren und verfolgen - aber ihre Flucht läßt sich nur verhindern, wenn wir uns dazu entschließen, notfalls Gewalt anzuwenden, um zu unterbinden, daß Drogenschmuggler amerikanisches Gebiet erreichen oder verlassen.
Das Projekt müßte stufenweise verwirklicht werden«, fuhr Hardcastle rasch fort. »Die neuen Vorschriften für die Luft- und Seefahrt müßten mit einer Frist von neunzig Tagen angekündigt werden... In dieser Zeit könnten die Plattformen in Position geschleppt und bemannt werden. Sechs V-22C Sea Lion stünden bereits zur Verfügung, so daß wir auf dem Versuchsgelände von Bell-Boeing in Arlington, Texas, mit der Ausbildung neuer Besatzungen beginnen könnten. Zwanzig Drohnen des Typs Sea-gull und dreißig des Typs Sky Lion könnten innerhalb von sechs Monaten einsatzbereit sein. Eine von mir zusammengestellte Liste führt auf, welches Personal und Material von Coast Guard und Customs Service abgezogen und der n euen Organisation unterstellt werden sollte...«
»Der neuen Organisation?« warf Verteidigungsminister Pre-ston ein.
»Ich dachte, dies sei ein Gemeinschaftsprojekt von Coast Guard und Customs Service?«
»Nein, Sir. Mein Plan sieht vor, alle direkt mit der Bekämp fung des Drogenschmuggels befaßten Einheiten beider Dienste einem gemeinsamen Oberkommando zu unterstellen. Außerdem empfehle ich, die Drug Enforcement Agency ebenso wie die Narcotics Task Force des FBI in die neue Organisation zu überführen ...«
»Die DEA auflösen?« fragte der Vizepräsident.
Direktor Crandall warf Hardcastle einen bitterbösen Blick zu. »Und wer stünde an der Spitze dieser neuen Organisation, Admiral? Denken Sie dabei vielleicht an sich?«
Hardcastle entschied sich dafür, diesen Seitenhieb zu ignorieren.
»Eine Weiterarbeit solcher Gruppierungen außerhalb des neuen Grenzsicherungsdiensts würde die notwendige Bündelung aller Kräfte nur behindern.«
Crandall wandte sich an Martindale. »Die Praxis sieht anders aus, als Admiral Hardcastle sie schildert. In Wirklichkeit arbeiten Customs Service, Coast Guard und weitere Organisationen bei der Bekämpfung des Drogenschmuggels recht gut zusammen. Diese neue Organisation würde die vorhandenen Probleme lediglich vergrößern, ohne...«
»Da bin ich anderer Meinung, Sir«, unterbrach Sandra Geffar ihn.
»Die sogenannte Zusammenarbeit zwischen Customs Service und Coast Guard hat einen absoluten Tiefpunkt erreicht -und ist seit Jahren hundsmiserabel.«
»Was halten Sie also von diesem neuen Projekt, Inspektor Geffar?«
fragte der
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