Der Tag Des Falken
Wir versuchen, einen Küstenwachkutter heranzuholen, der sie auf See stoppt, aber meistens warten wir, bis sie die Küste fast erreicht haben. Außerdem kann man sich beinahe immer darauf verlassen, daß die Coasties nicht da sind, wenn man sie braucht. Wir haben Erlaubnis, die Bahamas zu überfliegen, und nehmen Konstabler von dort mit, damit sie die Verhaftungen vornehmen können...«
Gates war merklich blaß geworden. Aber er riß sich zusammen.
»Gut, ich fliege in der Nomad mit.«
Dies war das erste Mal, daß Ronald Gates zugestimmt hatte, bei einem echten Einsatz mitzufliegen. Tatsächlich würde dies sein erster Flug in einer Air-Branch-Maschine sein, bei dem er keine VIP zu begleiten hatte.
»Ich glaube, daß es für mich wichtig ist, ein paar Informationen aus erster Hand über die Ereignisse dort draußen zu bekommen. Für mich wird's allmählich Zeit, auch ein bißchen mitzu-mischen.«
Geffar ließ sich nicht anmerken, was sie dachte, aber sie fragte sich, ob dieser neue Mut nicht damit zu tun hatte, daß die Aufmerksamkeit des Weißen Hauses plötzlich seiner Dienststelle galt.
»Okay«, sagte sie. »Übermorgen beginnen wir mit einer Tag und Nacht fortgeführten Überwachung. Die Nomad bleibt jeweils sechs Stunden in der Luft, um für den Fall einer Verfolgung noch reichlich Treibstoff zu haben, so daß Sie sich auf eine möglicherweise lange Nacht einrichten sollten. Übermorgen um achtzehn Uhr treffen wir uns drüben in der Mannschaftsmesse der Air Force. Zur Einsatzbesprechung brauchen Sie nicht zu kommen, obwohl sie vielleicht ganz interessant ist. Ich muß Ihnen die Rettungseinrichtungen erklären und Ihnen eine Schwimmweste geben...« Bei dem Wort »Schwimmweste« kniff er die Augen zusammen. ».. .aber das machen wir auf dem Vorfeld bei der Nomad. Das ist die große Turbopropmaschine dort draußen. Sieht wie 'ne verkleinerte C-130 mit 'ner großen Radarkuppel unter dem Rumpf aus.«
Gates nickte wortlos und verließ ihr Dienstzimmer.
Geffar blieb an ihrem Schreibtisch, arbeitete einige während ihrer Abwesenheit nach dem Einsatz bei Mahogany Hammock liegengebliebene Akten auf und dachte an den bevorstehenden Überwachungsflug. Sie hatte sich ein bißchen über Gates lustig gemacht, aber in Wirklichkeit würde es dabei nichts zu lachen geben.
Mit dem schußsicheren Tausend-Liter-Innentank, der sechs der zwölf Kabinensitze des Hubschraubers einnahm, hatte die Black Hawk eine Einsatzreichweite von etwa zweihundert Seemeilen. Das bedeutete, daß sie mit Marschgeschwindigkeit mindestens hundertfünfzig Kilometer weit fliegen, eine Stunde im Zielgebiet operieren und praktisch ohne Treibstoffreserven zurückfliegen konnte. Aber vom Homestead bis zum Zielgebiet waren es bereits hundertneunzig Kilometer, und eine Verfolgungsjagd im Seegebiet vor Kuba konnte die Treibstoffreserven stark angreifen. Und eine Verfolgung von Schmugglern in Richtung Bahama-Inseln war sogar noch riskanter.
Für lange Überwassereinsätze war die Black Hawk nicht das ideale Fluggerät, aber sie war der einzige Hubschrauber, dessen Nutzlast und Reichweite dafür genügten. Die in Australien gebaute große Nomad - im Gegensatz zu den für Luftraumüberwachung ausgerüsteten Citations und Cheyennes ein Seeaufklärer - besaß überlegene Reichweite, aber sie brauchte lange Start-und Landebahnen. So blieb nur die Black Hawk übrig. Sie würden abwarten müssen, bis die Schmuggler sehr nahe an Florida oder Andros Island herangekommen waren, bevor sie zur Verfolgung starteten.
Dazu könnte man die verdammte Coast Guard brauchen! überlegte Geffar sich. Die Black Hawk könnte zum Nachtanken auf einem ihrer großen Kutter landen, und ein paar Patrouillenboote wären praktisch, wenn in der Nähe eines Schiffs ein Abwurf beobachtet worden ist...
Dann fiel ihr etwas ein: Hammerhead One! Die riesige Bohrinsel stand noch immer etwa vierzig Seemeilen südöstlich von Key Largo in der Florida-Straße. Ihre Position hätte kaum besser sein können: vierzig Seemeilen näher an Andros Island und dem kubanischen Varadero als die Homestead Air Force Base. Sie war für See- und Luftraumüberwachung ausgerüstet, und ihr großes Landedeck bot reichlich Platz für eine Black Hawk...
Oder für eine V-22C Sea Lion. Oder für beide.
Geffar mußte schnellstens mit Hardcastle reden.
Weißes Haus, Washington, D. C.
Am selben Tag Während Sandra Geffar zu ihrer wichtigen Besprechung mit Ad-miral Hardcastle nach Norden in Richtung Miami fuhr,
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