Der Tag Des Falken
blickte von seinem Manuskript auf und sah direkt in die Kamera.
»Im Klartext heißt das, meine amerikanischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, daß die Vereinigten Staaten es nicht mehr hinnehmen werden, daß Schmuggler, Terroristen, bewaffnete Angreifer oder irgendwelche anderen nicht identifizierte oder uneingeladene Schiffe oder Flugzeuge unsere Grenzen überqueren. Tatsächlich existieren seit Jahren einschlägige Gesetze, aber wir haben nie geglaubt, sie durchsetzen zu können, weil unsere Grenzen so lang und unsere Bürokratie so schwerfällig ist. Nun, ab sofort werden wir diesen Gesetzen Geltung verschaffen.
Versuchen Sie als Schmuggler oder Terrorist, dieses Land ohne Erlaubnis zu betreten, spüren wir Sie auf und fangen Sie ab. Sie müssen damit rechnen, in Haft genommen zu werden, bis Ihre Identität geklärt ist. Wenn Sie unsere Warnungen ignorieren oder versuchen, unseren Patrouillen auszuweichen, werden Sie angegriffen und vernichtet, bevor Sie unsere Grenzen oder Küsten überschreiten können.
Nun wird es einige geben, die sich Sorgen wegen möglicher Zwischenfälle, wegen Angriffe unserer Patrouillen auf Unbeteiligte besonders auf amerikanische Privatflieger - machen. Aus eben dieser Besorgnis habe ich die Verwirklichung dieses Programms um mehrere Wochen verzögert. Ich bedaure, daß Direktor Gates und fünf tapfere Customs Service Agents zu Tode kommen mußten, bevor ich mich zum Handeln entschlossen habe. Ich habe die zukünftig geltenden Vorschriften sorgfältig geprüft und bin der Überzeugung, daß sie nur minimale Auswirkungen auf gesetzestreue Bürger haben werden. Ich bin zuversichtlich, daß dieses Programm erfolgreich sein wird. Es muß erfolgreich sein.
Bisher haben wir geglaubt, die vor uns liegende Aufgabe mit polizeilichen Mitteln lösen zu können. Das ist nicht mehr der Fall. In Zukunft setzen wir sämtliche staatlichen Machtmittel ein, um unsere Grenzen und Küsten zu kontrollieren und jeden zu stellen, der sich unserer Gerichtsbarkeit zu entziehen versucht. Und mit Ihrer Unterstützung, meine amerikanischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, kann und wird dieses Programm erfolgreich sein. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Gott segne Sie alle!« Und Gott helfe mir, fügte er im stillen hinzu.
Fünftes Kapitel
Kontrolplattform Hammerhead One
Sechs Monate später
Die umgebaute große Ölbohrinsel hatte eine erstaunliche Verjüngungskur hinter sich. Hardcastle kam aus dem Hauptquartier der Border Security Force in Alladin City, Florida, und flog an diesem Morgen zum ersten Mal seit Wochen wieder zu Hammerhead One hinaus.
Obwohl er täglich über den Fortgang der Umbauarbeiten informiert worden war, hatte Geffar ihm am Telefon versichert, daß er staunen würde.
Vor ihm am Horizont türmten sich gewaltige Gewitterwolken auf, aber Hardcastle beachtete sie kaum, weil er in Gedanken wieder bei der hektischen Zeit nach der historischen Ankündigung des Präsidenten war, einen Grenzsicherungsdienst aufbauen zu wollen —
eine Willenserklärung, die das Land scheinbar in zwei Lager geteilt hatte.
Daß die Border Security Force diese ersten neunzig Tage überdauert hatte, war fast ein Wunder, denn praktisch jede Organisation mit Zugang zu Mikrofonen oder Kameras warnte Amerika, diese neue Einrichtung werde sich nur nachteilig auswirken. Bürgerrechtsgruppen, die Luftfahrtlobby, Industrie- und Handelskammern und sogar Reiseunternehmen gaben ihren energischen Einspruch zu Protokoll. Sie befürchteten, die Schaffung eines bewaffneten Grenzschutzes werde zu Panikreaktionen, Einbußen im Außenhandel, Todesfällen Unbeteiligter und internationaler Verurteilung Amerikas führen.
Natürlich wurde die Border Security Force auch mit den paramilitärischen Grenzwachen totalitärer Staaten verglichen, deren Auftrag es auch war, die eigene Bevölkerung im Lande zu halten.
Noch schlimmer waren die persönlichen Angriffe. Hardcast-
les Scheidung lieferte Stoff für süffisante Kommentare, und selbst die Tatsache, daß Sandra Geffar als Pistolenschützin zu Meisterwürden gelangt war, wurde negativ ausgelegt, denn die Reporter schilderten sie als ultrarechte Revolverheldin. Die Presse nahm Geffar, Hardcastle, Elliott und sogar McLanahan unter die Lupe und brachte wilde Gerüchte in Umlauf, indem sie »Regierungskreise« mit der Aussage zitierte, Elliott und McLanahan hätten im Alleingang beinahe den Dritten Weltkrieg ausgelöst.
Trotz dieser ersten Aufschreie beurteilte die amerikanische
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