Der Tag Des Falken
voraussichtlichen Ankunftszeiten auf den nächsten Flugplätzen. »Vielleicht ist das die Erklärung — der Computer sagt voraus, daß der Kerl den Sun-rise Beach Club anfliegt.«
Geffar schüttelte aufgebracht den Kopf. Das erklärte allerdings einiges.
Der Sunrise Beach Club an der Nordspitze von Key Largo gehörte zu den exklusivsten Wohnanlagen Floridas. Seine von einem Wochenende in Nassau oder Freeport zurückkehrenden Bewohner - darunter viele Politiker, Konzernbosse und im Ruhestand lebende Prominente - setzten häufig voraus, sie könnten Sunrise Beach jederzeit anfliegen, ohne irgendwelche Freigaben einholen zu müssen.
Aber diesmal war Geffar entschlossen, ein Exempel zu statuieren.
»Setzen Sie Customs nach Sunrise Beach in Marsch«, wies sie Becker an. »Lassen Sie eine Seagull an Deck bringen und startklar machen.
Mal sehen, ob wir seine Identität feststellen können.«
»Wollen wir das nicht selbst übernehmen?« schlug Hardcastle vor.
»Wir hätten's verdient!«
»Mit einer Sea Lion?« Hardcastle nickte. »Seid damals der Vizepräsident hiergewesen ist, hab' ich keine Sea Lion mehr geflogen«, wandte Geffar ein. »Das wäre keine gute Idee...«
»Sie arbeiten zuviel«, sagte Hardcastle. »Sie brauchen einen Flug, bei dem sie sich entspannen können. Ich habe die V-22 in letzter Zeit oft geflogen. Und der Fall scheint ziemlich einfach zu sein - irgendein Arzt im Ruhestand, der vergessen hat, sein Funkgerät einzuschalten. Also, wie war's damit?«
Geffar zögerte keine Sekunde. Sie meldete sich beim Zentralcomputer ab und warf ihren Kopfhörer auf die Konsole. »Okay, Hardcastle, fliegen wir!«
Sie warteten, bis die Maschine - eine einmotorige Cessna 210 -die Plattform überflogen hatte, und starteten dann sofort hinter ihr. Die Cessna befand sich einige Seemeilen weit innerhalb der ADIZ, als die V-22C von links hinten zu ihr aufschloß und sich dem Piloten bemerkbar machte.
»Cessna Three Victor November, hier U. S. Border Security Force«, funkte Geffar, nachdem sie sich keine fünfzig Meter neben die Einmotorige gesetzt hatten. »Sie durchfliegen ohne Freigabe ein Sperrgebiet und haben sich damit strafbar gemacht. Wir führen Sie jetzt zu einem Landeplatz. Folgen Sie diesem Flugzeug, sonst müssen wir Sie als feindlich betrachten.«
Der Pilot saß nur da und starrte die V-22C Sea Lion an. Obwohl er seinen Kopfhörer trug, antwortete er nicht.
»Cessna Three Victor November, bestätigen Sie unsere An-
weisungen, kommen.« Als Geffar jetzt noch näher an die Einmo -
torige heranging, sah sie den Piloten auf irgend etwas deuten. »Three Victor November, ich empfange keine Antwort. Winken Sie, oder wackeln Sie mit den Flügeln, wenn Sie mich hören.«
Der Pilot winkte lässig und brachte dabei sogar ein Grinsen zustande.
»Unglaublich, der Kerl kann mich hören... Irgendwie kommt er mir auch bekannt vor.« Geffar drückte auf ihre Sprechtaste. »Three Victor November, winken Sie, wenn Sie nicht funken können.«
Erneut ein rasches Winken.
»Senderausfall«, sagte Hardcastle. »Er hört uns, aber er kann nicht antworten.«
»Irgendwie kommt er mir bekannt vor«, wiederholte Geffar. »Er ist irgendein Staranwalt... Augenblick! Three Victor November? Max Van Nuys - so heißt er, glaub' ich. Er vertritt überall in der Karibik Bauträger und Investoren.«
»Ein verzogener Playboy, wollten Sie sagen«, fügte Hardcastle hinzu.
»Ich hab' schon viel von ihm gehört. Er besitzt halb Miami Beach - oder tut wenigstens so. Wer seine Initialen als Flugzeugkennzeichen bekommt, muß allerdings ein Star sein.«
»Wenn Funkgerät und VOR-Empfänger ausgefallen sind, ist's allerdings vernünftig, über die Plattform zu fliegen«, sagte Geffar. »So hat er einen markanten Punkt, von dem aus er nur nach Westen zu fliegen braucht, um den Flugplatz Sunrise Beach zu finden.«
»Aber das erklärt nicht, was er hier zu suchen hat — wie er dazu kommt, ohne Flugplan und Zollfreigabe von den Bahamas rü-berzufliegen«, stellte Hardcastle fest. »Mir ist egal, ob der Kerl ein Prominenter ist!
Wir begleiten ihn nach Opa-Locka oder schnappen ihn uns in Sunrise Beach.«
»Three Victor November, winken Sie, wenn Ihr Zielflughafen Sunrise Beach ist.« Der Pilot winkte. »Sunrise Beach ist nicht für Einflüge aus dem Ausland freigegeben. Solche Flüge müssen zu einem Platz mit Zollabfertigung führen. Wir begleiten Sie jetzt nach Opa-Locka, damit Sie kontrolliert werden können.«
Van Nuys nickte, um zu
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