Der Tag Des Falken
anderen gaben unter Van Nuys' hartem Griff nach, bevor er Geffar endlich losließ.
»Gib ihr die Waffe zurück.« Der Feuerwehr-
mann gehorchte. Geffar staunte darüber, wieviel Kraft Maxwell Van Nuys selbst in seinem offensichtlich geschwächten Zustand besaß.
»Verschwindet!« forderte Van Nuys die beiden auf. Obwohl seine Stimme schwach klang, war ihr Befehlston unüberhörbar. Die Deputies zogen sich in Hokums Zimmer zurück und knallten die Tür zu.
Van Nuys sank leise stöhnend gegen die Wand im Flur. Geffar half der hinzukommenden Krankenschwester, ihn ins Bett zurückzubringen, in dem er bewegungslos ausgestreckt liegenblieb.
»Was haben Sie sich nur dabei gedacht?« fragte Geffar vorwurfsvoll.
»Das könnte ich Sie auch fragen«, sagte er, wobei er sie aus dem Augenwinkel beobachtete. »Halten Sie sich von diesen Leuten fern.
Hokum ist zwar Polizeichef der konservativen, friedlichen Gemeinde Sunrise Beach, aber er spielt bei uns den Marshai einer Wildweststadt.
Den meisten gefällt seine rauhbeinige Art.«
»Und diesen Mann lassen Sie Flugpläne für sich aufgeben?«
Van Nuys nickte ihr lächelnd zu. »Schon gut, ich habe verstanden.
In Zukunft mache ich's wie alle anderen und gebe sie direkt bei der FAA auf. Aber das mit Hokum ist mein Ernst. Er hat das Gesetz und viele einflußreiche Mitbürger hinter sich... Okay, was wird aus uns beiden? Sehe ich Sie wieder?«
»Wie ich Ihnen schon gesagt habe, muß Ihr Verhalten restlos aufgeklärt werden.« Und meines, fügte sie im stillen hinzu, als sie sich abwandte und ohne ein weiteres Wort den Raum verließ.
Van Nuys lag auf seinem Bett und träumte von Geffar, als jemand anklopfte und die Tür einen Spalt weit öffnete. Einer von Hokums Deputies steckte seinen Kopf herein. »Sir?«
»Verschwinde.«
»Sir, der Chief möchte Sie sprechen.«
»Er soll sich zum Teufel scheren.«
»Tut mir leid... er besteht darauf, Sir.«
Van Nuys stand ruckartig auf, ohne sich das geringste von den Schmerzen anmerken zu lassen, die Sandra Geffars Mitleid er-
regt hatten, zog den Gürtel seines Bademantels fester, marschierte an dem Deputy vorbei und trat durch die Verbindungstür zwischen den Krankenzimmern.
Polizeichef Hokum lag von seinen Deputies umgeben im Bett. Er hatte gerade einen doppelten Tequila gekippt. Sein Gesicht war geschwollen und verfärbt.
»Dieser Hardcastle hat ganz schön hingelangt, was? Okay, was, zum Teufel, wollen Sie von mir?«
»Ich will wissen, was sie hier zu tun hatte.«
»Sie hat mich besucht.«
»Warum kam sie dann in mein Zimmer?«
»Vielleicht hat sie das Werk ihres Partners bewundern wollen.«
»Sehr witzig... Ich möchte Ihnen raten, sich nicht mehr mit ihr zu treffen.«
Van Nuys trat freundlich lächelnd und mit einem Nicken an Hokums Bett. Im nächsten Augenblick beugte er sich über den Liegenden und umklammerte seine Kehle mit der rechten Hand, so daß er vor Schmerz aufschrie. Van Nuys sah sich rasch um, aber keiner der Deputies machte Anstalten, Hokum zu Hilfe zu kommen.
Van Nuys beugte sich dicht über ihn, ohne seinen Griff zu lokkern.
»Paß auf, du Strolch, ich leite diese Organisation, verstanden? Ich sage, was zu geschehen hat. Und ich sage dir jetzt: Hände weg von Geffar und der Border Security. Klar? « Er ließ die Kehle des Liegenden los. »Mich interessiert, was mit meinem Flugplan und meiner Maschine passiert ist. Wäre ich mißtrauisch veranlagt, würde ich glauben, du hättest die Maschine sabotiert und den Flugplan nicht weitergeleitet, damit die Border Security mich schnappt...«
»Das ist doch Unsinn, Mr. Van Nuys!« beteuerte Hokum mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Sie haben Stoff für fünf Millionen an Bord gehabt. Was hätte mir daran liegen sollen, daß diese Lieferung nicht sicher ankommt?«
»Vielleicht sollte ich nicht durchkommen. Vielleicht wollen Sie sich meine Organisation unter den Nagel reißen. Vielleicht sollte ich mit "ner riesigen Ladung Drogen gefaßt werden...«
»Nein, nein, Mr. Van Nuys! Wenn Sie geschnappt werden, bin auch ich sofort dran. Ich tue alles Menschenmögliche, um si-
cherzustellen, daß Ihnen nichts passiert. Deswegen hab' ich die Border Security von der Cessna ferngehalten und sie kräftig eingeschäumt. Ich würde nie was tun, das unser Unternehmen ge-
fährden könnte...«
»Meine Organisation«, sagte Van Nuys, ohne völlig überzeugt zu sein, obwohl Hokum in panischer Angst vermutlich die Wahrheit sagte. »Was ist aus meinem Flugplan und der
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